Kapitel 5

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Die Ideen sprudelten nur so in meinem Kopf bis sich eine immer mehr festigte. Ich nahm meine Hand nach oben und wartete darauf, dass der Lehrer, dessen Namen ich noch nicht kannte, mich sah.

"Ja, neues Mädchen, was möchtest du wissen?", fragte der Lehrer mich amüsiert, nachdem er mich erblickte. "Hallo, mein Name ist Hailey. Ich wollte wissen ob wir auch das Bild in zwei Hälften trennen dürfen ? Also es quasi in zwei Abschnitte teilen ?" "Nun Hailey das ist eine sehr gute Frage und auch eine sehr gute Idee. Ich werde zustimmen und bin schon gespannt auf dein Ergebnis. Willkommen an Board.", dabei zwinkerte er mir kurz zu und widmete sich dann direkt wieder den Unterlagen die vor ihm lagen. Ich vernahm ein leises Knurren hinter mir, tat aber so als würde ich es nicht hören und sah nun zu Mia die sich neben mir kaum merklich angespannt hatte. Was hatte sie denn?

Beruhigend Strich ich ihr über den Rücken. Hatte sie das Knurren etwa auch gehört ? Aber warum verspannte sie sich so ?
"Alles in Ordnung Mia ? ", wartend sah ich sie an. Sie nickte nur leicht und musste dann schwer schlucken. "Wir sollten uns an die Arbeit machen, sonst hängen wir noch hinter her." , brachte sie leise heraus und ich hatte Probleme sie zu verstehen.
"Na gut." Sagte ich zu ihr und machte mich an die Arbeit mit einem Bleistift alles vor zu zeichnen.

Die Zeit raste nur so und ehe ich mich versah war ich fertig mit der Skizze. Ich hielt mir den Zeichenblock etwas weiter entfernt vor die Nase und musterte kritisch was ich da verzapft hatte. Es gab noch ein paar Dinge die ich ausbessern musste aber alles in allem war ich sehr zufrieden.
Mein Bild war hochkant gezeichnet und genau in der Mitte durch einen Strich senkrecht getrennt. Auf der linken Seite sah man ein Menschliches Gesicht, das genau in der Mitte am Strich aufhörte. Auf der rechten Seite sah man einen halben Wolfs Kopf. Im Hintergrund sah man einen perfekten, großen Mond der um beide Köpfe herum war. Gerade als ich fertig war mich selbst zu kritisieren wurde mir der Zeichenblock aus der Hand gerissen.

Verwirrte schaute ich auf die Person neben mir, welche nun aufgeregt quiekte. "Mia geht es dir gut?", fragte ich meine Sitznachbarin belustigt. "Du.. du, du, du, du, du! Du bist der Wahnsinn woher kannst du so gut zeichnen ?", begeistert drehte sie sich zu mir. "Ich weiß nicht. Zeichnen beruhig mich, seit ich denken kann zeichne ich. Ich denke also das kommt durch die Übung.", erwiderte ich schulterzuckend.
In dem Moment erklang die Schulklingel und wir fingen an zusammen zu packen.

Auf dem weg zum Parkplatz unterhielt ich mich mit Mia. Sie erzählte mir, dass sie auch einen Werwolf zeichnete dies aber nicht ganz so gut könne wie ich, als sie plötzlich stehen blieb. "Was ist?", fragte ich sie direkt. "Ich muss hier links. Da vorne ist die Bushaltestelle.", ich zog die Augenbrauen zusammen und erwiderte ihr: " Du glaubst doch nicht echt, dass ich dich mit dem Bus nach Hause fahren lasse? Wir bringen dich heim. Keine Wiederrede.", somit zog ich sie auch schon zu Caleb der an seinem Auto lehnte.

Stirnrunzelnd sah ich ihm zu wie er immer wieder seine Hand zu einer Faust ballte um dann wieder locker zu lassen und diese mit schmerzverzerrtem Gesicht ansah. Je näher wir kamen, desto deutlicher konnte ich erkennen, dass seine Hand aufgeschürft war. Was hatte er denn gemacht? Da müsste ich ihn Zuhause wohl oder übel drauf ansprechen. Kurz bevor wir bei ihm ankamen schaute mein Bruder auf und lächelte mich an. Als er die arme Mia, die ich immernoch hinter mir her zog erblickte, verspannte er sich und starrte sie an. Auch Mia hat es ihm gleich und blieb wie angewurzelt stehen. Verwirrt schaute ich zwischen den beiden hin und her. Was ist denn hier los?
Was haben die beiden nur ?

Da sie nichts zu bemerken schienen räusperte ich mich kurz um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Zeitgleich schnellten beide Köpfe zu mir. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und schüttelte den Kopf. Ich schnappte mir Calebs Auto Schlüssel und sagte zu ihm, dass wir Mia jetzt nach Hause fahren würden. Er nickte bloß und stieg auf der Fahrerseite ein, nachdem ich die Türen per Knopfdruck geöffnet habe.

Sobald wir drei saßen und angeschnallt waren brach mein Bruder die Stille und fragte Mia wo sie denn hin müsste "St. Vincent Waisenheim. Ich kann dich Lotsen." Kaum merklich zögerte Caleb. Wäre ich nicht seine Schwester, mehr noch, sein Zwilling, hätte ich das nicht bemerkt. Doch ich kannte ihn zu gut, wir hatten wohl Rede Bedarf. Während der Fahrt hörte man nur wie Mia ab und an Anweisungen an Caleb weiter gab und den leisen Klang des Radios im Hintergrund.

Bei Mias Zuhause angekommen bedankte sie sich und sprintete schon zum großen Tor des Waisenhauses. Es sah trostlos aus. Graue Backsteine zierten das Haus es hatte viele Fenster und eine gigantische, dunkle, hölzerne Eingangstür. Umgeben war das Gelände von einer großen steinernen Mauer die ebenfalls Grau war. Das ganze schien sehr alt zu sein und wäre es nicht gerade erst drei Uhr nachmittags, sähe es aus wie aus einem Horror Film entsprungen. Keine schöne Vorstellung hier zu wohnen.

Während ich meinen Gedanken noch etwas weiter hinter her hing bemerkte ich nicht, dass Caleb schon wieder los fuhr. Erst als wir auf den highway abbogen konnte ich meine Gedanken wieder sortieren und schaute zu Caleb rüber. Gedankenverloren sah er auf die Straße. Irgendwas beschäftigte ihn das spürte ich. Es war wie eine Art Band zwischen uns, wir spürten es immer wenn es dem anderen nicht gut ging oder ihn etwas beschäftigte. Also brach ich die Stille im Auto und sprach die Worte aus, die unser Gespräch in Gang bringen sollten: "Na dann schieß mal los!"

Mate? Werwolf? Bitte was ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt