K53 | Rocky Horror Show

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- Rory -

Als wir Zuhause ankamen wartete Laura bereits auf mich. Ich hatte sie von unterwegs angerufen und ihr mitgeteilt, wann wir da sein würden. Emma verschwand gleich in ihrem Zimmer. Da Zach's Wagen auf dem Hof stand, war er sicher schon darin und wartete auf sie. Laura saß auf der Veranda und kam gleich auf mich zu, als sie mich erblickte. Wir gingen ein Stück, herunter an den See und setzten uns ins Gras. Es brach alles aus mir heraus. Ich erzählte ihr von dem Interview, von seinem Besuch hier und von den Geschehnissen heute. Sie hörte mir geduldig zu, tröstete mich und ich war froh, sie jetzt bei mir zu haben. Sie kannte Vincent genauso lange wie ich und hatte seine Karriere auch von Anfang an mitverfolgt. Sie wusste auch von mir alles, was sie für mich gerade so kostbar machte. Ihre Meinung war mir zudem sehr wichtig, weil sie alles aus einem anderen Blickwinkel betrachtete und irgendwie immer die passenden Worte für mich fand. Erst als es schon dunkel war, gingen wir zurück und sie fuhr nach Haus. Schlafen konnte ich nicht wirklich - auch die nächsten Tage nicht. Das was Vincent mir an den Kopf warf, sogar ein Glas nach mir warf verletzte mich sehr, ich hatte lange daran zu knabbern.

*

Der Alltag hatte mich fest im Griff. Täglich fuhr ich brav zum College, lernte so gut es ging und erfüllte meine Pflichten und Aufgaben in der College-Zeitung. Zuletzt hatte ich einen Bericht über die Football Mannschaft zu schreiben, was gar nicht so einfach war. Die waren eher genervt, wenn ich versuchte mit etwas Ernst an die Sache zu gehen, aber ich konnte sie mit einer Ladung Muffins von Emma überzeugen.

"Sugar", rief Donnie hinter mir und lief einen Schritt schneller, um aufzuholen und neben mir her zu gehen. Ich lächelte ihn an, musterte seine zufriedenen hübschen Gesichtszüge und genoss das Gefühl, dass sich langsam in mir ausbreitete, als er meine Hand nahm und unsere Finger miteinander verschränkte. Er zog mich an seine Brust und küsste meine Schläfe. "Was sagst du? Wollen wir heute Abend ins Kino? Die Rocky Horror Picture Show läuft." Den Film wollte ich unbedingt schauen und war schon seit Tagen wie auf Kohlen, weil ich darauf wartete, dass er endlich anlief.

"Dass du überhaupt fragst", brummte ich augenrollend und drückte meinen Kopf in seine Halsbeuge, wovon er rau auflachte. "Du weißt doch ganz genau, dass ich den unbedingt sehen will." Ich sprang ein Stück von ihm und lief rückwärts laufend vor ihm her, grinste von einem Ohr zum Anderen und legte meine Hände auf seine Brust, um ihn zu stoppen. "Bekomme ich auch Popcorn?", fragte ich mit zur Seite geneigtem Kopf und biss frech auf meine Lippe. Ich wusste er konnte dem nicht widerstehen und es dauerte nur einen Blick von ihm, da nahm er meine Lippe zwischen seine Finger und zog sie wieder in die Freiheit. Sogleich beugte er sich zu mir vor und küsste mich, zog mich meine Taille umfassend an sich und griff mit seiner freien Hand in meine Mähne.

"Du bekommst alles was du möchtest", säuselte er mit einem frechen Grinsen und strich meinen Rücken herab, bis seine Hand auf meinem Po stoppte. Ich brummte auf, weil ich seine kleine Anspielung genau verstand. Er griff fest zu und drückte mich an seinen Körper, den ich nun umfasste und über seinen muskulösen Rücken strich. Gerade legten sich seine Lippen auf meine, da stieß jemand von hinten gegen seine Schulter, sodass er mir fast eine Kopfnuss verpasste. "Ey Arschgesicht, keine Ferkeleien auf dem Campus. Sein Zwilling. Ich rollte mit den Augen. "Dean! Du störst!", fauchte ich gespielt böse und schlug ihm gegen seine Schulter. "Schätzchen... ich störe immer, hast du das immer noch nicht gemerkt." Augenbrauen klimpernd nahm er seinen Bruder in den Schwitzkasten und zog ihn eine Etage tiefer, bis dieser ihm einen Schlag in den Magen verpasste und von ihm abließ.

"Du Hampelmann. Musst du gleich zuschlagen? Ich habe gleich Training." - "Jammer nicht rum. Hast du Lust heute Abend mit uns ins Kino zu fahren? Vielleicht haben Laura oder Paula ja Lust mitzukommen", fragte Donnie sein Ebenbild Augen wackelnd und leckte sich über seine Lippen. "Laura bestimmt", warf ich ein, denn ich wusste,sie hatte einen Narren an ihm gefressen. Seine freche Art hatte bei ihr schon vor einigen Wochen eingeschlagen und sie würde sicher nicht nein sagen. "Ja klar, warum nicht? Kino ist immer gut", feixte er, schwebte mit seinen Händen vor meinen Brüsten und drehte sie hin und her. Klatschend landeten meine Finger auf seinen, was ihn scharf seine Luft einziehen ließ. "Du Biest", presste er kichernd hervor und schüttelte seine Hand hektisch in der Luft. "Zu recht, mein Lieber, zu Recht", antwortete ich schmunzelnd und ließ mich wieder gegen seinen Bruder fallen, der mich sogleich in seine Arme schloss.

"Also heute Abend Kino. Ich freue mich", murmelte Donnie an meinem Mund, bevor er mich sanft küsste und seine Finger in meinen Haaren vergrub. Lächelnd nickte ich ihm zu und machte mich auf dem Weg zum Wohnheim. Auch wenn ich täglich nach Hause fuhr, hatte ich hier ein Zimmer mit Laura, damit wir tagsüber einen Rückzugsort hatten. Auch kam es schon vor, dass wir nach einer Party hier schliefen, doch das war eher die Ausnahme.

Also ich das Wohnheim betrat, überzog mich eine Gänsehaut. Seine Stimme erklang aus einem Zimmer, sein Song lief im Radio und dann auch noch der Song. Der Song, den er für mich geschrieben hatte und mir jedes Mal eine komisches Gefühl im Körper bescherte. Ich hatte in den letzten Wochen versucht Vincent zu verdrängen, doch so wirklich wollte mir das nicht gelingen. Überall zierte sein Gesicht die Zeitschriften, Berichte in den Nachrichten und seine Stimme im Radio und in den Aufzeichnungen von Musiksendungen. Es war einfach unmöglich ihn zu verdrängen.

Im Zimmer war ich allein. Schnell zog ich mich aus und streifte einen Morgenmantel über, weil ich gleich duschen wollte. Laura hatte noch Vorlesungen und ich konnte mich dem Stapel Papier widmen, den Amanda mir vorhin in die Hand gedrückt hatte. Ich packte meine Tasche aus, stapelte meine Bücher und eine Mappe mit Zeitungsartikeln auf meinen Schreibtisch und begann in der Zeitschrift zu blättern, die Laura hier liegen gelassen haben musste. Gleich auf Seite 6 blieb ich an einem Foto von ihm hängen. Wieder wurde über ihn berichtet. Er hatte die Entzugsklinik wieder verlassen und soll auf einem guten Weg sein. Ich wünschte es mir für ihn und lächelte, als ich mit meinen Fingerspitzen über sein Gesicht strich. Er sah wieder viel besser aus, gesünder und er konnte wieder lachen. Emma hatte ich gebeten, mir nichts mehr über ihn zu erzählen. Ich wollte Donnie eine Chance geben, denn Vincent mied jeglichen Kontakt. Wenn dann traf Emma sich mit ihm außerhalb von Palm Springs und das war auch gut so.

Auf dem Gang wurde es lauter, Stimmen drangen zu mir herüber, die meiner Tür immer näher kamen, weshalb ich meine Augen von seinem Bild nahm und mit gehobener Braue auf meine Zimmertür schaute. Als es dann auch noch klopfte, zuckte ich überrascht zusammen und rief fragend: "Ja?" Langsam drehte sich der Knauf und die Tür öffnete sich. Erneut blickte ich in sein Gesicht und erneut überzog eine Gänsehaut meinen Körper.

"Vincent?"

Fool Again | Vincent & RoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt