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"Denkt ihr wirklich ich sei so leicht manipulierbar, das ich euch eure Lügen wirklich abkaufen würde?", fauchte Tessa angriffslustig. Der Vampir verdrehte genervt die Augen und zischte wütend. Der andere Junge, Killian, musterte sie mit einem beinahe mitleidigen Blick. "Oh, ich denke sehr wohl das du manipulierbar bist, doch nicht wir sind es, die dich manipulieren." Tessas Blick wanderte zu ihm. "Denkt ihr wirklich ich würde es zulassen das ich mich gegen meinen eigenen Zirkel wende? Niemals. Sie werden bald merken das ich vermisst werde, und dann werden sie kommen und sie werden euch aufhalten, ihr Monster." Die letzten Worte richtete sie wieder an den Vampir, der unerwarteter Weise anfing zu lachen. "Monster? War es nicht dein Zirkel der vor nicht einmal 24 Stunden ein Baby in einem Brunnen ertränkt hat? Aber natürlich, wir sind hier die Monster.", spottete er. Für einen Moment erschien eine zögerliche Miene auf Tessas Gesicht, doch sie hatte sich sofort wieder im Griff. "Was letzte Nacht geschah geht euch gar nichts an. Ihr wisst gar nichts! Mein Zirkel tat,was notwendig war, um uns und auch die Welt vor großem Unheil zu schützen. Doch du, Vampir, bist ein grausames Monster, das in der Nacht jagt und sich vom Blut Unschuldiger ernährt. Sag, wie viele Menschen hast du bereits getötet? Wie vielen Menschen hast du das Leben genommen, um deine verdorbenen Triebe zu befriedigen?" Er hob eine Augenbraue, seine Miene war erstarrt. "Ja, ich mag Menschen getötet haben, um meine, wie du es so lyrisch ausgedrückt hast, verdorbenen Triebe zu befriedigen, doch selbst ich, ein abscheuliches Monster wie du es nennst, habe Grenzen. Und Babys gehören definitiv dazu.", zischte er leise, ein gefährliches Funkeln lag in seinen Augen. Doch es verschwand sogleich wieder und das spöttische Grinsen erschien erneut auf seinen Lippen. "Genau genommen alles unter 18. Kannst du das von deinem Zirkel auch behaupten, oder opfern sie alles was sie in die Finger bekommen? Gestern ein Baby, heute ein Greis, was wird es wohl morgen sein?" "Damien, das reicht!", fuhr der Jäger ihm ins Wort. Damien sah seinen Begleiter ohne ein Zeichen der Reue an. "Was denn, ich will doch nur helfen.", meinte er sarkastisch. "Du bist alles andere als hilfreich.", knurrte Killian ohne auf den Saraksamus einzugehen. "Ich sage doch nur die Wahrheit.", verteidigte sich Damien, nach wie vor das schadenfrohe Grinsen im Gesicht. "Am besten du sagst gar nichts mehr.", gab Killian trocken zurück. Einen Moment sah es fast so aus, als würde Damien noch etwas erwidern, doch er entschied sich dagegen und schwieg, jedoch nicht ohne ein provokantes Grinsen in Tessas Richtung. Die ignorierte ihn gekonnt und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Killian. Er schwieg noch einen Moment, als wolle er sicher gehen das es nun zu Ende war, ehe er sich wieder an Tessa wandte. "Du weißt also nichts von den Machenschaften deines Zirkels? Und ich rede hier nicht vom ertränken der Hexenbabys ohne Magie, auch wenn dies alleine schon eine Gräueltat ist. Ich rede von den Machenschaften im Verborgenen, welche selbst andere Zirkel nicht gutheißen würden. Ich rede von Opfermagie, Blutmagie, dem Töten Unschuldiger Seelen zum Erreichen von noch mehr Macht. Tessa sah ihn fassungslos an, ihre Gedanken überschlugen sich. Ihr Zirkel soll Blutmagie praktizieren? Unmöglich, das konnte sie nicht glauben, wollte es nicht glauben. Doch diese Selbstverständlichkeit, mit der dieser Jäger die Worte aussprach, mit diesem Überzeugten Ausdruck im Gesicht, ließ Tessa zweifeln, an ihren Zirkle, ihrer Mutter, an sich selbst. Konnte sie wirklich so blind gewesen sein? Sie hasste sich dafür, hasste sich selbst für die Zweifel in ihr, fühlte sich als Verräterin, dass sie diese Zweifel überhaupt zuließ, doch sie konnte sie nicht verdrängen. Killian musste ihr ihren innerlichen Zwiespalt angesehen haben, denn er ging noch einen weiteren Schritt auf sie zu und sah ihr in die Augen. "Ich kann es dir beweisen, du musst uns einfach nur zum Heiligtum deines Zirkels führen.", flüsterte er. Tessa schloss die Augen, versuchte die Stimmen in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen. Die Eine, die ihr zuflüsterte, dass sie eine Verräterin sei, ihrem Zirkel nicht in den Rücken fallen dürfe, ihre Familie nicht hintergehen solle, und die Andere, lautere, die ihr all die Zweifel einredete, die sie dazu verführte diesem Jäger zu vertrauen, die Stimme die gewann. Mit festem Blick erwiderte Tessa Killians abwartende Miene. Langsam nickte sie. "Folgt mir."

"Was wenn es einen Falle ist?", flüsterte Damien Killian zu während die beiden der jungen Hexe folgten, die sie zielsicher durch die schmalen Gassen führte. "Instinkt. Wir können ihr vertrauen.", murmelte Killian abwesend. Damien zog eine Augenbraue hoch. "Instinkt? Sicher das dich dein Instinkt bei ihr nicht täuscht, sie ist eine Hexe." "Und du bist ein Vampir, ein Ripper sogar, und mein Instinkt hat sich auch in dir nicht getäuscht, oder etwa doch.", konterte Killian und warf Damien einen herausfordernden Blick. Dieser erwiederte den Blick schweigend, ehe er die Augen abwandte, und stattdessen zu dem Mädchen sah, dass sich nicht zu ihnen umdrehte sondern stur weiter lief. "Was machst du mit dem Zirkel wenn wir ihn gefunden haben?", fragte Damien neugierig. Killian seufzte und sah in die Ferne. "Das kommt einzig und allein auf sie an.", antwortete er wage. Plötzlich wurde Tessa langsamer. Sie waren in einer Sackgasse angelangt, jedenfalls schien es auf den ersten Blick so. Doch der zweite offenbarte eine unscheinbare Holztür, auf welche Tessa nun zuging und ein paar Worte murmelte, welche die beiden Jungs nicht verstehen konnten. Quietschend öffnete sich die Tür und machte den Blick frei auf einen Friedhof, der in völliger Dunkelheit vor ihnen lag. Eine unheilvolle Stille legte sich über die Landschaft, als die drei Gestalten den Friedhof betraten. "Unheimlich.", murmelte Damien leise. "Ich dachte du würdest dich hier wohl fühlen, umgeben von Tot.", spottete Tessa. "Ich bin ein Vampir, kein Grufti. Außerdem bin nicht ich derjenige, der Menschen auf Friedhöfen das Herz heraus schneidet.", konterte Damien. Ehe Tessa etwas darauf erwidern konnte, hob Killian die Hand um die beiden zum Schweigen zu bringen und zeigte in die Dunkelheit. Tessa kniff die Augen zusammen, um diese ein wenig an die Dunkelheit zu gewöhnen und wirklich, in der Ferne erkannte man wage Gestalten. "Bereit das wahre Gesicht deines Zirkels zu sehen?", fragte Killian leise. Einen Moment sah es so aus, als würde sie umdrehen und davon laufen wollen, doch dann ging sie mit einem verbissenen Gesichtsausdruck auf die Gestalten zu, bereit der Wahrheit ins Antlitz zu blicken, möge es noch so hässlich sein.

Schattenwelt - Das nächste Kapitel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt