K07 | Überraschungen

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- Rory -

Ich konnte es kaum glauben, ging näher an die Absperrung und klammerte mich daran fest. Vincent stand, mit Gitarre in der Hand, zusammen mit Bobby Dalton auf der Bühne. »Rory, das ist doch Vincent!«, rief Laura aufgeregt und klammerte sich an meiner Schulter fest. Vincent ließ seinen Blick über die Menge schweifen, traf auf meinen. »Hey Rory, der Song hier ... ist für dich!« Ich hielt den Atem an und starrte auf die Bühne, wo sie nun zusammen spielten und sangen. Ihre Stimmen harmonisierten wunderbar. Bobby eher rauchig, Vincent sehr warm und kräftig. Ich hing förmlich an seinen Lippen und ertrug Laura's aufgeregtes Geplapper durch Ignoranz. Wer hätte gedacht, dass er so singen kann?
Nach seinem Auftritt ging er von der Bühne und sprach mit einer hübschen Dunkelhaarigen, die ihn sogleich in ihre Arme schloss. Sie schienen sich zu kennen, so vertraut, wie sie miteinander umgingen und ein wenig drückte es meine Stimmung. Bevor er wieder verschwinden konnte, löste ich mich aus meiner Starre. »Du sagtest mir garnicht, dass du Bobby Dalton kennst, hm?« Sie drehten sich Beide zu mir um. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er deutete an, dass wir zur Seite der Absperrung kommen sollten. Ich packte Laura's Hand und stupste Zach in den Bauch. »Los kommt!«
Schnell zog ich Laura hinter mir her durch die Menschen, die mittlerweile immer mehr wurden - gerade vor der Bühne. Er stand bei den Roadies, winkte uns durch, doch ich blieb vor ihm stehen, schmunzelte und schob meine Hände in die Gesäßtaschen meiner Hotpants. »Also?«, fragte ich, woraufhin er lachend mit den Schultern zuckte. »Ich hatte bisher nicht wirklich die Möglichkeit dir etwas zu sagen, oder? Entweder hast du geschlafen oder ich war auf dem Sprung.« Musste er mich daran erinnern? Röte stieg mir in die Wangen und ich rollte mit den Augen, um es zu überspielen. Ich schaute über seine Schulter zu Zach und Laura, die mit der Dunkelhaarigen sprachen. Vincent drehte sich zur Seite, folgte meinem Blick. »Ahh, sie haben meine Schwester gefunden ... sag mal, hast du, beziehungsweise ihr, Lust mit uns in unser Zelt zu kommen? Musik, verrückte Leute, etwas zu trinken ...«
Seine Schwester also. Erleichterung. Ich schaute schnell wieder zu ihm und atmete tief durch. »Sehr gern, aber ich weiß nicht«, begann ich und zeigte auf Zach. Der wurde jedoch gerade von Vincent's Schwester in die Wange gekniffen und ich hob eine Braue, weil er das mit sich machen ließ. »Ich denke, dein Cousin wird nichts dagegen haben. Emma hat den gewissen Charme«, kommentierte er ihr Handeln lachend und griff meine Hand um mich zu ihnen zu führen. »Emma, das ist Rory«, stellte er mich vor. Überrascht öffnete Emma ihren Mund und musterte mich, bis sie lachend mit dem Finger auf meine Nase stupste. »Bist du etwa auch die, die in Zelte fällt?« Ich biss mir auf die Lippe und schaute mit gehobener Braue zu Vincent auf, doch er schmunzelt nur und legte seinen Arm um meine Schultern. »Sie darf jederzeit wieder in mein Zelt stolpern.« Emma grinste und drehte sich gleich wieder zu Zach und Laura. Sie hatte ein wirklich einnehmendes Wesen. Zach hing an ihren Lippen und Laura lachte unentwegt über die Scherze, die sie mit Zach vollzog, als ich erneut fast die Luft anhielt. Bobby steuerte auf uns zu und blieb vor Vincent und mir stehen.
»Vince, du wirst immer besser. Es hat mir gefallen. Denk über mein Angebot nach ... du würdest viel sehen, viel lernen und Kontakte knüpfen können«, sprach Bobby zu ihm und tätschelte seine Schulter. »Deine Freundin?«, fragte er als sein Blick auf mich fiel und ich verkrampfte. »Nein, nein. Aber das ist Rory. Wir haben uns gestern hier kennengelernt.« Bobby nahm meine Hand, hielt sie kurz in die Höhe und betrachtete mich. »Rory, ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Lass ihn für dich singen ... das hat er drauf«, feixte Bobby zwinkernd, ging einen Schritt zurück. »Ach ja ... und denk drüber nach.« Ich drehte meinen Kopf zur Seite und schaute zu Vincent, der sich nun leicht verlegen durch seine Haare fuhr. »Werde ich ... und danke.« Bob hob im gehen seine Hand und verschwand hinter der Bühne. »Whow.« Für mehr fehlten mir die Worte, erst recht, als er mir in die Augen schaute.
Sein Arm lag immernoch über meinen Schultern und seine Finger griffen fester zu. Beide musterten wir uns, während auf der Bühne die nächste Band zu spielen begann. Er zog mich näher an sich, während ich hinter uns Laura's Lachen vernahm. Doch auch das rückte schnell wieder in den Hintergrund. Erst als ein Roadie uns zur Seite schob und sagte, dass wir jetzt dort verschwinden müssten, nahm er seinen Arm von meiner Schulter und ging zu seiner Schwester, um mit ihr zu klären, dass wir sie begleiten würden. Zach schwebte zum Glück in der Umlaufbahn von Emma und warf mir nicht alle drei Minuten böse Blicke zu. Auf dem Weg zum Zeltplatz kaufte ich mir einen Hotdog, mein Magen knurrte und ich wollte keinesfalls, dass die letzte Nacht sich wiederholte. Kurz darauf kamen wir bei dem großen Zelt an, in dem einige Leute auf Kissen und Decken auf dem Boden chillten.
»Was will die hier!«, fauchte gleich die Rothaarige von letzter Nacht, stieß im Vorbeigehen gegen meinen Arm und sorgte dafür, dass mir eine Ladung Zwiebeln mit Ketchup und Senf auf mein Shirt klatschte. »Na wunderbar«, brummte ich sauer, stopfte mit den Rest meines Hotdogs in den Mund, auch wenn ich es ihr am liebsten in die Haare geschmiert hätte, bevor ich sie ausreiße. Was dachte sie, wer war sie? »Marry, fahr runter. Sie sind Emma's und meine Gäste.« Ich wollte hier keinen Ärger und ich wollte dringend mein Shirt säubern. Angewidert nahm ich die rotgelbe Masse mit dem Finger von meinem Busen auf und schob ihn mir in den Mund, um ihn abzulenken. »Toll«, murrte ich genervt und schaute wieder auf - direkt in Vincent's interessiertes Gesicht. Ich hob fragend meine Braue. Starrte er mir etwa auf meine Brüste? »Du hast sie schon gesehen«, sagte ich deshalb frech, was ihn belustigt seine Mundwinkel heben ließ.
»Komm mit, ich zeig dir, wo du den Fleck auswaschen kannst.« Er schob mich wieder aus dem Zelt heraus und führte mich auf die Rückseite, wo eine Wasserpumpe aus dem Boden ragte. Einen Moment stand ich, mich am Kopf kratzen, davor. Doch dann zuckte ich mit den Schultern und zog mir das Shirt aus. Er hatte mich heute schon mit weitaus weniger Kleidung am Körper gesehen. Außerdem schätzte ich ihn für anständig ein. Wäre er es nicht, hatte er letzte Nacht schamlos ausnutzen können, doch das tat er nicht. Im Gegenteil. Er passte auf mich auf. Nun betätigte er die Pumpe und ich konnte die Soße aus meinem Shirt waschen.
Leider haben diese Pumpen es an sich, dass viel zu viel Wasser herausschießt, als man eigentlich braucht und so wurde mein Shirt so nass, dass ich es gleich in einen Eimer hätte stecken können. Nachdem ich es ausgewrungen hatte, hing ich es Über eines der Zeltschnüre und schaute in Richtung der Bühne. Die Lichter erhellen den Himmel, färbten die Wolken und die Blätter der wenigen Bäume in bunten Farben. Die Menschen hatten Spaß und das hörte man an ihren Jubelrufen, den Gesangschören, weil sie ihren Song lauthals mitsingen. Es war ein toller Anblick von hier auf dem Kleinen Hügel.
Neben mir zündete Vincent sich eine Zigarette an und hielt mir die Schachtel vor die Nase. Ich schüttelte den Kopf. Und betrachtete ihn im Licht seines Glimmstengels, bevor ich mich zu ihm drehte, mich schließlich dicht vor ihn stellte und ihn mit zur Seite geneigtem Kopf anlächelte. »Und, Vincent? Singst du jetzt für mich?« Mein Lächeln wurde immer breiter, denn ich ging nicht davon aus, dass er es tun würde. Auf seine Antwort war ich dennoch gespannt.

Fool Again | Vincent & RoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt