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Ungläubig sah John dabei zu wie Tessa ihre Hand hob, in ihren Augen funkelte purer Hass. Als er Killian einen Blick zuwarf, erkannte nicht die kleinste Regung in dessen Gesicht. Vollkommen emotionslos stand sein Cousin da und beobachtete wie Tessa drauf und dran war die hier anwesenden Hexen zu töten. Das konnte er doch nicht einfach zulassen? Kurzentschlossen stürmte John nach vorne und stellte sich zwischen Tessa und ihre Mutter, die nach wie vor geschwächt durch Skylar am Boden kniete, den Kopf gesenkt, bereit ihr Schicksal entgegenzunehmen, vollkommen irrelevant wie dieses aussehen mag. "Tessa, das kannst du nicht wirklich wollen.", flüsterte er eindringlich und sah Tessa direkt in die Augen. Sie erwiederte seinen Blick und der Hass verschwand aus ihrer Miene und wurde ersetzt durch einen Ausdruck der innerlichen Zerissenheit. "Sie müssen büßen für all die Gräueltaten die sie begangen haben.", wisperte sie, in ihrer Stimme schwang Zorn und Schmerz mit. "Geh mir aus dem Weg, John.", fügte sie hinzu und sah ihn flehendlich an, doch John dachte gar nicht daran, dem Befehl folge zu leisten. Statdessen machte er noch einen Schritt auf Tessa zu. "Sie mögen es verdient haben, bestraft zu werden, doch nicht durch deine Hand. Werde nicht zu dem gleichen Monster, wie sie es sind." Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. In Tessa schien irgendwas zusammenzubrechen, und der Hass verschwand vollkommen und wurde ersetzt durch Resignation und Verzweiflung. Zitternd ließ sie die Hand sinken und sah John mit Tränen in den Augen an. "Ich habe schon einmal dabei versagt sie aufzuhalten, und durch mein Verschulden ließen so viele Unschuldige ihr Leben. Wenn ich sie jetzt nicht aufhalte, werden sie genauso weitermachen wie bisher. Wieso kann ich trotz diesem Wissen nicht das tun, was notwendig wäre?", fragte sie ihn und Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. John nahm ihre Hand in seine. "Weil du ein guter Mensch bist, Tessa LeFleur." Einen Moment sahen sich die beiden schweigend an, ehe der Moment durch Skylar zerstört wurde, die provokant langsam in die Hände klatschte. "Wie unglaublich rührend.", murmelte sie und versuchte gar nicht erst, den Sarkasmus in ihrer Stimme zu verstecken. John drehte sich mit einem genervten Gesichtsausdruck zu ihr um, Tessas Hand hatte er los gelassen und diese trat ein paar Schritte zurück, so als wolle sie Abstand zwischen sich und den anderen Hexen bringen. Oder Abstand zwischen sich und John,  da konnte man sich nicht sicher sein. Doch darauf achtete John gar nicht, sein Blick galt einzig und alleine Skylar, die nun gelassen zwischen den Hexen hindurch schlenderte, die langsam damit anfingen, sich wieder zu regen. Ein paar versuchten sogar bereits, wieder aufzustehen, doch die Versuche blieben größten Teils erfolglos. "So unglaublich süß ich euch beide auch finde, wie ihr seht lässt mein Zauber langsam nach, also solltet ihr euch entscheiden, was ihr mit diesen Hexen anstellen wollt, am besten noch bevor sie wieder zu voller Stärke kommen.", säuselte sie und sah John abwartend an. Doch ehe dieser eine Antwort darauf geben konnte, mischte sich Killian ein. "Wir können sie nicht einfach so weitermachen lassen wie bisher. Tessa hat in einem Punkt recht, wenn wir sie am Leben lassen, werden sie weiterhin Unschuldige töten.", meinte er kühl. John warf ihm einen ungläubigen Blick zu, welchen er mit einem emotionslosen kalten Ausdruck in seinen Augen erwiderte. "Das kann nicht dein Ernst sein, du willst sie alle töten?", fragte John fassungslos. Killian zuckte nur mit den Schultern. "Es wäre nicht das erste Mal das wir uns einer Bedrohung entledigen.", erwiderte er, seine Stimme war schneidend kalt und in seinen Augen lag ein Ausdruck, den John noch nie gesehen hatte. Es war beinahe so als hätten Killians Augen die Farbe geändert, sie schienen rabenschwarz, kalt und leer. Auch Skylar schien es bemerkt zu haben, den für eine kurzen Augenblick zeichnete sich sowas wie ehrliche Überraschung auf ihrem Gesicht ab, doch er verschwand genauso schnell wie er aufgetaucht war, und ein bösartiges Lächeln umspielte ihre Lippen. "Das kann gerne ich erledigen, du musst nur ein Wort sagen, und ich richte diese Hexen hin und sorge dafür, dass sie bekommen was sie verdienen, nämlich die tiefsten Abgründe der Hölle.", bot sie an, ehe ihr Blick zu John wanderte. "Und keine Sorge, meine Seele ist nicht mehr zu retten." Ungläubig wanderte Johns Blick zwischen Skylar und Killian hin und her. Skylar sah ebenfalls zu Killian, abwartend, bereit all diese Menschen mit einem Fingerschnipsen abzuschlachten, sobald Killian ihr die Erlaubnis gab. Weshalb auch immer sie diese benötigt. Doch was John am meisten schockierte, war die Tatsache, dass Killian wirklich darüber nachzudenken schien. "Killian, du ziehst das doch etwa nicht ernsthaft in Erwägung?", fragte John. Er wollte einfach nicht glauben das Killian dazu fähig wäre, doch dieser sah seine Cousin nur aus diesen unheimlich kalten, schwarzen Augen an. "Es wäre nicht das erste Mal. Sie verdienen keine weitere Chance mehr." Seine Stimme hörte sich unwirklich monoton an, fast so, als wäre es nicht Killian der diese Worte sagt, sondern als ob er nur als Sprachrohr für etwas anderes dienen würde. Etwas Grausames, abgrundtief Bösartiges. "Wenn du wirklich so denken würdest, dann wäre sie auch schon tot." Anklagend zeigte er auf Skylar, die nur eine Augenbraue hob, doch ansonsten schwieg. Kurz blitzte in Killians Augen so etwas auf wie Menschlichkeit, also sprach John unbeirrt weiter. "Genauso wie Jax, Damien, Davina, Scott, Tyler, sogar Tessa. Sie alle haben unverzeihliche Dinge getan, oder etwa nicht? Seit meinem Gespräch mit unserem Onkel, wo er mir all diese abscheulichen Dinge über die Anderen verraten hatte, habe ich darüber nachgedacht, habe überlegt, was wäre, wenn er die Wahrheit sagt. Wenn Damien wirklich einst ein blutrünstiger Ripper war, oder Scott und Tyler wirklich Menschen getötet haben. Und weißt du zu welchem Schluss ich gekommen bin, es ist mir egal. Du hattest damals die Chance sie zu töten, sie aufzuhalten, doch du gabst ihnen eine zweite Chance, sahst das Gute in ihnen, und sieh sie dir jetzt an." Als er Killian in die Augen sah, stellte er erleichtert fest, dass sie wieder normal waren, von der abgrundtiefen Dunkelheit fehlte jegliche Spur. "Dieses abschlachten von Schattenwesen, das ausrotten ganzer Rudel, ganzer Zirkel, das war der Grund warum du dich damals gegen unsere Familie gestellt hast, werde jetzt nicht so wie diejenigen, die du verabscheut hast. Werde nicht so, wie Onkel Lucien." Killian blinzelte ein paar Mal, beinahe so, als wolle er die bösartige Dunkelheit die von ihm Besitz ergriffen hatte vertreiben, ehe er seinen Blick wieder auf John richtete. "Du hast Recht.", murmelte er resigniert. "Was?", zischte Skylar ungläubig. Killian drehte sich zu ihr. "Es gibt noch einen anderen Weg, sie davon abzuhalten, weiterhin Unschuldige zu töten.", murmelte er, mehr zu sich selbst. Skylar verschränkte herausfordernd die Arme. "Und der wäre?", fragte sie schnippisch. "Wir zertören den Grund für die Opfer, die Verbindung zu ihren Ahnen."

Schattenwelt - Das nächste Kapitel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt