K19 | Was das Herz sagt

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- Vincent -

Ich ließ meine Finger über ihren Kiefer gleiten. Gern hätte ich sie geküsst, doch es wäre falsch gewesen. Denn ich hatte mich entschlossen mein Leben endlich so zu leben, wie ich es für richtig hielt. Emma hatte recht, ich musste meinen Weg gehen und meiner Musik endlich Platz in meinem Leben machen. Ich würde mit Bobby auf Tournee gehen.
»Rory? Was hälst du davon, dass ich dies tue?«,  fragte ich sie und ließ eine Strähne ihres Haares, durch meine Finger gleiten. Sie sah mich an und schluckte leicht. »Du solltest das tun, was dein Herz dir sagt, nur dann wirst du glücklich werden, Vincent. Und ich finde, du gehörst auf die Bühne.«
Ich seufzte leise und sah zu meiner Hand die mit ihren Haaren spielte. Ihre Finger glitten durch die meinen und eine leichte Gänsehaut überzog meinen Körper, bei ihren Berührungen. »Das ist schön«, sagte ich zu ihr und brummte zufrieden, dabei schloss ich meine Augen und genoss es in vollen Zügen, wie sie mich kraulte und immer wieder über meine Kopfhaut strich.
»Vincent? Ich ... ich habe oft an dich denken müssen ... in den letzten Tagen«,  gestand sie mir und ich sah zu ihr auf. Sie kaute auf ihrer Lippe herum, sie war nervös. Und wenn ich ehrlich war, dann war ich es auch. Noch nie hatte mich eine Frau so durcheinander gebracht, wie sie es in diesem Moment tat.
»Ich ... habe auch oft an dich denken müssen, Rory. Besonders wenn ich allein in den Hills war, zum komponieren und nachdenken.« Ich ließ meine Hand hinter ihren Nacken fahren und hielt inne. Sollte ich sie küssen? Ich wollte es mehr, als alles andere in diesem Moment. Ich sah zu ihren Lippen und sie ließ vorsichtig ihre Zunge über sie fahren, so dass sie anfingen zu glänzen.
Ich schluckte. »Rory, ich weiß es ist falsch, ... doch ... darf ich dich küssen? Nur einmal, bitte«, flüsterte ich. Ihre Atmung ging schneller und ich spürte wie ihr Puls sich beschleunigte. Sie nickte leicht und ich zog sie herunter an meine Lippen. Kurz bevor sie sich berührten, schloss ich meine Augen und spürte ihre samtweichen Lippen, die sich auf die meinen legten.
Vorsichtig bewegten wir uns aneinander und ich seufzte zufrieden an ihrem Mund. »Du fühlst dich gut an«, wisperte ich in unseren Kuss hinein. Sofort kam mir ein Song von John Lennon in den Kopf und ich begann zu Summen und ihn leise zu singen.
Rory sah mich an, während ich die Zeilen sang und sie fing an zu Lächeln. »Das ist wunderschön, Vincent. John Lennon. Ich liebe seine Songs.« Ihre ruhige Stimme ließ mich auch ruhiger werden und meine Nervosität klang langsam ab.
»Ich werde einen Song über dich schreiben. Das habe ich mir fest vorgenommen. Schon an dem Morgen, als wir zusammen in den Hills waren.« Dass ich bereits einen Song komponiert hatte, sagte ich ihr nicht, denn noch war er nicht ausgereift und musste noch in eine endgültige Fassung gebracht werden, damit er perfekt wäre.
»Oh, Vincent.« Sie küsste mich noch einmal. Ich lächelte an ihren Lippen und legte meine Hand hinter ihren Nacken. Sanft fuhr sie mit ihrer Hand über meine Brust auf und ab und ich spürte die Erregung, die dies in mir auslöste. »Wirst du an mich denken wenn du auf Tournee bist?«, fragte sie mich und ich nickte. »Und wirst du an mich denken, wenn du einmal berühmt bist?«, wollte sie wissen und ich nickte wieder. »Ich werde immer an dich denken«, sagte ich und zog sie abermals in einen langen sinnlichen Kuss.
Emma begann sich zu regen und drehte sich stöhnend zur anderen Seite. Ich hielt die Luft an und sah von Emma zu Rory rauf. »Du solltest jetzt gehen, bevor sie aufwacht und dich hier sieht.« Ich wollte nicht das sie ging, doch ich traute mir nicht über den Weg, ich wusste nicht, zu was dies gerade alles führen würde und ich wollte nichts tun, was ich oder sie später, bereuen würden.
»Ja, du hast wohl recht. Mein Dad schickt sonst noch den Suchtrupp los, wenn er in mein Zimmer schaut und ich immer noch nicht im Bett liege. Er ist ... in diesen Dingen ...sehr eigen«, sagte sie und lächelte matt.
Ich hatte ihren Dad kurz kennengelernt. Er erschien mir sehr umgänglich, und ich schämte mich, dass ich ihn einen alten Kauz genannt hatte. Ich hoffte, dies hätte er überhört und wenn nicht, dass er mir dies nicht übel nehmen würde.
»Dein Dad, wie ist er so?«, fragte ich. Sie seufzte und grinste dann über das ganze Gesicht. »Er ist ein guter Vater, er erlaubt mir Dinge, die andere Väter niemals ihren Töchtern erlauben würden. Verbote kenne ich im Grunde nicht. Meine Grandma sagt immer, ich wäre genau nach ihm geraten. Er war wohl auch eigensinnig und wild in meinem Alter.«
So wie sie von ihm erzählte, musste sie ihn sehr lieben und ich wünschte mir, das auch Emma unserem Vater einmal verzeihen könnte und ihn so lieben könnte, so wie Rory ihren Dad liebte.
»Er muss ein wunderbarer Mensch sein, so wie du über ihn sprichst.«  »Ja, das ist er. Genau wie meine Mum. Sie ist die Beste.« Ich dachte an meine Mum und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, dabei sah ich zu Emma. Sie vermisste Mum schrecklich, seit ihrem Tod, hatte sie sich sehr verändert. Sie lebte von außen gesehen, ein freies und unbekümmertes Leben. Doch in Wahrheit, verkümmerte sie, eingesperrt in ihrem Innern. Dies war sicher einer der Gründe weshalb sie in der Wüste einen Selbstfindungstripp gemacht hatte. Sie suchte verzweifelt nach etwas, was ihr Halt und Kraft gab. Ich selbst kannte dieses Gefühl nur zu gut.
»Komm, ich bringe dich bis zu deiner Haustür.« Ich erhob mich und setzte mich auf den Bettrand, um in meine Boots zu schlüpfen, dabei beobachtete ich Rory, wie sie in ihre Sandalen stieg und den Riemen verschloss.
Vor ihrer Tür sah sie sich zu allen Seiten um. Sie wollte sich vergewissern, dass ihr Dad nicht irgendwo am Fenster stand. »Ich wünsche dir eine gute Nacht, Rory«, sagte ich und sie stellte sich auf ihre Fußspitzen, um mir einen Kuss auf die Lippen zu drücken. »Gute Nacht, Vincent«, sagte sie leise und drehte sich um. »Sehen wir uns morgen noch mal«, fragte sie ohne mich anzuschauen. Sie hatte Angst, dass ich morgen wohl schon wieder fort wäre, ohne ein Lebewohl. Ich legte ihr meine Hand von hinten auf ihre Schulter und drückte sie leicht. »Ich werde morgen noch hier sein, und jetzt geh hinein. Es ist spät.« Ich beugte mich zu ihr und küsste sie auf den Nacken. Ein leiser Seufzer durchbrach die nächtliche Stille und ich grinste. »Nacht«, sagte ich und ging.

Fool Again | Vincent & RoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt