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"Alle bereit?", fragte Jax in die Runde. Die anderen nickten, nur Tessa stand mit verschränkten Armen und abweisender Miene da, unausgesprochener Missmut lag in der Luft. Seufzend wandte sich Killian an sie. "Willst du uns vorher noch irgendwas mitteilen, Tessa?" Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. "Das hier ist falsch.", knurrte sie nur. Jax und Skylar wechselten einen belustigten Blick. "So oft schon getan, und trotzdem sträubt sie sich nach wie vor.", säuselte Skylar provokant. Tessas Blick schoss wütend zu ihr. "Das ist schwarze Magie, böse Magie!", rief sie. Jax hob eine Augenbraue hoch. "Du meinst, Dschinn Magie. Teufel, ihr Hexen seid solche Heuchler. Redet groß von schwarzer und weißer Magie, guter und böse Magie, dabei habt ihr doch vor vielen Jahren entschieden, was schwarz und was weiß ist, und Überraschung, Dschinn Magie ist natürlich schwarz.  Fakt ist doch, dass es keinen Unterschied gibt, Magie ist Magie, es kommt darauf an wie man sie einsetzt.", knurrte Jax genervt. Tessa verschränkte die Arme. "Ach, ist das so? Das heißt es macht überhaupt keinen Unterschied, was die Quelle der Magie ist? Es ist vollkommen irrelevant ob man die Magie aus der Natur schöpft, oder aus einem Baby, dem man die Kehle aufgeschlitzt hat.", fauchte sie. Skylar lachte leise. "Natürlich ist es relevant, habt ihr eine Ahnung wie weitaus effektiver es ist, einem Baby, Au." Sie warf Jax einen vorwurfsvollen Blick zu, der ihr einen Ellbogen in die Seite gerammt hatte. "Jetzt beruhigen wir uns alle einmal wieder. Wir wollen ja kein Baby opfern, wir wollen bloß nach Alaska. Und da ich noch ganz genau die letzte tagelange Autofahrt mit euch im Kopf habe, würde ich es bevorzugen, zu telepotieren. Außerdem hast du dich doch auch schon öfter teleportiert, oder etwa nicht? Wenn du Jax Magie nicht traust, dann telepotier du uns halt.", ging Killian dazwischen und sah Tessa erwartungsvoll an. Diese hob resigniert die Arme. "Das kann ich nicht. Ich nutze vollkommen andere Magie. Er reißt ein Loch in den Raum, durch das er uns alle schleust, wenn ich reise, rufe ich meine Ahnen an, dass sie mich führen mögen, und sie leiten mich." Jax gab einen verächtlichen Laut von sich. "Oh bitte, wie denkst du denn bringen dich deine Ahnen zu einem anderen Ort? Ich kann es dir sagen, sie reißen ein Loch in den Raum. Wie ich bereits sagte, Hexen sind heuchlerisch. Ich habe wenigstens den Stolz meine Drecksarbeit selber zu machen, und schiebe nicht alles auf meine verstorbenen Großeltern. Obwohl das echt raffiniert von euch ist, die sind ja bereits tot, die juckt es nicht mehr etwas falsches zu tun, hab ich nicht recht.", spottete er. Killian erkannte das Tessa kurz davor war, Jax an die Kehle zu gehen. Schnell stellte er sich zwischen die beiden. "Ok, ich sehe schon, wir sind alle ein wenig gereizt und angespannt im Moment. Also gebe ich euch eine Alternative zur Teleportation. Ich kaufe uns einen netten kleinen Bus und wir machen eine zwei Tages Road Trip nach Alaska. Also, welchen Weg bevorzugt ihr? Den schnellen Weg, wo wir ein Loch in den Raum reißen und innerhalb von ein paar Sekunden am Ziel sind, oder 48 Stunden auf engstem Raum eingesperrt sein, ohne die Möglichkeit zu entkommen. Ich bin mir sicher da stärkt unsere Teamverbindung enorm, vorausgesetzt ihr zerfetzt euch nicht alle bereits nach einer Stunde und ich bin dann dazu gezwungen euch alle umzubringen.", meinte Killian ruhig und sah ernst in die Runde. "Also wenn man es so betrachtet ist das Loch im Raum das kleinere Übel. Außerdem, schließen wir es doch wieder, oder nicht?", murmelte Tyler vorsichtig. Jax verdrehte die Augen. "Natürlich schließt es sich wieder." Tessa schnaubte abfällig, doch selbst sie musste einsehen das Killians Worte der Wahrheit entsprechen. Sie hielten ja kaum eine einstündige Autofahrt aus, ohne kurz davor zu sein, sich an die Kehlen zu gehen. "Aber glücklich bin ich darüber nicht.", knurrte sie und stellte sich endlich auch in den Kreis. "Wir werden es überleben.", flüsterte Jax leise. Tessa unterdrückte den Drang die Zunge raus zu strecken wie ein kleines Kind und beschränkte sich auf eine abwertende Grimasse. Jax hob eine Augenbraue und lächelte leicht, doch er war umsichtig genug um sich ein Kommentar zu verkneifen. "Bereit?", fragte er erneut. Diesmal antworteten alle mit einem Nicken, einschließlich Tessa. Jax schloss die Augen und die anderen taten es ihm nach. Die Magie floss von Jax aus durch die kleine Gruppe. Es war nur ein kurzer Moment, wo es einem so vorkam als wäre man im absoluten Nichts, treibe durch eine endlose Schwärze, ohne Boden unter den Füßen, dann fielen sie, als hätte der Boden sich aufgetan um sie zu verschlingen, und im nächsten Moment war es auch schon wieder vorbei. Sie spürten wieder einen Boden unter sich, der Wind schlug ihnen ins Gesicht und vereinzelte Schneeflocken umwehten sie. Jax öffnete die Augen und sah sich um. Sie standen auf einer Ebene, hinter ihnen nichts als weiß, vor ihnen konnte Jax schemenhaft Häuser erkennen. Er wandte sich wieder an die anderen, die versuchten sich auf den Füßen zu halten. Er musste unwillkürlich grinsen. Längere Reisen hatten es so in sich. Selbst Skylar war etwas blass und er merkte das sie den Würgereflex unterdrückte. "Alles ok, soll ich dir einen Eimer holen?", wisperte er schadenfroh. Skylar sah ihn böse an. "Ich hasse telepotieren, habe ich dir das schon mal gesagt.", knurrte sie leise. Jax Grinsen wurde breiter. "Es ist nicht schlimmer als dein Fahrstil.", konterte er gelassen. Als sich alle wieder so weit im Griff hatten, dass sie normal stehen und gehen konnten machten sie sich auf in die Richtung der kleinen Stadt. Desto näher sie ihr kamen, desto mehr Lärm war zu vernehmen. Autogeräusche und  das Lachen und Schreien von spielenden Kindern. Nach nur wenigen Minuten standen sie bereits mitten im Getümmel. Es schien ein Straßenfest oder so etwas ähnliches statt zu finden, denn es waren zahlreiche Menschen auf der Straße, die an kleinen Ständen aßen, tranken oder sich unterhielten. Dazwischen rannten Kinder herum und spielten verstecken oder fangen. Damien hob eine Augenbraue und sah zu Killian. "Die Leute sehen nicht gerade so aus als wären sie in Sorge, jeden Moment von irgend einem Monster zerfleischt zu werden.", murmelte er irritiert. Killian sah sich stirnrunzelnd um. In dem Moment ertönte ein Glockenschlag, dann noch einer und noch einer. Plötzlich änderte sich die Szene vor ihnen. Das Lachen und die Gespräche verstummten, Eltern riefen nach ihren Kindern, zerrten sie in die Häuser, Riegeln wurden vor die Türen geschoben, die Fensterläden versperrt und innerhalb von fünf Minuten lag die Straße die eben noch von Leben erfüllt gewesen war einsam und verlassen vor ihnen. Damien stieß hörbar die Luft aus. "Ich nehme es zurück, wir sind definitiv richtig hier."

Schattenwelt - Das nächste Kapitel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt