57. Kapitel

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Jungkook pov.

Wenn man sich Bilder von Großstädten ansah waren die meisten Bilder doch von der ästhetischen Oberseite. Die Stadt wurde von oben fotografiert, um ihren schönsten Winkel einzufangen. Doch wenn man unten stand, wo diese scheinbar großen wunderschönen Gebäude anfangen bemerkte man die Dunkelheit die es eigentlich mit sich brachte.

Das sah dem Menschen ähnlicher als man vielleicht glaubte, wenn man Mal drüber nach dachte.

Heute hatten wir den 1. November und ich hatte mich dazu entschieden raus an den Han River zu gehen, weil es ein guter Platz zum Nachdenken war. Es war zwar kalt, aber das war nicht so wichtig. Meine Mutter und Sunmi sahen sehr überrascht aus, als ich an ihnen vorbei ins Freie trottete. Wenigstens redeten sie mich nicht unnötig voll. Mir war halt einfach danach und theoretisch konnte ihnen egal sein, wann ich was tat.

Ich schloss meine Augen und lehnte mich über das Geländer und lauschte.
Ich liebte das Geräusch von Wellen,  die sich aneinander brachen. Für einen Augenblick hatte man das Gefühl nichts anderes tuhen zu müssen, als ihnen zuzuhören, wie sie ihre Geschichte erzählen. Einfach atemberaubend. Wie schön es wäre ein Teil dieser Geschichte zu sein und still drin zu versinken.

„Warum weinst du?“ ich zuckte zusammen und sah den fremden Jungen aus aufgerissen Augen an. Mein Puls verlangsamte sich etwas und ich kam wieder zurück in die Realität. Mein Blick wurde ausdruckslos. Ich machte mir nicht die Mühe meine Tränen wegzuwischen, er hatte sie eh schon gesehen.

„Ich glaube nicht, dass dich das was angeht.“ ich richtete meinen Blick wieder auf das dunkelblaue Wasser. „Da hast du wahrscheinlich Recht und trotzdem hilft es drüber zu reden.“aber doch nicht mit einem Fremden er könnte sonst wer sein.„Ich kenn dich nicht mal, also lass mich in Ruhe.“

„Seokjin.“„Was?“„Mein Name ist Seokjin.“ als hätte ich nach diesem gefragt.„Aha. Nur leider sagt der nicht viel über dich aus, noch ist er wichtig.“ als wenn ich jetzt mehr darüber wissen würde, was für ein Mensch er war.„Oh glaub mir der Name ist das wichtigste für einen Menschen“ verwirrt wendete ich keinen Blick zu ihm.„Es ist das einzige, was nur dir gehört und was dir niemand wegnehmen kann.“ wenn ich so drüber nachdachte hatte er recht.

„Man kann dir alles wegnehmen von materiellen Dingen bis zu deinem Leben. Doch dein Name, der bleibt bei dir und wird nicht verschwinden.Niemals. Dein Name wurde sie geschenkt, weil du es wert bist so etwas wichtiges zu tragen.“ er war weiser als er aussah.

Für eine Weile schwiegen wir beide. Jeder war in seinen eigenen Gedanken gefangen. Ich musterte ihn. Er war dünn, aber nicht zu dünn. Breite Schulter. Und ein hübsches Gesicht. Hatte der Glück so gut auszusehen. Er konnte sich wahrscheinlich jeden Morgen im  Spiegel ansehen, ohne sich Sorgen zu machen, gleich kotzen zu müssen. Er sah so lebensfreudig aus. Hatte wahrscheinlich schon so viel schönes erlebt, was ihm dieses leichte lächeln, was er gerade trug, auf die Lippen zauberte. Das Leben war so unfair.

„Jungkook.“„Hm?“„Das ist mein Name.“

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ℂ𝕠𝕞𝕡𝕝𝕚𝕔𝕒𝕥𝕖𝕕 𝕃𝕠𝕧𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt