K67 | Zurück in der Realität

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- Rory -

Das Statement von Vincent im Rolling Stone war nun ein paar Tage her und die Lage um unser Haus und das College hatte sich etwas beruhigt. Zwar erhielt ich immer noch Anrufe, aber wenigstens blieben die lästigen Reporter mir vom Leib. Vincent's Worte taten weh. Daran gab es nichts zu rütteln, auch wenn ich wusste, dass er das alles sagte um mir Luft zu verschaffen. Ich hatte in den letzten Tagen einen Einblick in sein Leben erhalten, was mich abschreckte und meinen Entschluss nicht mit ihm zu gehen nur verstärkte. Ich bewunderte ihn dafür, dass er dieses Tauziehen zwischen den Fronten meisterte und verstand immer mehr, warum er sich in Alkohol und Drogen flüchtete. Er war doch auch erst zweiundzwanzig.

"Schnip, schnip", machten Amandas Finger vor meiner Nase und löste mich von dem Punkt an der Wand, den ich in Gedanken anstarrte. Ich hatte ihr nicht zugehört und blinzelte sie nun fragend an. "Wo bist du nur mit deinen Gedanken?" - "Das möchtest du gar nicht wissen", murmelte ich seufzend und fuhr mir durch meine Haare, ließ meine Finger fest über meine Kopfhaut fahren und legte meine Haare schließlich über meine rechte Schulter. "Was wolltest du denn Amanda? Ich habe gleich die nächste Vorlesung." Vorlesung mit Donnie, welcher mich seit unserem letzten Zusammentreffen mied und mir ausdauernd die kalte Schulter zeigte. Auch bei der Collegezeitung, bei der er mittlerweile auch seine Nase überall mit drin hatte, zeigte er an mir keinerlei Interesse mehr.

"Der Morton will dich sprechen. Es geht um Projekttage." Augen rollend stand ich von meinem Stuhl auf und ging zu der kleinen braunen Tür mit dem Glasfenster darin. Nach einmal anklopfen und ertönen seiner genervten Stimme trat ich ein. "Sie wollten mich sprechen?" - "Rory... ja! Sie sind doch eine meiner Besten. Und die Projekttage stehen an. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, aber es ist noch zu schaffen. Wir, also die Schulleitung... möchten, dass die Collegezeitung einen ausführlichen Artikel über die Geschichte von Palm Springs beisteuert... inklusive der Verbindung zu Palm Desert." Ich biss mir auf meine Unterlippe und nickte, stockte aber sofort, als er weitersprach.

"Da das ziemlich umfangreich sein wird und sie nur noch begrenzt Zeit neben ihren anderen Aufgaben haben, sollten Sie dies in Partnerarbeit erledigen. Mr. Burke wird mit Ihnen zusammenarbeiten." Mir blieb der Mund offen stehen, Worte wollten nicht hervorkommen. Warum verdammt war mein Leben so? Warum hatte ich immer dieses Glück!? "Miss Thompson? Das wars... husch an die Arbeit", rief der Morton mir zu und wedelte mit seinen Händen in der Luft, als wolle er ein Hühnchen verscheuchen. Leicht verstört stand ich nun auf und verließ sein Büro, lief gleich Amanda wieder in die Arme, die neugierig ihr Brillengestell ihre Nase hoch schob und auf mich lauerte.

"Also was wollte er?" Seufzend lehnte ich mich an ihren Schreibtisch und schaute auf meine Finger. "Er will für die Projekttage einen Artikel über Palms und Palm Desert... und den soll ich zusammen mit Donnie schreiben." - "Uhhh!", stieß sie überrascht aus und biss auf ihre Lippe. "Das wird ein Problem, solange er nicht mit dir spricht." Schulterzuckend schaue ich sie nun an. "Ich kann ihn ja sogar verstehen... ich wäre wahrscheinlich nicht anders."

~

"Donnie nun bleib doch stehen!", rief ich ihm hinterher und begann zu laufen. Ich musste ihn erwischen, bevor er in seinen Wagen steigen konnte. Die bereits geöffnete Fahrertür schlug ich wieder zu und schaute auf die sich angespannten Schultern von ihm. "Was soll das?", murrte Donnie und drehte sich zu mir herum. Seine grünen Augen wurden mich vergiften, wenn sie konnten, so sauer war er.

"Willst du jetzt bis an dein Lebensende sauer auf mich sein, weil ich einen Fehler gemacht habe?" Zickig stieß er seinen Atem aus. "Einen Fehler? Du hast dich gegen mich entschieden und warst mit deinem Superstar um Liebesurlaub!" - "Ich habe mich für gar nichts entschieden!", feuerte ich zurück und presste meine Lippen aufeinander. Er beugte sich zu mir vor und sah mir direkt in die Augen. "Das ändert nichts an der Tatsache, dass du mit ihm zusammen warst." Ich merkte, wie er dicht machte und Rang nach Ideen. Donnie war mir sehr wichtig, ich mochte ihn. Sehr sogar und es wurmt mich, dass die Medien so viel Wind um Vincent und mich gemacht hatten.

"Donnie dieser Urlaub war ein Ende für Vincent und mich. Nur aus diesem Grund haben wir die Reise gemacht. Das musst du mir glauben." Er strich sich über sein müdes Gesicht, während ich ihn an seinem anderen Arm berührte. "Bitte stoße mich nicht weg." Mein flehender Blick traf auf seinen, doch er schüttelte verneinend den Kopf. "Ich muss nachdenken Rory", war das einzige, das ich noch zu hören bekam, bevor er in seinen Wagen stieg und losfuhr.

Abends saß ich mit Joe auf einer Decke im Garten und schaute ihm dabei zu, wie er mit Holzklötzen spielte. Ich war völlig in meine Gedanken versunken und hob erschrocken meinen Kopf, als sich jemand neben mich auf die Decke setzte. "Du?" Das Grün glänzte in der Abendsonne, seine braunen Haare wehten ihm in die Stirn und er zuckte etwas verlegen mit der Schulter.

"Ich mag dich viel zu sehr, als dass ich dir länger böse sein könnte. Die letzten Tage waren schon unerträglich." Mein Herz schlug schneller. Hieß das etwa er würde mir verzeihen? "Ich mag dich auch sehr, Donnie... und ich finde schön, dass du hier bist." Er legte seine Hand an meine Wange und streichelte mich vorsichtig, während er sich zu mir verbeugte und meine Stirn küsste. So war Donnie, eine Mischung aus frech und zärtlich, die sich richtig anfühlte. Ich nahm seine Hand von meiner Wange und zog ihn in meine Arme. Es war genau das, was ich jetzt brauchte. Nähe von jemandem, den ich mochte.

Er blieb noch eine Weile, besprach die Vorgehensweise bezüglich des Artikels mit mir und spielte dabei mit Baby Joe. Er mochte den kleinen Fratz und ich konnte ihn oft dabei beobachten, wie sich ein Lächeln in sein Gesicht stahl. Genauso oft bemerkte ich seine Blicke die auf mir lagen und mich nervös machten. Gut nervös, weshalb ich wirklich froh war, dass er mich noch heute Abend besuchte.

Zusammen brachten wir Joe ins Bett. Der kleine war völlig erledigt und blieb ohne zu quengeln in seinem Bettchen liegen. Donnie stand in der Tür und betrachtete mich dabei wie ich ihn zudeckte. Als ich Joe's Zimmer verlassen wollte, versperrte er mir den Weg. Er schaute intensiv auf mich herab und legte seine Hände an mein Gesicht. "Bitte lauf nicht wieder weg", flüsterte er und ließ einen Schauer über meinen Rücken laufen, denn die Sehnsucht, die in seinen Worten lag berührte mich. Ich schüttelte kaum merklich meinen Kopf, wollte noch etwas antworten, doch da spürte ich bereits seine warmen Lippen auf meinen.

Fool Again | Vincent & RoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt