K32 | Höhenflug

86 6 0
                                    

- Vincent -

Ich küsste sie ein letztes Mal und wand mich schnell von ihr ab. Denn Abschiede waren nicht meine Stärke, schon mal garnicht von ihr. Im Auto startete ich sofort und fuhr los. Hinter mir wurde sie immer kleiner in meinem Rückspiegel, ich hasste es, dieses Gefühl das in meiner Brust entstand, wenn ich sie so sah. Weinend im Rückspiegel.

Ich schaltete mein Radio ein und stellte die Musik lauter, Eric Claptons Cocaine dröhnte aus den Lautsprechern, ich wollte dieses Bild aus meinem Kopf bekommen und mich ablenken.

~

24th. Nov  74'

„Ich liebe dich auch, Baby ..." ich legte den Hörer in die Gabel des Münzfernsprecher und steckte mir eine Zigarette an. „Vincent? Vincent Hayse?" hinter mir standen zwei, über das ganze Gesicht grinsende Mädchen und starrten mich an. „Ja? Was kann ich für euch tun?" ich war etwas erstaunt darüber, dass man mich erkannte, doch nach meinem kurzen Auftritt mit Bob in den Nachrichten, schienen mich einige wirklich wieder zu erkennen.

„Wir haben dich vor einigen Tagen im Fernsehen gesehen! Oh meine gute Güte! Tori! Er ist es!" Ich steckte mir die Zigarette in den Mundwinkel und gab zum ersten Mal in meinem Leben ein Autogramm. Dieses Gefühl lies mich schmunzeln, dass war es was ich mein ganzes Lebenlang wollte. Auf der Straße erkannt werden und von jungen Mädchen angehimmelt werden.

„Sag mal wo hast du dich gestern die halbe Nacht herum getrieben? Ich war an deinem Trailer." Bob kam zu mir ans Auto, als ich auf das Gelände gefahren kam und Ausstieg. „Ich war mit ein paar Leuten unterwegs. Warum?" Er schüttelte den Kopf. „Du solltest mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben, Vincent. Verstanden? Und nicht abheben, so weit oben bist du noch nicht mein Junge," er drehte sich um und ging davon. Ich zuckte nur mit den Schultern, ich wollte Spaß und meinen Erfolg genießen.

Später am Abend klopfte es an meine Tür und ich machte meine Kippe aus und legte die Gitarre zur Seite. „Ja?" die Tür öffnete sich und Kurt guckte herein. „Hey junge. Ich soll dich von Bob fragen ob du nächste Woche schon was vor hast zu Thanksgiving?" Ich hatte darüber schon mit Rory gesprochen und wir waren uns einig, dass ich dieses lange Wochenende bei ihr und Emma verbringen würde.

„Ich Fliege nach Palms, zu Emma." sagte ich und Kurt nickte. „Okay. Sonst hätte er dich mit eingeplant bei ihm zu bleiben, aber okay. Komm später doch hoch zu uns. Wir spielen eine Runde Karten."-„Ich komme gleich." antwortete ich und nahm meine Gitarre wieder zur Hand und den Stift vom Schreibblock. Ich strich die letzte Strophe, denn ich war mal wieder unzufrieden.

~

„Vincent, dein Vater ist unten. Er will rauf kommen, soll ich ihn aufs Gelände lassen?" Ich sah zu Evan, Bobs Security Chef und nickte. „Ja lass ihn rein, Evan. Er hat mir gestern schon Bescheid gesagt das er kommt. Ich hab's vergessen dir zu sagten, sorry." Als ich aus dem Trailer kam sah ich Dad schon ankommen. Er sah müde aus.

„Na sieh mal einer an, Vincent Hayse, dass ich dich noch mal in meinem Leben sehe. Ich dachte schon der Gorilla schickt mich wieder weg, bist ja ein ziemlich wichtiges Bürschlein geworden." zog er mich auf. „Dad, bitte. Lass das, du weißt genau das das hier nur zum Schutz für Bob ist." er umarmte mich und hielt mich eine Weile fest, bevor er mich los lies.

„Du hast mir gefehlt, Vini. Wann kommst du heim?" er sah mich erwartungsvoll an. „Dad, dass haben wir doch alles schon beschlossen, ich werde nicht heim kommen. Ich habe einiges vor und da bringt mir das Hände in den Schoß legen nichts." er kratzte sich über das Kinn und sah mich ungläubig an. „Du hast das beschlossen, Vincent. Ich habe dir meine Erlaubnis nicht gegeben."

„Dad, ich bin alt genug meine eigenen Entscheidungen zu treffen." -„Du bist mein Kind, Vincent. Alls was ich noch habe, was soll aus der Schule werden? Was soll aus mir werden? Ich will meinen Sohn um mich haben." Ich trat einen Schritt von ihm zurück und schüttelte den Kopf. „Dad, ich werde immer für dich da sein, aber lass mich mein Leben so leben wie ich es möchte....wie...es Mum...wollte." sagte ich halblaut und senkte den Blick.

„Ach darum geht es hier also? Um Mum, und ihn?" er zeigte auf Bobs Trailer. „Dad, bitte lass die alten Geschichten ruhen. Er und sie...das war nur Freundschaft." Dad lachte. „Vincent, du bist ein guter Junge. Ich will nur nicht das du unter die Räder kommst."er legte mir seine Hand auf die Schulter. „Du weißt vieles nicht, Junge. Deine Mum, Gott hab sie selig. Sie war nicht so wie du und Emma es euch vorstellt. Als ich sie kennen lernte, da war sie auf Drogen und am Ende. Ich habe sie aus diesem Sumpf geholt und sie gesund gepflegt. Eine Familie mit ihr aufgebaut. Und immer wenn er...auftauchte gabs ärger. Weil sie in ihr altes Leben zurück wollte, dass leben im Scheinwerferlicht."

Ich sah weiter zu Boden. Dies alles wusste ich nicht. „Ich könnte es nicht ertragen dich so zu sehen. Das ist es nicht wert, Vincent. Kein Ruhm dieser Welt. Verstehst du was ich dir damit sagen will?" Ich nickte. „Ich werde auf mich aufpassen Dad. Okay?" Ich sah ihm in die Augen und er nickte nur schwerlich. „Das will ich doch hoffen. Dazu habe ich dich auch erzogen, dass du richtig von falsch unterscheiden kannst."

Wir fuhren zu einem Restaurant und aßen gerade zu Abend, als ich auf die Uhr sah. „Scheiße, Dad ich bin gleich zurück." Ich sprang auf und lief hinaus über die Straße, zum nächsten Münzfernsprecher.

„Emma? Ist Rory noch da?" Emma räusperte sich. „Sie ist gerade raus gegangen, Vini. Soll ich ihr nachlaufen?" Ich lies meine angespannten Schultern sinken.
„Nein. Schon gut. Ich sitze hier mit Dad im Restaurant. Sag ihr ich melde mich morgen. Ich versprech's, diesmal pünktlich."
„Vincent? Sie ist ziemlich sauer gewesen. Du solltest immer pünktlich sein, okay? Denn ich kann sie so nicht sehen, sie leidet täglich darunter das sie dich nicht bei sich hat. Und dieses Telefonat ist alles an das sie sich klammert. Also Reiß dich zusammen du Arsch!"
Ich lachte leise. „Ja, ich liebe dich auch, Schwesterherz." „Grüß den alten von mir...oder...auch nicht. Ich muss los ... die Gäste bekommen jetzt Abendessen. Bis morgen."
Ich drehte an der Schnur vom Telefon und atmete leise aus. „Bis morgen."

„War das Emma?" Dad stand hinter mir und sah mich fragend an. „Ja, ich...soll dich lieb Grüßen."
Er sah zu seinen Füßen und dann in mein Gesicht. „Geht's...ihr gut dort wo sie gerade ist."-„Ja Dad. Sehr gut. Nette Menschen haben sich ihrer angenommen und einen Job gegeben. Ich denke...Sie wird dort glücklich." Dad nickte wage und kaute auf seiner Lippe. „Denkst du sie will mich sehen?"-„Irgendwann...da bin ich mir sicher." sagte ich und lächelte matt. „Okay." er lächelte auch und gemeinsam gingen wir zurück ins Restaurant.

Fool Again | Vincent & RoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt