K75 | Die Beichte

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- Rory -

Mein Körper war schon von der Nacht ganz ausgekühlt, als ich mich aufraffen konnte und mich anzog um ins Haus zu gehen. Aufhören zu weinen konnte ich nicht. Das Wasser fand unaufhörlich seinen Weg aus meinen Augen und ich stolperte in mein Zimmer, knickte mit dem Fuß um und landete auf meinen Knien. Schluchzend blieb ich auf dem Boden sitzen, bis ich Hände unter meinen Achseln spürte, die mich auf die Beine zogen. Er war noch völlig verschlafen und zog mich auf seinen Schoß, schaltete die Nachttischlampe an und strich mir liebevoll meine Haare aus dem Gesicht. "Sugar... war ist denn los? Wo kommst du jetzt noch her? Und warum weinst du?", fragte er leise und mit Bedacht, strich mir meine Haare hinter die Schulter und schaute mich an. Verzog dann jedoch gleich sein Gesicht und schob mich energisch von seinem Schoß.

Ich wischte mir die letzten Tränen von den Wangen und schaute ihn verdutzt an. Er sah mein verwirrtes Gesicht und presste seine Lippen aufeinander, zeigte auf meinen Hals. Was hatte ich dort? Langsam berührte ich meinen Hals und als ich den leichten Schmerz fühlte, wusste ich was er sehen konnte.

"Wie dreist bist du eigentlich?", blaffte er kopfschüttelnd und stand auf, ging zu dem Stuhl über dem seine Sachen hingen und begann sich anzuziehen. Ich ging zu ihm und wollte etwas sagen, doch sein enttäuschter Blick schnürte mir die Kehle zu. Es schmerzte mich, dass ich ihn so sehr verletzte, denn er war mir keinesfalls egal.

"Donnie... bitte... es tut mir leid." Sein stechender Blick traf auf mich. "Ich sage dir heute, dass du für mich die Frau meines Lebens bist, gehe vor dir in die Knie und gestehe dir meine Liebe und du nimmst meinen Antrag an... und nur wenige Stunden später fickst du ihn!? Während ich hier in deinem Bett, nur wenige Meter entfernt liege?" Er schloss seinen Gürtel und schlüpfte in seine Schuhe. "Es ist aus, Rory... ich mache das nicht mehr mit... ich habe viel toleriert, mir viel gefallen lassen und ertragen. ES REICHT! Werd doch glücklich mit deinem Superstar!" Mit einem lauten Knall fiel meine Zimmertür ins Schloss und ließ mich zusammenzucken. Nun hatte ich auch ihn verloren und sank neben mir stehend auf den Stuhl, über dem eben noch seine Sachen lagen. Schlafen konnte ich diese Nacht nicht.

Die nächsten zwei Tage kam ich kaum aus meinem Zimmer. Das College ließ ich sausen, verkroch mich in meinem Bett und wollte niemanden sehen. Am dritten Tag stand Emma in meinem Zimmer und setzte sich zu mir auf die Bettkante. "Rory... sagst du mir endlich, was mit dir los ist? Lesley macht sich auch schon Sorgen um dich." Ich setzte mich auf und blinzelte sie durch meine geschwollenen Lider an.

"Es ist aus... Donnie hat noch in de selben Nacht die Verlobung wieder gelöst." Emma schlug entsetzt ihre Hände vor den Mund. "Bitte versprich mir, dass du Vincent nichts davon erzählst!" Sie verengte ihre Augen. "Aber warum denn nicht?" - "Versprich es mir", antwortete ich ohne auf Ihre Frage einzugehen und erhielt von ihr ein bestätigendes Nicken. Sie würde schweigen. Erleichtert rollte ich mich wieder auf meinem Bett ein und schluchzte in mein Kissen, während Emma hinter meinem Rücken lag und mir immer wieder beruhigend über meine Haare strich.

~

Im College mied ich Donnie, nahm in den gemeinsamen Lesungen einen Platz am anderen Ende des Saales ein und versuchte so gut es ging einfach nur zu überleben. Von Vincent hörte ich nur aus den Medien. Er nahm ein neues Album auf, war erfolgreich wie noch nie in New York und auch in Europa. Er ging seinen Weg und ich? Ich hing schon wieder über der Kloschüssel und kotzte mir die Seele aus dem Leib. Ich hatte bereits keine Lust mehr schlafen zu gehen, weil ich wusste, wenn ich aufwache plagte mich Übelkeit. Über fünf Monate waren vergangen, seit dem Vincent verschwand und Donnie mich sitzen ließ. Meinen Bauch konnte ich bisher gut verstecken, ich trug weite Kleider und Shirts.

Die Zeit war nicht einfach für mich. Auch wenn Mom und Dad mir keine Vorwürfe machten, zu mir hielten, saß ich abends und nachts allein in meinem Zimmer. Allein mit meinem Bauch, der mich immer an ihn erinnerte und mein Herz bluten ließ. Ich konnte in der Zeit auch nicht meinen Klavierstunden weiter nachgehen. Alles was mit Musik zu tun hatte, haute mich aus den Latschen und ich war nur noch ein schluchzendes Wrack. Ich hasste mich dafür... und ich hasste Vincent dafür, dass ich viele Lieder die ich aufgrund ihrer Melancholie liebte, nun nicht mehr ertrug.

Fool Again | Vincent & RoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt