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Sie waren umgeben von einer alles verschlingenden Dunkelheit. "Hat sich dezent verändert seid wir das letzte Mal hier waren. Etwas düsterer.", murmelte Skylar leise, ihre Stimme hallte unnatürlich laut durch die ansonsten totenstille Leere. Lucifer warf ihr einen undefinierbaren Seitenblick zu, trotz der unheimlichen Dunkelheit um sie herum, war er deutlich zu sehen. Es war beinahe als wäre er umgeben von Flammen, die wohl einzige Lichtquelle, in diesem endlosen Nichts, und der einzige Anhaltspunkt für Skylar und Jax, um sich hier nicht zu verirren, und womöglich die restliche Ewigkeit in dieser seelenfressenden Dunkelheit zu fristen. Schnell fügte Skylar hinzu: "Finde ich gut, sehr geschmackvoll. Vielleicht etwas spartanisch für meine Verhältnisse." "Skylar, halt die Klappe. Halt einfach die Klappe.", zischte Jax angespannt, doch Lucifer ging gar nicht weiter auf sie ein, sondern schritt zielsicher weiter. Einige Zeit folgten die beiden ihm schweigend durch die Dunkelheit, bis sie das Zeitgefühl verloren hatten, als Lucifer endlich von sich aus das Schweigen brach. "Wir sind da." Skylar und Jax sahen sich um, doch außer endloser Finsternis sahen sie gar nichts. "Und wo sind wir?", fragte Skylar vorsichtig. Ohne eine Antwort trat Lucifer einen Schritt nach vorne und verschwand. Ohne ihn fehlte Skylar und Jax der einzige Anhaltspunkt den sie hier gehabt haben. Um sie herum war alles dunkel, sie konnten oben nicht von unten unterscheiden, rechts nicht von links, vorne nicht von hinten. Es war ein Gefühl, unmöglich zu beschreiben. Selbst wenn man die passenden Worte finden würde, wäre es vollkommen unnachvollziehbar für jeden, der dieses Gefühl nicht am eigenen Leib erfahren hatte. Skylar drehte sich orientierungslos im Kreis. Oder vielleicht stand sie auch still da, sie wusste es nicht, konnte es nicht sagen. Die Dunkelheit umhüllte sie wie ein Mantel, schloss sie ein, drang in sie, vernebelte ihre Sinne, machte sie willenlos. Angst stieg in ihr hoch. Eine kalte Hilflosigkeit umfasste mit eiserner Faust ihr Herz und drückte zu, sodass sie keine Luft mehr bekam. Sie schnappte nach Luft, doch da war nichts als Finsternis. Finsternis. Nichts als Finsternis. Und plötzlich was alles vorbei. Sklyar stand da, wurde geblendet von dem unnatürlich hellen Feuerschein vor ihr, ihre Ohren klingelten, als sie plötzlich wieder Geräusche um sich herum wahr nahm. Schreie, Hilferufe, gequälte Seelen, die ihre Ewigkeit unter ständiger Folter fristen müssen, hier, an dem Ort, von dem es kein Entrinnen gab. Nicht einmal der Tod kann dich erlösen, wenn du erst einmal hier bist. Lucifer stand neben ihr und griff ins Nichts, keine Sekunde später erschien seine Hand wieder, Jax zog er mit sich. Er sah genauso aus, wie Skylar sich fühlte: Orientierungslos, verwirrt, verängstigt. Doch er hatte sich schnell wider im Griff, richtete sich auf und verbannte jegliche Art der Emotion aus seinem Gesicht und seiner Haltung. "Was war das?", fragte er ungläubig. Lucifers Lächeln war eiskalt. "Bloß ein kleiner Einblick, auf das was euch erwartet, sollte ich zu dem Schluss kommen, ihr seid mir doch nicht mehr nützlich." Mit diesen Worten drehte er um und ging durch den endlosen Gang an Türen, der Skylar und Jax so bekannt war. Die beiden blieben noch einen Moment stehen, der Blick den sie wechselten sagte mehr als tausend Worte. Lucifer hatte ihnen gerade ihre persönliche Hölle gezeigt, sollten sie ihn enttäuschen. Und die beiden waren sich einig, sie wollten nie wieder, so ein Gefühl erleben, wie gerade eben.

"Sie sind tot! Wie ist das möglich? Ich dachte die beiden können nicht sterben.", murmelte John fassungslos. Damien runzelte misstrauisch dir Stirn. "Erstens einmal, wie kommst du bitte darauf? Und zweitens, woher wissen wir das sie wirklich tot sind? Ich meine, so endgültig tot, nicht so ein Jäger tot, wie bei dir und Killian." "Die beiden sind doch keine Jäger.", mischte sich Scott ein, was Damien nur dazu veranlasste, die Augen zu verdrehen. "Danke Sherlock, das weiß ich selber. Aber erinnert ihr euch noch an das letzte Mal wo die beiden tot waren?", erinnerte er die anderen. Tessa nickte langsam. "Das ist wahr, wir hielten sie schon öfter für tot, nur um feststellen zu müssen, dass die beiden schwerer zu töten sind wie ein Schattenjäger." "Und das heißt jetzt was? Warten bis sie wieder aufstehen und so tun als hätten wir sie nicht gerade tot am Fußboden unseres Ferienhauses in Paris gefunden?", murmelte John sarkastisch. Damien zuckte mit den Schultern. "Entweder das, oder wir nutzen die Gelegenheit um die beiden in einen Tresor zu sperren den wir dann im Atlantik versenken." Er blickte enthusiastisch in die Runde, doch als keiner darauf einging, verschwand das Lächeln wieder aus seinem Gesicht und er ließ sich auf das Sofa sinken, neben dem Skylars reglose Gestalt lag. "Dann also Warten.", murrte er.

Sie blieben vor einer Tür stehen. Skylar und Jax sahen abwartend zu Lucifer, warteten darauf, dass er sie öffnete. Doch er machte keine Anstalten. Stattdessen drehte er sich zu den beiden um, ein merkwürdiges Lächeln lag auf seinen Lippen. "Nun liegt es an euch, macht etwas daraus, oder wir sehen uns bald zum letzten Mal wieder, ehe ihr ein für allemal gar nichts mehr sehen werdet." Mir diesen Worten war er verschwunden. Jax sah zu Skylar, die seinen Blick nur ebenso ratlos erwiderte. "Und jetzt?", durchbrach er das Schweigen. "Augen zu und durch.", antwortete Skylar heiterer als ihr zumute war und stieß die Tür auf. Kalte Luft stieß den beiden entgegen. Ohne einen Blick zurück trat Skylar durch die Tür, Jax beeilte sich ihr zu folgen. Als sie die Tür hinter sich gelassen hatten fanden sie sich in den Straßen Londons wieder. Es war Nacht, und doch waren die Straßen erhellt durch altmodische Strasenlaternen, in denen Kerzen brannten. Menschen eilten geschäftig an ihnen vorbei. Skylar seufzte. "War ja klar, eine persönliche Hölle. Es musste ja einen Hacken geben.", murrte sie. "Hör auf zu meckern und beginn lieber damit, denjenigen zu suchen, dem diese Hölle gehört.", knurrte Jax und sah sich um. Da ertönte eine Stimme hinter den beiden. "Das Suchen könnt ihr euch ersparen." Die beiden wirbelte herum. Hinter ihnen war ein Junge aufgetaucht, ganz in schwarz gekleidet, mit dunklen Haaren und noch dunkleren Augen. Der Junge trat näher und musterte die beiden interessiert. "Das hier ist meine persönliche Hölle. Also stellt sich nur eine Frage, was wollt ihr hier?"

Schattenwelt - Das nächste Kapitel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt