Schattenwelt - Das nächste Kapitel

31

"Wieso hast du dich damals gegen uns gewandt? Was hat dieser Jäger und dieser abscheuliche Vampir mit dir getan?", fragte Tessas Mutter. Tessa versuchte zu antworten, doch die Schmerzen welche wie Stromschläge durch ihren Körper fuhren hinderten sie daran. Da hob ihre Mutter eine Hand, und sofort ebten die Schmerzen ab. Erleichtert sank Tessa zusammen. Ihre Mutter näherte sich ihr und hockte sich vor ihr nieder, um ihrer Tochter in die Augen sehen zu können. "Jetzt antworte mir, was haben sie dir versprochen, dass du dich gegen uns gewandt hast? Macht etwa? Welche Lügen haben sie dir aufgetischt?" Aus ihrer Stimme konnte man die Ungeduld heraushören. Tessa hob den Kopf und erwiderte den kalten Blick ihrer Mutter mit einer ebenso eisigen Emotionslosigkeit. "Die Wahrheit. Von dir hab ich sie ja nie erfahren.",fauchte Tessa zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Die Miene ihrer Mutter verfinsterte sich und für einen kurzen Augenblick entglitt ihr die emotionslose Maske der Gleichgültigkeit die sie aufgesetzt hatte und gab den Blick auf ihre wahren Gefühle frei. Hass. Wut. Und Schuld? Doch so plötzlich wie sie gekommen waren, verschwanden die Emotionen auch schon wieder. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren richtete sie sich wieder auf. "Wie du meinst.", wisperte sie eisig. Dann hob sie die Hand und richtete sie auf Tessa. Diese schloss die Augen und bereitete sich innerlich auf die Schmerzen vor, doch sie kamen nicht. Stattdessen erklang eine kalte, allzu bekannte Stimme. "Aber aber, wer wird den gleich die Nerven verlieren. Wir sind hier doch alle zivilisiert, oder etwa nicht?" Tessa öffnete die Augen und sah auf. Vor ihr stand Skylar, das Handgelenk ihrer Mutter umfasst und ein diabolisches Funkeln in den Augen. Während Tessas Mutter mit vor Schmerz verzerrten Gesicht auf die Knie sank drehte sich Skylar mit einem bösartigen Lächeln zu Tessa um. "Na Rotschopf, hast du mich vermisst?"

Endlich konnte Killian leise Stimmen vernehmen. Er wurde etwas langsamer bis er zum stehen kam. Langsam schlich er sich an den Rand der Gruft und lugte hinunter. Sie waren im Zentrum des Friedhofes angelangt, hier verliefen die Gruften im Kreis, um einem großen Platz herum, in dessen Mitte ein alter steinerner Brunnen stand. Daneben war ein großer Steinaltar. Vor diesem Altar standen schwarz gekleidete Gestalten, die Kapuzen ihrer Mäntel waren tief ins Gesicht gezogen. Einzig und allein eine große rothaarige Frau zeigte ihr Gesicht. Sie hockte am Boden gegenüber einer zusammen gekauerten Gestalt. "Tessa.", flüsterte John entsetzt als er endlich neben Killian angelangt war. "Na sieh mal einer an. Schaut ganz so aus als wäre der Plan unsere kleinen Hexen ziemlich schief gelaufen. Vorausgesetzt sie hatte überhaupt einen Plan.", meinte Skylar mit kaum überhörbarem Spott in der Stimme. "Wir müssen ihr helfen.", flüsterte John drängend und machte Anstalten aufzustehen und von der Gruft herunter zu springen, doch Killian drückte ihn wieder nach unten. "Wir dürfen nichts überstürzen.", knurrte er. "Sag das ihr.", gab John zurück und deutete auf Skylar die bereits die Hälfte des Weges zurück gelegt hatte. Killian zischte wütend und erwartete, dass die Gestalten Skylar entdeckten, doch dazu kam es nicht. All ihre Blicke waren auf Tessa und die rothaarige Frau gerichtet, die sich nun langsam aufrichtete. Keiner bemerkte den ungeladenen Eindringling der sich ihnen lautlos näherte. Die rothaarige Frau hob die Hand und deutet auf Tessa, doch ehe sie einen Zauber über die Lippen bringen konnte, erschien Skylar wie aus dem Nichts vor ihr und umfasste ihr Handgelenk. Selbst aus dieser Entfernung konnte Killian geradezu sehen wie die Magie aus ihren Körper herausfloss und von Skylar aufgenommen wurde. Die anderen Hexen wichen erschrocken zurück. Skylar wandte sich zu Tessa, und auch wenn Killian ihr Gesicht nicht erkennen konnte, sah er ihr selbstgefälliges Lächeln in Verbindung mit dem sadistischen Funkeln in ihren Augen vor sich. "Zeit einzugreifen.", murmelte Killian und sprang von der Gruft. "Sie scheint alles unter Kontrolle zu haben.", meinte John der Killian folgte. "Ich mach mir nicht um sie Sorgen sondern was sie mit dem Zirkel anstellt.", gab er zurück und eilte los. Schon von weitem sah Killian wie eine der verhüllten Gestalten die Hand hob und gegen Skylar richtete. Automatisch übergab er seinem Jäger Alter Ego die Kontrolle, zog eine der silbernen Wurfscheiben unter seinem Mantel hervor und warf sie gezielt auf die Gestalt. Die Scheibe flog durch die Luft und durchtrennt präzise das Handgelenk der Hexe, welche einen Schmerzensschrei ausstieß und den blutende Stumpf umklammerte wo einst ihre Hand war. "Verdammte Scheiße!", vernahm Killian von John der hinter ihm aprubt stehen geblieben war, doch er hatte keine Zeit sich um ihn zu Sorgen den durch die Wurfscheiben waren die anderen Gestalten auf die beiden Neuankömmlinge aufmerksam geworden. Eine Hälfte der Hexen wandten sich in Killians Richtung und begannen die altbekannten fremden Worte zu murmeln, die an Killian abprallte als wären sie nichts weiter als ein lästiges kleines Lüftchen. Killian der nun langsamer geworden ist und drohend auf die Hexen zukam schüttelte genervt den Kopf. "Wann lernt ihr es endlich, Magie kann mir nichts anhaben, das hat sich in der Zwischenzeit nicht geändert.", rief er ihnen zu. "Aber im Gegensatz zu damals hat er nun ebenfalls Magie auf seiner Seite.", mischte sich Sklyar ein, die das Handgelenk der Frau losgelassen hatte und nun mit einem bösartigen Lächeln die Hand hob und begann Worte zu murmeln, die Killian noch fremdartiger vorkamen, als die normalen Zaubersprüche. Binnen weniger Sekunden sanken die Hexen in sich zusammen. Killian sah überrascht zu Skylar die ihr Werk mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete. "Ich liebe Opfermagie, die hat einen ganz eigenen Beigeschmack, erinnert mich immer an Weihnachten.", säuselte sie selbstgefällig. Endlich stieß auch John dazu und betrachtete schockiert die scheinbar toten Gestalten vor ihm. "Du hast sie umgebracht!", rief er entrüstet. Skylar verdrehte die Augen. "Nein hab ich nicht, sie leben noch, mehr oder weniger jedenfalls.", erwiderte sie und verschränkte die Arme. "Für was hältst du mich, ein Monster? Ich nehme Tessa doch nicht das Vergnügen ab, sich ihrer Familie eigenhändig zu entledigen.", fügte sie mit einem bösen Lächeln hinzu und drehte sich zu Tessa die schweigend hinter ihr stand, ihr Blick lag auf der zusammengekauerten Gestalt ihrer Mutter. "Nur zu, es ist ein befreiendes Gefühl.", flüsterte Skylar mit einer einladenden Handbewegung. Tessa sah zu ihr, dann wanderte ihr Blick zu Killian, der keine Regung zeigte, und John, der eindringlich den Kopf schüttelte. Tessas Gedanken überschlugen sich, doch alles wurde zur Seite gedrängt durch eine einzige Emotion. Hass. Ein unbändiger Hass der sie dazu trieb, die Hand zu heben, um ihrer Familie ein für allemal Einhalt zu gebieten.