- Rory -
Mit einem lauten Klatschen, landete ich auf dem harten Boden, des Schulganges. Meine Tasche schlidderte über den gebohnerten Boden und wurde erst durch einen der Spinde, an der Wand, gestoppt. Ich war auf dem Knien gelandet und biss fest meine Kiefer aufeinander, um nicht laut aufzujaulen. »Ahhh ... Mist verdammter!« Zischend stand ich auf und presste eine Hand auf mein Knie, um den Schmerz zu vertreiben. Das war wieder typisch für mich. Eine Chance zu stolpern - ich ergriff sie. Ich konnte Mom jetzt schon hören und fluchte leise auf dem Weg aus dem Schulgebäude. Ich durfte mir das Geschwafel meiner Musiklehrerin anhören, die mich dazu überreden wollte, für die Theater AG das begleitende Klavier zu spielen. Das hieße jedoch, dass ich zwei Tage in der Woche zwei Stunden länger in der Schule verbringen musste, worauf ich nicht wirklich scharf war.
Außerdem waren jetzt erst einmal Ferien. Ich hatte wirklich was anderes im Kopf. Party, Spaß und was auch immer, aber sicher keine Schule und ganz sicher keine Theater AG. Schnell schnappte ich meine Tasche und humpelte aus dem Schulgebäude. Ich musste meinen Rucksack noch packen und in drei Stunden würde Zach da sein. Hauptsache Laura war pünktlich.
»Zach ich muss mal ...«, quengelte Laura und quetschte sich zwischen den Vordersitzen hindurch zu uns nach vorne. Zach rollte mich den Augen und ging vom Gas. »Wegen dir kommen wir noch zu spät.« Sichtlich genervt steuerte er die nächste Raststätte an. »Zu spät ... für was denn zu spät?«, wiegelte sie ihn ab und schüttelte dabei hektisch den Kopf. »Ich werde dich daran erinnern, wenn nachts das Zelt aufgebaut wird, weil wir dafür später keine Zeit mehr haben.« Ich lachte auf. Auch wenn er schon Recht hatte, er würde uns Mädchen niemals dabei hängen lassen.
Laura sprang aus dem Wagen und verschwand in der Tankstelle. Nur wenig später, kam sie wieder herausgeschossen und lief um das Gebäude herum. Zach und ich schauten uns lachend an, bis sein Lachen verstummte und er mich Ernst ansah. »Rory ... reißt du dich wenigstens, so weit weg von Zuhause, zusammen? Bitte?« Ich verengte meinen Blick und presste meine Lippen zusammen. Musste er immer den Goodboy heraushängen lassen? Außerdem war ich gar nicht so schlimm, wie er immer dachte ... fand ich. »Wenn ich bei Grandpa auf eine Kirchenveranstaltung will, sag ich dir vorher Bescheid. Jetzt fahre ich auf ein Festival.« Bockig verschränkte ich meine Arme vor der Brust und schaute auf das Tankstellengebäude. Ich wusste, dass so eine Rede kommen würde, nur hatte ich sie noch nicht jetzt erwartet.
»Hey ... sieh mich an«, sagte Zach mit ruhigem, leicht entschuldigendem Ton und löste meine Arme, um mich zu sich zu drehen. "Ich mache mir einfach zu viele Sorgen um dich. Dann ... bleib wenigstens immer in meiner Nähe, okay? Die Stadt ist groß, wer weiß, was für Gestalten dort herumlaufen. Ich möchte dich schon in einem Stück wieder mitnehmen.« Warum hat dieser Junge so einen Draht zu meinem Gewissen? Waren es seine lieben blauen Augen? Ich wusste es nicht. Er war nämlich die Person, die gerufen wurde, wenn ich entweder wie eine Furie auf jemanden losging, oder über die Stränge schlug und sie mit mir nicht mehr klarkamen. Er schaffte es immer schnell, mich wieder auf den Boden zu holen. Beides war leider schon mehrfach vorgekommen, was mich aber nicht stolz machte. Wenn Dad das wüsste, wäre er sicher enttäuscht von mir. Und Zach hatte jedes Mal dafür gesorgt, dass Dad nichts erfuhr. Mom war noch vorsichtiger, weshalb sie diejenige war, die immer alles als letzte erfuhr. Ich wollte sie nie beunruhigen.
»Zach ... ich mach das doch nicht mit Absicht. Ich will doch nur Spaß haben. Mehr nicht.« »Kannst du dann wenigstens in meiner Nähe Spaß haben? Wenigstens heute?« Dieser Hundeblick erreichte mich und ich nickte zustimmend, als die Tür wieder aufgerissen wurde und Laura auf die Rückbank sprang. Wir konnten weiter. Das Festival war schon früh ausgeschildert und nicht zu verfehlen. Die Animals dröhnten mit 'House of the risin' Sun' aus dem Radio, als wir das Festivalgelände endlich befahren konnten. Die Schlange schien unendlich. Trotzdem schafften wir es, einen recht guten Platz, in der Nähe des Geländes an den Bühnen, zu ergattern.
Der ganze Trubel war faszinierend. Am liebsten wäre ich sofort zu den Bühnen gelaufen, denn es spielten bereits Bands. Wir wären ja gern früher gefahren, doch die Schule mussten wir noch hinter uns bringen. Ich war hibbelig und schaute mich immer wieder neugierig um. So viele Menschen und alle waren wegen ein und demselben Grund hier. Das allein war schon ergreifend. »Zach ... lass uns schnell machen ... ich will endlich...« »Dann starr keine Löcher in die Luft, sondern lade die Sachen aus.« Er sah jetzt schon verzweifelt aus, weshalb ich ihm feixend in seine Seite piekste.
Zusammen mit Laura wuchtete ich das Dreier-Zelt aus dem Kofferraum und ließ es mit einem Krachen auf den Boden fallen. Prustend drückte Laura ihre Hand vor den Mund, während Zach uns lachend und kopfschüttelnd betrachtete. »Lach' nicht - Helf lieber!«, forderte Laura schnaufend und schob mich beiseite um die einzelnen Teile des Zeltes auszubreiten. Eine Truppe erweckte meine Aufmerksamkeit. Einige waren die reinsten Blumenkinder, mit bemalter Haut und wenig Kleidung. Dann gab es da zwei Jungs, die da nicht so ganz hineinpassten. An einem der Beiden blieb mein Blick hängen. Er hatte schwarze Haare und war ziemlich muskulös. Seine breiten Schultern, die er mir zudrehte, machten mich neugierig. Ich musste immer wieder zu ihm herüberschauen, weil ich unbedingt sein Gesicht sehen wollte. Immer wieder, wurde ich von Zach oder Laura zur Seite geschoben, weil ich wie verträumt im Weg stand.
So ging das die ganze Zeit. Entweder schielte ich zu dem großen Zelt, unweit von uns, oder in Richtung Bühnen, bis ich von Laura ins Zelt gezogen wurde. »Umziehen!«, rief sie gackernd und sorgte dafür, dass ich regelrecht ins Zelt plumpste. Leider landete ich auch auf meinem Knie und jaulte schmerzlich auf. Die Stelle färbte sich bereits auf der Fahrt, langsam von rot zu blau und jetzt biss ich meine Zähne fest zusammen, in der Hoffnung, der Schmerz ließe schnell nach. Bloß nicht zimperlich sein. Ich zog mir, wie Laura auch, eine Jeans Hotpant und ein enges weißes T-Shirt über. Meine Haare, eine stufig geschnittene Mähne, kämmte ich noch schnell durch und stolperte vor Laura aus dem Zelt - jemandem direkt vor die Füße. Langsam ließ ich meinen Blick an dessen Beinen hochfahren und hob meine Braue. Je höher ich kam, bis mir bewusst wurde, wer hier vor mir stand und mich an den Schultern wieder aufrichtete.
Ich schaute nun das erste Mal in sein Gesicht. Seine braunen Augen lachten mich verschmitzt an, wobei seine Mundwinkel belustigt zuckten. Und das war ein besonders hübscher Mund, weshalb ich nun angenehm überrascht meine Braue hob. »Langsam, Kleine. Du hast schon ein blaues Knie. Zwei müssen doch nicht sein«, ärgerte er mich, ließ mich wieder los und ging mit einem Zwinkern seinen Leuten hinterher.
Frech! Hübsch und frech. Das machte mich neugierig. »Los, kommt ... beeilt euch mal«, drängelte ich, denn ich wollte ihn auf keinen Fall aus den Augen verlieren. »Warte. Ich muss den Wagen noch abschließen«, murrte Zachary und schob nach besagtem Abschließen den Autoschlüssel in seine Hosentasche. Und wie sollte es auch anders sein? Als ich mich wieder herumdreht, war er weg. Toll Zach!
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Fool Again | Vincent & Rory
Teen FictionFortsetzung von Our Foolish Hearts! Vorsicht Spoiler Alarm! (Ist in Überarbeitung!) Lesley & Kennedy - Dies ist die Geschichte über ihre Tochter Rory... Dass Lesley und Kennedy Eltern wurden liegt nun gute siebzehn Jahre zurück. Beide haben ihren g...