K46 | Der Durchbruch

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- Vincent -

Sie zu sehen, wie verzweifelt sie war als ich ihr davon erzählte was letzte Nacht geschehen war, zerriss mir mein Herz. Ich wollte sie umarmen, sie küssen und hören wie sie es zu mir sagte. ‚Ich liebe dich Vincent' doch dies würde ich nie wieder von ihr hören. Wie konnte ich nur jemals sowas von ihr denken? Das sie mich einfach so vergessen könnte? Wutentbrannt schlug ich erneut die Tische und Stühle kurz und klein, ein Wutanfall folgte dem nächsten. Ich spürte erneut das brennende Verlangen nach eins, zwei Lines. Doch das musste warten.

Ich sah mich um. Ich musste mit ihr sprechen bevor sie New York verlassen konnte. „Vincent? Was war denn los? Wer war das Mädchen?" Clay knöpfte sich die Hose zu und strich sein Hemd glatt.
„Ich kann jetzt nich, Clay. Bitte schick die Leute heim. Ich muss sie finden", erklärte ich und stieg in meine Boots - schnappte mir den Pullover und meine Jacke vom Bett und hastete ihr nach. Im Fahrstuhl zog ich mich an und dabei sah ich mich in dem Spiegel gegenüber an.

„Du verdammter Trottel, wie konntest du so dumm sein.. hast sie verloren wegen einem Abenteuer das ganze 3 Minuten dauerte", ich schlug mit der blanken Faust gegen den Spiegel und ein beißender Schmerz breitete sich in mir aus. Doch der Schmerz tat gut. Ich schlug erneut zu.. so lange bis das Blut vom Spiegel lief und auf den Boden tropfte. Der Schmerz überdeckte den in meine Brust und ich konnte den Gedanken an die Drogen nicht mehr verdrängen, ich bräuchte gleich was, sonst würde ich diesen Tag nicht mehr überstehen.

Sie Fahrstuhltür öffnete sich und ich rannte hinaus in die Nacht. „Rory!!" Ich rannte zur Straße und sah mich panisch um. Sie durfte nicht fort sein, sie durfte mich nicht verlassen ohne das ich mich noch einmal bei ihr entschuldigen konnte. Sie musste wissen das es mir nichts bedeutet hatte. Das ich mit dieser Frau bloß aus lauter Verzweiflung geschlafen hatte, um sie für einige Augenblicke vergessen zu können. Es schmerzte... mein Herz.. es krampfte sich zusammen als ich sie erblickte.

„Rory!" Ich rannte auf sie zu... ihr Gesicht - der schmerzvolle Anblick ihrer Tränen. Sie winkte sich ein Taxi heran und wollte eilig hinein springen. Doch ich hielt sie noch rechtzeitig am Arm zurück. Der eisige Wind hatte ihr Gesicht gerötet und die Tränen nahmen unaufhörlich ihren Lauf.

„Rory, es tut mir ja so schrecklich leid Baby, bitte bleib", flehte ich und wischte mit meinen Fingerrücken die Tränen von ihrer kalten Wange. „Es ist zu spät Vincent", presste die hervor und schluchzte leise auf. „Aber, es hat mir nichts bedeutet. Ich war so verletzt, Rory", ich versuche ihre Hand zu greifen die sie mir sofort wieder entriss. „Leb wohl, Vincent", sie strich sanft mit ihren Fingern über meine Lippen. Ihre Augen sahen zu meinem Mund und ich schluckte. Ich wollte die ihren küssen. Wollte sie in meinen Armen halten. Sie war den ganzen Weg hier her gereist, um mir zu erklärten das sie nichts getan hatte. Dies hieß das sie mich lieben musste. „Du liebst mich doch, Rory", flüsterte ich und ging einen Schritt auf sie zu.

„Ja. Bei Gott... das tue ich", sie küsste mich Leidenschaftlich fest auf den Mund. Löste sich abrupt von mir und sprang in das Taxi. „Es ist aus, Vincent. Du.. tust mir nicht gut. Lebwohl", sie schlug die Tür des Taxis zu und wies den Fahrer an los zu fahren. Sie sah mich mit keinem Blick mehr an und der Wagen fuhr los - verschwand in der Dunkelheit und ich blieb regungslos zurück.

Ich lies meine Finger über meine Lippen gleiten die sie gerade noch heiß geküsst hatte und schloss meine Augen. Sie war fort. Für immer aus meinem Leben verschwunden. Ich hatte es versaut.

~

„Was hälst du davon?" Clay spielte mir gerade einen neuen Song von sich vor. „Ich denke da fehlt noch das gewisse etwas", sagte ich und fuhr mir mit den Händen durch mein verschwitztes Haar. Ich atmete schwer durch und sah zu meinen zitternden Händen.

„Vincent, was ist los man? Geht es immer noch um die kleine?" Clay setzte sich neben mich. „Vergiss sie endlich. Die Welt ist voll mit tollen, gut-aussehenden Frauen", sprach er. Doch ich konnte an nichts anderes denken als an sie und an die nächste line um sie aus meinem Kopf zu verbannen. Immer wieder hörte ich ihre traurige, enttäuschte und wütende Stimme und das machte mich fertig.

„Du verstehst das nicht, Clay. Ich liebe diese Frau. Ich kann ohne sie keinen klaren Gedanken fassen oder auch nur eine Sekunde leben ohne zu wissen, dass sie mich auch liebt", ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.

„Du solltest vielleicht zu ihr reisen - ihr alles erklären", schlug er vor. Doch ich schüttelte meinen Kopf. „Nein.. das hat keinen Sinn. Sie hört mir nicht zu", wiegelte ich ihn ab. „Sie wird mir das nie vergeben, dass hat alles zerstört", raunte ich ihm zum. Clay stand auf und strich mir über den Arm. „Vincent, du musst das abhaken, du solltest das alles nehmen und in einen neuen Song stecken", sagte er und fing an auf seiner Gitarre zu spielen. Er hatte recht. Ich sollte dieses ganze Gefühls Chaos in einen Song packen und abhaken.

~

Es waren nun acht Monate vergangen und mein Album stand in den Regalen der Läden. Meine Songs liefen im Radio und den Clubs rauf und runter. Ein Mega Erfolg reihte sich an den nächsten und das makaberste an der Sache war, dass ausgerechnet der Song den ich in meiner schwärzesten Zeit im Leben geschrieben hatte, nach der Trennung von Rory, mich an die Spitze der Billboards katapultiert hatte.

„Ich weiß nicht Emma, ich bin am Freitag schon im Palms. Wir können uns im Hotel treffen. Ich möchte dir auch jemanden vorstellen", ich drückte Emilys Hand auf meiner Schulter und zwinkerte ihr zu. Ich hatte sie vor zwei Monaten auf einer Gala kennen gelernt. Sofort kamen wir ins Gespräch, denn sie sang als Front Sängerin in einer noch nicht allzu bekannten Indie-Pop Gruppe. Sie war mir direkt aufgefallen durch ihre verblüffende äußerliche Ähnlichkeit mit Rory. Doch dies verdrängte ich mit der Zeit und sah nun mehr in ihr, als eine Kopie der Frau, die meine erste  große liebe im Leben gewesen war.

„Wir sehen uns dann am Freitag vor dem Konzert im Hotel. Sag unten du willst zu dem Hutmacher", ich musste lachen. Emma liebte die Geschichte von Alice im Wunderland, Mum hatte uns diese jeden Abend vorgelesen und Emma vergötterte den Verrückten Hutmacher.

Diese Woche würde ich zum ersten Mal in die Stadt zurück kehren in der ich die Liebe kennen gelernt hatte. Ich zog mir Emmi auf meinen Schoß und küsste sie innig.
„Was ist denn mit dir los, Vin? So liebesbedürftig heute?" sie lächelte mich an und strich mir durch mein Haar. „Ja, sogar sehr bedürftig", schmunzelnd küsste ich ihre Nasenspitze. Ich dachte gerade in diesem Moment, dass erste mal seit einem viertel Jahr, wieder an Rory - das ich sie vielleicht in Palms sehen würde und was ich zu ihr sagen sollte.

Fool Again | Vincent & RoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt