K49 | Herzschmerz

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- Rory -

Ich wusste nicht wo mir der Kopf stand und war froh, als ich nur wenige Türen weiter ein WC erblickte. Das kalte Wasser in meinem Gesicht wusch die heißen Tränen weg, bevor ich in eine der Kabinen verschwand und Vincents Spuren von mir beseitigte. Ich liebte ihn immer noch. Viel mehr, als mir lieb war und mein Gewissen Donnie gegenüber brachte mich fast um. Ich zitterte, schluchzte und bekam kaum das Papiertuch aus dem Spender, um mir die Hände abzutrocknen. Wenigstens hatte ich das Interview hinter mich gebracht.

Die ganze Autofahrt war ich still, spürte Vincent immer noch und presste meine Schenkel zusammen. Ich fühlte mich schlecht und wäre am liebsten Zuhause einfach aus dem Wagen gesprungen, doch Donnie sah das anders. Er parkte seinen Wagen und stellte ihn aus, bevor er sich zu mir herüber beugte und seine Hand an meine Wange legte. "Was ist mit dir los? Du warst die ganze Fahrt so still." Mit großen Augen schaute ich in seine. "Ach ich bin müde... und mir gehts nicht so gut. Ich sollte schlafen. Morgen geht es mir sicher besser." Sanft küsste er mich und strich liebevoll über meine Wange. "Dann geh schnell hoch. Sehen wir uns morgen?" - "Ich kann morgen nicht. Ich muss Mom helfen. Wir bekommen neue Gäste und mit Joseph dazwischen ist es nicht so einfach." Er nickte leicht bedrückt, lächelte dann aber und nahm meine Hand um meine Finger zu drücken. "Dann sehen wir uns spätestens Montag."

Zum Glück waren Mom und Dad bereits im Bett und ich konnte schnell in meinem Zimmer verschwinden. Ich bekam Vincents Gesicht nicht aus meinem Kopf, wie verzweifelt und traurig er war. Aber ich war auch traurig. Ich vermisste ihn so sehr und hatte keine Ahnung, wie ich meine Zukunft ohne ihn gestalten sollte. Es war so unfair und mit diesem Schmerz in meiner Brust schlief ich spät in der Nacht und völlig übermüdet ein.

"Rory hol doch bitte ein paar Kräuter aus dem Garten. Ich bräuchte Thymian, Schnittlauch und Petersilie." Ich schnappte mir ein kleines Messer und ging raus in den Garten. Nachdem Ich die Kräuter für Mom geschnitten hatte und wieder zurück zum Hintereingang lief, fiel mir Vincents Wagen auf. Er schien bei Emma zu sein. Mein Herz pumpte sofort stolpernd in meiner Brust. Schnell brachte ich Mom die Kräuter und machte mich auf den Weg zu Emma's Zimmer. Ich war hin und her gerissen und drehte zweimal vor Emma's Zimmer wieder um. Allein seine Stimme durch die Tür zu hören brachte mich durcheinander. Das war auch der Grund, warum ich mich eigentlich entschloss wieder umzudrehen und Mom zu helfen. Doch da erklang seine Stimme hinter mir.

"Bitte bleib." Ich stoppte und als ich mich zu ihm herumdrehte, war es bereits wieder um mich geschehen. Ich konnte die Sehnsucht in seinen Augen sehen. Dieselbe Sehnsucht, welche ich in meinem Herzen spürte, die mich jede Minute schmerzte. "Vince...", hauchte ich und neigte meinen Kopf, sodass meine Haare mir ins Gesicht fielen. "Rory... können wir uns gleich sehen. Ich muss dich sehen, bevor ich wieder die Stadt verlasse... Bitte", flehte er fast und nahm mein Gesicht in seine Hände. Ich schmiegte mich in seine Berührung und schloss für wenige Sekunden meine Augen. "Sei in einer halben Stunden am großen Baum am See", sagte ich schnell und verschwand wieder aus der Pension, ließ ihn einfach stehen. Ich wusste nicht, ob es ein Fehler war, ich wusste nur, dass ich es tun musste.

Froh darüber, dass Dad nicht Zuhause war schlich ich kurz darauf zu dem verabredeten Treffpunkt und setzte mich mit dem Rücken an den Baum gelehnt ins Gras. Vincent setzte sich wenig später dicht neben mir ins Gras und nahm meine Hand, führte sie zu seinen Lippen und küsste meine Finger. Sofort kribbelte meine Haut. "Danke dass du gekommen bist", sprach er leise und legte seine Stirn an meine Schläfe. "Rory, ich bekomme dich nicht aus meinem Kopf." Nur eine winzige Bewegung und es berührten sich unsere Lippen, er strich leise mit seinen über meinen Mund, bevor er mich küsste. Ich konnte nichts dagegen tun, Vincent zog mich auf seinen Schoß und schloss seine Arme um mich, vergrub seine Finger in meinen Haaren und küsste mich immer inniger. Seine Nähe fühlte sich so gut an, so vertraut und schön.

Mein Körper presste sich an seinen. Ich wollte ihn spüren. Donnie war völlig in den Hintergrund geraten. Mein Herz gehörte eben voll und ganz Vincent und ich konnte daran gerade rein gar nichts ändern. Seine Lippe zwischen meinen Zähnen bewegte ich mich auf seinem Schoß, was ihn leise in den Kuss keuchen ließ. Es bestätigte mich in meinem Tun und ich strich über seinen Oberkörper herunter zu dem Bund seiner Jeans. "Vince...ich brauche dich so sehr", flüsterte ich vor seinem Mund, spürte bereits seine Erregung unter mir und schob langsam meine Finger unter den Jeansstoff. Vincent schloss seine Augen, lehnte seinen Kopf zurück an den Baum und genoss meine zarte Berührung. Ihm ging es aber ähnlich. Seine Hände waren längst unter meinem Shirt und streichelten über meine Haut, liebkosten meine Knospen, die sich ihm hart entgegenstellten.  

"Ich liebe dich immer noch", hauchte ich bebend und wollte seinen Gürtel öffnen, als er plötzlich mein Handgelenk griff und mich stoppte. "Rory bitte, ich kann das nicht... wir... wir sollten das nicht tun." Ich schüttelte meinen Kopf, Tränen stiegen mir in die Augen und ich atmete traurig und verletzt tief ein. "Sag das nicht... bitte." Er entfernte sich von mir, das sah ich in seinen Augen, auch wenn wir uns kaum bewegten. Er zog seine Hände unter meinem Shirt hervor und drückte mich zur Seite von seinem Schoß. "Rory, ich kann das nicht. Dieses hin und her. Ich brauche einen klaren Kopf, was ich nicht habe, wenn du mir ständig darin herum spukst. Ich dachte ich könnte das, doch ich habe mich getäuscht." Mein Hintern landete im Gras, als Vincent sich schnell erhob und sich verzweifelt durch seine Haare strich, seine Fäuste hineinkrallte und gequälte Laute seine Kehle verließen.

"Leb wohl, Rory", waren seine Worte, bevor er mich sitzen ließ und mit schnellen Schritten den schmalen Weg zurück zum Haus lief. Er hatte mich wieder verlassen und es schmerzte mehr denn je. Nur wenige Augenblicke später hörte ich seinen Wagen, der dann die Auffahrt hinweg preschte. Ich wusste nicht, ob ich ihn jemals wiedersehen würde und brach schluchzend zusammen, krallte meine Finger ins hohe Gras. Meine Tränen platschten von meinem Kinn, als ich von hinten gepackt wurde und Emma mich in ihre Arme zog.

"Es tut mir leid", flüsterte sie in mein Ohr und strich mir immer wieder tröstend über meinen Kopf und meinen Rücken, doch beruhigen konnte sie mich nicht.

Fool Again | Vincent & RoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt