- Rory -
Ich hasste es, wie schnell unser Wochenende wohl die Runde gemacht hatte. Dad musste mit Onkel Randy gesprochen haben, sonst würde Zach nicht auch hier sein und eine Strafarbeit machen müssen. Da haben unsere Eltern wieder einmal ihre Köpfe zusammengesteckt und machten sich wahrscheinlich noch einen Spaß daraus zu sehen, wie wir uns an die Gurgel gingen. Grandpa würde ihnen da gerne berichten, das hatte ich an seinen zuckenden Mundwinkeln gesehen. Er wusste alles und da würde sicher noch eine Predigt folgen.
Innerlich rollte ich zum gefühlt zweihundertsten Mal mit den Augen und ließ meinen Unmut an einem Büschel Unkraut aus, das gleich danach in dem Eimer neben mir landete. Zach und ich schwiegen uns an. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so sauer auf ihn gewesen zu sein. Er hatte mir meine Ferien versaut, dabei hatte ich schon genug mit mir selbst zu tun. Meine Begegnung vom Festival wollte und wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Unentwegt schwirrten mir diese braunen Augen und diese warme Stimme im Kopf herum - so auch jetzt und ich schluckte schwer, bevor ich laut seufzend erneut ein Büschel in den Eimer warf.
»Sag mal Spinnst du?« Ich griff ein Stück des verrotteten Blumenbouquets, dass mich soeben an der Schulter striff und pfefferte es zurück in die Richtung, aus der es geflogen kam. »Ey, was soll das ...«, brummte er genervt und warf den Rest, der bei ihm ankam wieder auf mich. Ich sprang auf, griff aus dem Eimer neben mir ein Büschel Unkraut und warf es ihm gegen die Brust. Er machte sich nicht die Mühe aufzustehen und so landete das erdige Teil nur Sekunden später an meinen Rücken, den ich ihm zukehrte. Es reichte! Mir brannten wieder einmal die Sicherungen durch, als ich den Eimer griff und über seinem Kopf entleerte.
Wütend packte er meine Fessel, zog mich daran auf den Boden, auf dem ich unsanft landete. Ich hatte keine Zeit, mir Gedanken über meinen schmerzenden Hintern zu machen, denn sogleich saß Zach auf mir und versuchte meine Hände zu packen. Ich schubste ihn zurück und setzte mich auf. »Geh von mir runter, Arschloch!«, fauchte ich und warf ihm vernichtende Blicke zu. »Du kleines, dreckiges Biest ... nur wegen dir muss ich hier den Scheiß machen.« Ich traute meinen Ohren nicht. Jetzt wollte er mir auch noch die Schuld dafür in die Schuhe schieben. Ich musste weg von ihm, sonst würde ich noch Dinge tun, die ich irgendwann bereute. Knurrend griff ich neben mich und rupfte etwas Gras aus, was ich ihm ins Gesicht warf und drückte ihn an der Brust von mir. »Pass bloss auf, was du sagst, sonst vergesse ich mich!«
Angewidert pustete er sich das Gras aus dem Gesicht und drückte mich mit seinem Oberkörper rückwärts ins Gras, wo er versuchte mir etwas von dem ausgerupften Unkraut ins Gesicht zu drücken. Ich strampelte. »Hättest du meinem Dad nicht alles brühwarm erzählt, dann säße ich jetzt nicht hier. Du bist nicht mein Vater, Zach. Und was ich mache, geht dich nichts an! Also gib mir nicht die Schuld, du Kröte!«, spuckte ich ihm entgegen und wich immer wieder seiner Hand aus, während er verachtend schnaubte.
Fast hätte er es geschafft mich zu treffen, doch ich biss ihm als letzten Ausweg in die Hand. Zischend ließ er von mir ab, hielt sich grummelnd seine Hand, wobei ich den Moment nutzte und meine Faust zwischen seine Beine sausen ließ. Gequält ächzend, sank er zur Seite und seine Hand, sowie auch ich, waren gerade Nebensache. Schnell rollte ich mich zur Seite und stellte mich auf die Beine. Ich musste weg ... doch ich lief geradewegs Grandpa in die Arme. "Was macht ihr hier! Habt ihr vergessen, wo ihr hier seid? Die Toten drehen sich ja im Grabe um, wenn sie euch sehen! Geht an eure Arbeit! Und danach kommt ihr zu mir."
Ich stieß sauer meinen Atem aus. Dad würde mich bockig nennen, wenn er mich jetzt sehen könnte, da war ich mir sicher. Ohne Zach auf dem Boden zu beachten stieg ich über ihn hinweg, nahm mein Eimerchen und meine kleine Hacke und ging ein paar Gräber weiter. Ich brauchte Abstand.
Auch die nächsten Tage ließ Grandpa uns die Gräber pflegen und die Kirche schrubben. Nachmittags jedoch hatten wir frei. Eigentlich hätte ich meine Zeit mit Zach verbracht, denn Laura ist für zwei Wochen zu ihrer Cousine nach Eagle Mountain gefahren. Durch den Streit, den wir hatten, mied ich Zach. Es ärgerte mich maßlos, dass dieses schöne Wochenende ein so mieses Ende fand. Gedankenverloren wusch ich nach der Arbeit auf dem Friedhof meine Hände an der Wasserpumpe. Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht, weil ich wieder einmal an Vincent denken musste. An seine warme Stimme, als er für mich gesungen hatte und seinen Kuss.
»Hey ... bist du auch so im Arsch, oder warum seufzt du?« Mein Lächeln war wie weggeblasen, als ich Zach's Stimme neben mir höre. Musste er mir jetzt auch noch meine Erinnerungen versauen? »Was willst du Zach?« Mein Ton sollte ihm Antwort genug sein. »Rory ...« Er schob seine Hände in die Jeanstaschen und senkte reumütig seinen Kopf. »... es tut mir leid. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen und Onkel Kenny davon erzählen. Das war Mist.« Ich schüttle verdutzt meinen Kopf, als ich mich zu ihm herumdrehe. »Ja verdammt, das war es!« »Ich sage doch, es tut mir leid ... Rory, ich vermisse dich. Ferien sind scheiße ohne dich. Bitte verzeih mir ... kannst du das?«
Ich wischte meine Hände an meiner Shorts trocken und verschränkte meine Arme vor der Brust. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und starrte ihm sauer in seine Augen. »Versprich mir, dass du sowas nie, wirklich nie wieder machen wirst. Wenn ich jemanden kennenlerne, hältst du dich da raus!« Er zog seine Hände aus den Taschen und fuhr sich leidend seufzend durch seine braunen Haare. Es gefiel ihm nicht. »Okay ...«, presste er unmutig aus und schmiss seine Arme ruckartig herunter. »Ich halte mich aus deinen Männergeschichten heraus.« Schmunzelnd biss ich mir auf das Innere meiner Unterlippe, um nicht laut loszulachen - auch wenn er es verdient hätte.
»Kannst du bitte aufhören mich so anzusehen und mir endlich verzeihen?« Mit hängenden Schultern stand er vor mir und verzog gequält sein Gesicht. Ich zog gespielt böse meine Brauen zusammen und hob mein Kinn, räusperte mich mit vorgehaltener Faust und stemmte im Anschluss meine Hände in die Hüften. »Na gut ...« Er dachte sich verhört zu haben, denn es dauerte einige Sekunden, bis er kapiert hatte, was ich gesagt habe. Dann aber schnappte er mich und zog mich in seine Arme, um mich anzuheben und einmal in der Luft herumzuwirbeln. »Ich verspreche es ...«, murmelte er an meinem Hals und ließ mich wieder los. »Okay ... und jetzt lass uns zu Marcy fahren. Ich habe Bock auf ein Eis ... oder besser gleich zu Lucy. Mein Bauch hat ein Loch.« »Sehr gerne...ich lad' dich ein«, sagte er glücklich und zog mich, mit seinem Arm über meinen Schultern, mit sich.
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Fool Again | Vincent & Rory
Teen FictionFortsetzung von Our Foolish Hearts! Vorsicht Spoiler Alarm! (Ist in Überarbeitung!) Lesley & Kennedy - Dies ist die Geschichte über ihre Tochter Rory... Dass Lesley und Kennedy Eltern wurden liegt nun gute siebzehn Jahre zurück. Beide haben ihren g...