K34 | Thanksgiving

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- Vincent -

Im Flieger hatte ich bereits ein leichtes kribbeln im Bauch. Um so näher ich meinem Ziel kam, umso aufgeregter wurde ich. Wie sie wohl aussah? Ich musste über mich selbst schmunzeln, wir hatten uns sechs Wochen nicht gesehen, doch es kam mir vor wie sechs Monate. Ich sah zu meinen Händen in denen ich den kleinen Armreif hin und her drehte, den ich ihr gekauft hatte. Ein silberner Reif in dem Türkise ringsum eingelassen waren. Ich schob ihn zurück in eine Jackentasche und sah wieder hinaus über die Wolken. Noch eine Stunde und ich würde in ihren Armen liegen.

Als ich aus dem Taxi stieg und meine Tasche schulterte, kam sie mir auch schon entgegen gelaufen. In schnellen Schritten näherte sie sich und ich lies meine Tasche in den Kies fallen.

„Vincent!" sie fiel mir in die Arme die ich fest um sie schloss und sie auf die Stirn küsste. „Hey kleine Kämpferin." Ich strich ihr durch ihr duftendes Haar und ihr Kopf sank glücklich auf meine Brust. „Ich bin so glücklich das du endlich da bist. Ich lass dich nie wieder gehen, niemals." Mein Mundwinkel hob sich und ich drückte sie fester.

Mein Blick hob sich zur Eingangstür des Haupthauses und ich sah in die Augen von Kennedy. Er sah nicht gerade erfreut aus mich zu sehen, im Gegensatz zu Mrs. Thompson, die mir nun auch entgegen gelaufen kam.

„Vincent, willkommen. Rory, lass den Jungen doch erst einmal Luft holen. Komm herein Vincent." Rory löste sich aus meiner Umarmung. „Frohes Thanksgiving, Mam." sagte ich und hob meine Tasche auf. „Dir auch mein Junge, nun komm, es gibt was zu essen." Mit geschulterter Tasche und Rory im Arm, gingen wir hinauf. „Frohes Thanksgiving, Kennedy." sagte ich und lächelte Rorys Dad an. „Dir auch, Vincent. Aber nenn mich doch Mr. Thompson," entgegnete er mit weder unfreundlich, noch zu freundlich. Mit verschränkten Armen vor der Brust, wirkte er fast einschüchternd.

„Wo ist Emma?" Rory lies mich nicht eine Sekunde los. „Sie ist drüben und zieht sich um. Gleich kommen Onkel Jesse und Onkel Randy mit ihren Familien. Meine Großeltern und Onkel Buddy mit Familie." ich würde heute also die gesamte Familie kennen lernen und mir wahr nicht gerade wohl dabei. Es war nun jedem bekannt wer ich war und ich hoffte den Erwartungen gerecht zu werden.

„Viniiiii!" Emma kam zur Tür herein gesprungen, gefolgt von Zach, der Kuchen in den Händen hielt und diesem Kayle der eine Schüssel auf den Tisch stellte. „Das ist der Kartoffelsalat, Tante Les." „Danke Kayle, lass ihn einfach dort stehen. Zach bring den Kuchen in die Küche. Den essen wir zum Nachtisch."

Ich stellte mich mit Emma etwas zur Seite, damit alle herein kommen konnten. Das Haus war voll bis unters Dach, als alle vollzählig waren und ein lautes Gelächter und Geschnatter wurde laut. Dazu noch das feixen der Kinder.

„Emma, lass uns etwas hinaus auf die Veranda gehen, dort ist es ruhiger." sagte ich und schob meine Schwester durch die offenen Terrassentür. „Das ist ja echt voll dadrinnen," erleichtert atmete ich auf als wir draußen in den Rattansesseln Platz nahmen. Rory half unterdessen den Tisch zu decken und dabei sah sie ab und zu herüber und zwinkerte mir zu.

„Sie hat sich die ganze Woche gefreut, Vincent. Ist alles in Ordnung?" Emma strich über meinen Arm, der auf der Lehne ruhte. „Natürlich ist alles in Ordnung, ich bin hier, bei ihr. Was soll denn nicht stimmen?" Emma griff nach meiner Hand und drückte sie. „Als ich zum ersten Mal diese Familien Idylle erlebt habe, war mir auch nicht wohl, also...ich versteh dich kleiner Bruder." sie drückte meine Hand und ich nickte. Zum ersten Mal seit Mum Tod war, feierten wir Thanksgiving. Dies fühlte sich merkwürdig an. Wir vermissten sie schrecklich. „Sie fehlt mir an diesen Tagen so sehr, Emma."-„Mir auch, Vini," sagte sie mit leiser Stimm und zog mich in ihre Arme. „Wir haben uns, ich werde immer für dich da sein." Ich liebte meine Schwester, egal wie schwierig es auch manchmal mit ihr war. „Ich liebe dich Em."

„Hey ihr zwei. Kommt rein, wir beginnen mit dem Gebet und dem Essen," Rory stand in der Tür und lächelte uns an. „Wir kommen." Emma stand auf und strich mir durchs Haar. „Na komm schon, auf in die Schlacht," scherzte sie und kicherte.

„Alles in Ordnung, Vince?" Rory setzte sich auf meinen Schoß und legte ihren rechten Arm um meine Schulter. „Ja...alles gut. Du bist endlich bei mir, ich bin glücklich." Sie beugte sich zu mir herunter und wir küssten uns innig. Ihre zarten Lippen zu schmecken und ihr Gewicht auf meinem Schoß zu spüren, lies mir ein wohliges Brummen entweichen.

Ein räuspern und ein etwas angesäuerter Gesichtsausdruck von Rorys Dad, lies uns auseinander fahren. „Geh ins Haus Rory, wir wollen anfangen zu essen." Sofort stand sie auf, warf mir einen flehenden Blick zu und ging hinein. Was würde jetzt kommen? Eine Ansage das ich seine Tochter nicht anfassen sollte? Eine Strafpredigt das ich nicht gut genug wäre für das Töchterlein?

Er setzte sich neben mich und schlug die Beine übereinander. Seine Hände legte er gefaltet in seinen Schoß und sah sich in der Gegend um. „Vincent, ich möchte dich nur um eine Sache bitten," er sah mir nun in die Augen und ich schluckte, „solange du hier bist, wirst du deine Schlange in der Hose behalten und ihr werdet euch vor meiner Familie und Freunden zurück halten. Haben wir uns verstanden?" Ich konnte gerade nicht glauben was er zu mir sagte, aber ich nickte.

„Des weiteren will ich das du weißt, dass ich mit eurer Beziehung nicht glücklich bin. Dadraus mache ich kein Geheimnis, Vincent. Dafür bin ich nicht der Typ. Du wirst, wenn alles so gut weiter läuft für dich wie bisher, sicher bald ein stressiges Leben führen. Rory ist für solch ein Leben nicht gemacht. Sie braucht eine sichere, bodenständige Zukunft. Nur das, wird sie glücklich machen."

Seinen Worten konnte ich nicht widersprechen, er sprach wie ein sich sorgender Vater und er sprach offen aus was er dachte, dies imponiere mir auf eine Art sogar. Jedoch ärgerte es mich auch, dass er unserer Beziehung keine Chance geben wollte.

„Mr. Thompson, ich liebe ihre Tochter. Und solange sie mich auch liebt, werden sie mich wohl oder übel auch ertragen müssen. So leid es mir tut, Sir. Und jetzt entschuldigen sie mich. Ich muss gehen und mich vor ihrer Familie zurück halten." Er sollte meine Verärgerung ruhig bemerken, denn ich tat wonach mir war. Auch kein Kennedy Thompson konnte mich von Rory fern halten, egal ob Vater oder nicht.

„Lasset uns beten," Ich sah zu Rorys Großvater und dann zu ihrem Dad. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich irgendwann einmal nicht mehr als Bösewicht sehen würden, der Rorys Herz brechen würde. Doch ich wollte mich dieses Wochenende von meiner besten Seite zeigen, für sie...ich sah neben mich. Rory hatte ihre Hände gefaltet und durch ein geöffnetes Auge schielte sie zu mir herüber und stieß mich unter dem Tisch mit dem Fuß an. Ich lächelte und faltete bedächtig die Hände.

Fool Again | Vincent & RoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt