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"Ihr Hexen habt ja echt ein Faibel fürs Dramatische.", murmelte Damien leise, während er Killian und Tessa zwischen den unheilvoll erleuchteten Gruften folgte. Die Flammen der Kerzen erleuchteten die Gesichter der steinernen Engeln, welche die drei Besucher mit ihren kalten toten Augen verfolgten." Still!",zischte Tessa nur. Damien hob eine Augenbraue und war drauf und dran etwas zu erwidern, doch ein Blick von Killian genügte um ihn zum Schweigen zu bringen. Endlich erreichten sie ihr Ziel, die Versammlung des Zirkels war bereits in vollem Gange. Die Hexen standen um dem Altar herum und unterhielten sich leise. Manch Einer war gerade dabei die schwarze Kutte über zu ziehen, so auch Tessas Mutter. "Wartet hier.",befahl Tessa leise, ehe sie sich aufrichtete und festen Schrittes auf die Hexen zuging. Als ihre Mutter sie erblickte zeichnete sich einen kurzen Moment Erleichterung in ihrem Gesicht ab, doch so schnell wie er auftauchte, verschwand der Ausdruck auch wieder, und wurde durch eine kalte Strenge ersetzt. Damien und Killian beobachteten, wie Tessa an den anderen Hexen vorbeiging, direkt zu ihr Mutter. Killian sah erwartungsvoll zu Damien. Der zog nur eine Augenbraue hoch. Genervt verdrehte Killian die Augen. "Was sagen sie?", fragte er genervt. "Ich dachte lauschen verstöße gegen die Privatsphäre.", meinte Damien mit einem schadenfrohen Grinsen, doch schnell erkannte er, dass Killian nicht zum Spaßen aufgelegt war. Schnell konzentrierte er sich auf sein Vampirgehör. Während er lauschte, wanderte Killians Blick zwischen ihm und den Hexen hin und her. "Und?", wiederholte er ungeduldig. "Wenn sie so weitermacht endet dieses Gespräch in einem Desaster.", murmelte Damien nur. Killian zog eine Augenbraue hoch und sein Blick wanderte zurück zu Tessa, die ihrer Mutter gegenüber stand. Tessas Gesicht konnte Killian nicht sehen, doch im Gesicht ihrer Mutter zeichnete sich Unglauben ab. Unglauben und Wut. Obwohl sie versuchte es zu verstecken, konnte Killian die Emotionen klar und deutlich erkennen. Auf einmal hob sie eine Hand, und ihre Stimme wurde lauter, laut genug das selbst Killian sie verstehen konnte. "Wie kannst du es nur wagen?" "Das eskalierte schneller als erwartet.", murmelte Damien. Killian achtete gar nicht auf ihn, sein Blick ruhte auf Tessa, die durch den plötzlichen Wutausbruch ihrer Mutter ein paar Schritte zurück stolperte. "Sie scheint Probleme zu haben.", murmelte er und erhob sich. "Was soll das?", rief Damien ihm hinterher, doch Killian hatte bereits die Hälfte des Weges zurück gelegt, in seinen Händen hatte er plötzlich zwei Dolche und mit wehenden Mantel ging er auf die Hexen zu.

"Ihr wartet hier.", befahl Tessa und stand auf. Ohne auf eine Zustimmung zu warten ging sie los, zu ihrem Zirkel, zu ihrer Mutter, welche aufsah, als Tessa aus dem Schatten heraus trat. Kurz zeichnete sich so etwas wie Erleichterung auf ihrem Gesicht ab, doch es verschwand sofort wieder. Doch es war da gewesen. Tessa schluckte schwer, ein schlechtes Gewissen stieg in ihr hoch, schnürrte ihr die Kehle zu. Was tat sie nur hier? Führte einen Vampir und einen Jäger zu ihrem heiligen Ort, verriet ihren Zirkel, und wofür? Wegen den Worten eines Fremden. Nervös blieb sie vor ihrer Mutter stehen, die sie mit strenger Miene musterte. "Wo warst du? Die Sonne ist bereits unter gegangen, und Agnes sagte mir, du hast sie nie erreicht. Ich befürchtete schon das Schlimmste, das du dem Vampir zum Opfer gefallen bist.",tadelte sie ihre Tochter. Warum bist du dann hier und nicht auf der Suche nach mit? Die Frage schoss Tessa durch den Kopf, doch sie schwieg, sie wagte nicht es auszusprechen, wollte die Antwort darauf nicht hören." Es kam was dazwischen, verzeih mir, Mutter.",sagte sie stattdessen, und merkte, dass ihre Stimme leicht zitterte. Auch ihre Mutter muss es bemerkt haben, denn sie runzelte die Stirn. "Was ist los, Kind?", fragte sie streng. Tessa ging nicht auf die Frage ein, sondern sah zu den anderen Zirkelmitgliedern die schweigend ihre Unterhaltung verfolgten. Tessa konnte ihre misstrauischen Blicke im Rücken spüren, als sie sich wieder ihrer Mutter zuwendetet, die sie nach wie vor mit diesem fragenden Blick ansah. "Wir müssen reden, alleine, wenn möglich.", murmelte Tessa angespannt, doch ihre Mutter machte keine Anstalten, die anderen weg zu schicken sondern verschränkte nur erwartungsvoll die Arme. "Was auch immer du zu sagen hast, du kannst es allen sagen, wir sind ein Zirkel ohne Geheimnisse." Unwillkürlich fing Tessa an zu lachen, was ihr irritierte und fragende Blicke einbrachte. "Was amüsiert dich?", fragte ihre Mutter. Immer noch lachend antwortete Tessa: "Die Tatsache mit dem Zirkel ohne Geheimnisse." Der Blick ihrer Mutter verfinsterte sich. "Was unterstellst du uns, Tochter?",fragte sie scharf, ein gefährlicher Unterton schwang in ihrer Stimme mit. Tessa Lachen erstarb und ihre Miene wurde ernst. "Praktiziert ihr Opfermagie, Mutter?", fragte sie und schaffte es, den scharfen Tonfall ihrer Mutter zu kopieren. Einen Moment schien die Welt still zu stehen, als hätte sie sich aufgehört zu drehen. Tessa wünschte sich nichts sehnlicher als das ihre Mutter Nein sagen würde, oder anfangen würde zu lachen, oder sie empört anschauen würde, weil sie ihr so etwas unfassbares unterstellte. Doch die einzige Reaktion die Tessa bekam war ein kaltes, emotionsloses Nicken. Und dieses Nicken ließ Tessas Welt in sich zusammenstürzen. Jegliche Anspannung, Furch und Zweifel waren verschwunden, und wurden durch einen flammenden Zorn ersetzt, der ungewollt aus Tessa heraus brach. "Ihr Monster! Wie könnt ihr euch, die Ahnen und alles wofür dieser Zirkel steht nur so schändlich verraten?", fauchte sie unkontrolliert. Der Blick ihrer Mutter verfinsterte sich. "Wage es ja nicht so mit mir zu reden, Kind, du weißt gar nichts. All das kann dir nicht verständlich sein, noch nicht. Doch irgendwann wirst du es verstehen.", widersprach ihre Mutter, die Stimme war zwar ruhig, doch in ihren Augen loderte ebenfalls Zorn. "Niemals! Ich werde nicht zulassen, dass ihr weiterhin Unschuldige opfert! Das werde ich nicht zulassen!", schrie Tessa außer sich. Ihre Mutter lachte nur verächtlich. "Und was willst du dagegen tun?", fragte sie spöttisch. "Ich kann vielleicht gar nichts tun, doch der Schattenjäger der mir die Augen geöffnet hat sehr wohl. Genauso wie der Vampir der ihn begleitet." Nun entglitt ihrer Mutter die Maske der Gleichgültigkeit, und Entsetzen sowie Wut zeichnete sich in ihrer Mimik ab." Du hast sie hergeführt? Hier her, in unser Heiligtum? Wie kannst du es nur wagen? ", nun hatte auch sie ihre Stimme erhoben, und mit jedem Wort wurde sie lauter. Tessa wich einen Schritt zurück, schockiert von dem hasserfüllten Funkeln ihrer Augen, das so fremd war, und gegen sie gerichtet war. Zornig hob ihre Mutter die Hand und richtete sie auf Tessa,welche unwillkürlich die Augen schloss und auf den Schmerz wartete. Doch es kam anders als erwartet.

Schattenwelt - Das nächste Kapitel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt