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"Und wie kommen wir jetzt nach New Orleans? Ich meine, wir verdienen nicht wirklich Geld. Ich weiß sowieso nicht, wie Killian das alles immer finanziert.", murmelte Scott. "Familienerbe. Schließlich sind wir die einzigen Hunter die noch über sind.", antwortete John beiläufig. "Ernsthaft? Na dann besorg doch ein paar Flugtickets für uns, du bist schließlich auch ein Hunter.", drängte Damien ihn. John schüttelte den Kopf. "Das geht nicht, offiziell bin ich nach wie vor John Miller, nicht John Hunter. Bisher gab es noch keinen Grund dafür das zu ändern, ich habe keinen Zugriff auf die Familienkonten. Ich bin kein echter Hunter. " Damien seufzte. "Großartig, wir haben hier einen Hunter der Zugriff auf ein weitreichendes Familienerbe hätte, aber leider kein Passwort.", knurrte Damien zynisch. Da mischte sich Tessa plötzlich ein. "Ich bring uns hin." Nun lagen alle Blicke auf ihr. "Wie?", fragte Davina spitz. "Ich telepotiere uns.", antwortete Tessa mit fester Stimme. "Ich dachte das ist verboten oder so irgendwas.", murmelte Tyler fragend. Tessa seufzte nur resigniert. "Ich lasse nicht zu das wir Killian verlieren.", fauchte sie gereizt. "Da bin ich auch bereit ein paar kosmische Regeln zu brechen. Aber ich werde eure Macht brauchen, ich muss euch alle als Energiequelle anzapfen, ansonsten funktioniert der Zauber nicht. Und wir sollten es nicht drinnen machen." Ohne eine weitere Erklärung verließ sie den Raum. Die anderen folgten ihr schweigend. Draußen auf den Straßen war nach wie vor die Hölle los, daher verzog sich die kleine Gruppe in eine der zahlreichen Seitengassen, die dunkel und verlassen dalag. "Und was jetzt?", fragte Damien, doch ehe Tessa die Gelegenheit hatte zu antworten, ertönte plötzlich eine Stimme aus den Schatten. "Ich wollte ihnen nicht glauben als sie mir sagen du würdest dich mit so einem Abschaum abgeben, doch dieser Jäger hat dir wohl noch mehr den Kopf verdreht als ich gedacht habe." Scott und Tyler gingen sofort in Verteidigungsstellung, ihre Augen begannen zu glühen. John und Tessa sahen sich um, doch es war zu dunkel um etwas zu erkennen, doch Damien erstarrte, stand einfach nur da, wie paralysiert. "Das ist unmöglich.", flüsterte er ungläubig. Er kannte die Stimme, er dachte er würde sie nie wieder hören. Bilder erschienen vor seinem inneren Auge, schreckliche, blutige Bilder. "Was ist los, Bruder? Dachtest du etwa du würdest mich nie wieder sehen. Das dachte ich auch, nachdem du mich so schändlich verraten hast." Die Stimme war klar und deutlich zu hören, doch die Person zu der sie gehörte war nicht zu erkennen. Die Stimme schien direkt aus den Schatten zu kommen. "Damien, was ist los?", fragte Tessa besorgt, doch Damien hörte sie gar nicht. Er hatte nur Ohre für die Stimme. "Genau, Damien, was ist los? Freust du dich nicht mich zu sehen?" "Das ist bloß ein Trick, ein Trick von Skylar und Jax. Sie wollen mich aus der Fassung bringen. Du kannst nicht hier sein, du bist tot!", rief Damien in die Schatten hinein. Die Stimme begann zu lachen. "Und wessen Schuld ist das? Das war dieser Jäger, und anstatt mich zu retten, deinen Freund, deinen Erschaffer, deinen Bruder, verbündest du dich mit ihm." Damien schüttelte den Kopf. "Das ist nicht echt, Aiden ist tot!", rief er aufgebracht. Plötzlich ertönte die Stimme direkt hinter Damien. "Bin ich das?" Er wirbelte herum, und erstarrte. Aiden stand hinter ihm, er sah genauso aus wie an dem Tag, an dem Killian ihn gepfählt hatte. Der einzige Unterschied waren seine Augen, sie hatten früher auch schon dieses bösartige Funkeln, doch nun war da nichts als Dunkelheit, ansonsten waren sie leer, tot. "Wie ist das nur möglich?", murmelte Damien fassungslos. "Damien, wer ist das?", knurrte Scott angriffslustig. Aiden warf ihm einen abwertenden Blick zu. "Du gibst dich mit so was ab? Das ist traurig. Und als nächstes erzählst du mir noch, du ernährst dich von Blutkonserven." Damien antwortete nicht, konnte seinen Blick aber auch nicht von seinem alten Freund abwenden. Der deutete sein Schweigen als ein ja, und er verzog das Gesicht. "Das ist abstoßend! Du verleugnest dich selbst. Wo ist der Damien den ich kannte, den Damien den ich mit Stolz Bruder nennen konnte. Der Damien, der Spaß daran hatte, mit seinen Opfern zu spielen. Der Spaß daran hatte, sie auszusaugen. Der fröhliche Lieder gesungen hat, noch während seine Opfer ihn anflehten sie zu verschonen. Der sie mit einem Lächeln im Gesicht zerfetzt hat, weil es ein Spaß für ihn war, den Bullen dabei zuzusehen, wie sie die Opfer wieder zusammen setzten, als wären sie ein Puzzle." John sah fassungslos zu Damien. Er konnte nicht glauben was er da hörte. Damien soll all diese schrecklichen Dinge getan haben? Er wollte es nicht glauben, wollte das es eine Lüge ist, doch an Damiens Miene erkannte er, dass dieser Vampir die Wahrheit sprach. Dieses blutrünstige Monster, von dem Aiden erzählte, war wirklich Damien. Aiden schien die Fassungslosigkeit der Umstehenden gar nicht richtig mitzubekommen. Er hatte nur Augen für Damien. "Wo ist der Ripper, den ich kannte? Der Ripper, der selbst Jack wie einen blutigen Anfänger hat aussehen lassen? Wo ist der Vampir den ich meinen Bruder nannte?" Endlich löste sich Damien aus seiner Starre. "Dieser Vampir ist schon lange tot. Er wurde an dem selben Tag getötet, wie du.", knurrte er leise. Aidens Blick verfinsterte sich. Damien, der sich von dem anfänglichen Schock scheinbar wieder erholt hatte, ging langsam auf Aiden zu, der jedoch nicht zurück wich, sondern nur erwartungsvoll dastand. "Dieser Tag, wo Killian uns fand, war das Ende des Ripper. Killian hat mich gerettet, hat mich auf den richtigen Pfad geführt. Anders als du. Von dem Tag an wo du mich verwandelt hast, hast du mich zu einem Monster gemacht, hast meinen Blutdurst genährt, meine Menschlichkeit ausgelöscht, mich manipuliert, so zu sein wie du mich haben wolltest, Tag für Tag, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt. Du hast mich glauben lassen, Vampir zu sein bedeutet ein Monster zu sein. Doch das stimmt nicht. Man muss kein Monster sein, man kann Vampir sein, und trotzdem seine Menschlichkeit bewahren. Damals war ich bereit zu sterben, hätte mich von Killian durchbohren lassen, um meinen Schuldgefühlen zu entkommen, doch Killian sah etwas in mir, das ich selbst nicht sah. Licht. Er hat mir damals geholfen. Bitte, Aiden, lass mich dir helfen. Auch du kannst deine Menschlichkeit wiederfinden. Ich kann dir dabei helfen." Für einen Moment zögerte Aiden, doch der Moment verflüchtigte sich schon bald, und Aiden begann zu lachen. "Meine Menschlichkeit wiederfinden? Ich möchte meine Menschlichkeit nicht wiederfinden. Warum sollte ich menschlich sein wollen, wenn ich doch besser bin, als es der Mensch jemals sein wird. Ich bin ein Vampir, und darauf bin ich stolz! Das warst du auch einmal. Aber keine Sorge, ich werde dir dabei helfen, dich zu erinnern was es heißt, ein Vampir zu sein."

Schattenwelt - Das nächste Kapitel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt