Kapitel 15

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"Rouge." Spuckte Mia das Wort so verächtlich aus als wäre es Gift. Rouge? Was um Himmels Willen war das denn nun wieder ?

"Und was ist das?" Fragte ich in die Runde und ließ mich auf die rote Couch fallen.

"Oh das ist was, das ich weiß!" Meldete sich mein Vater zu Wort und ließ sich neben mir auf der Couch nieder. Erstaunt sah ich ihn an und wartete darauf, dass er mir eine Erklärung gab.

"Ein Rouge ist ein rudelloser Werwolf. Meist verstoßen, verbannt oder einer der letzten, die aus einem Rudel überlebt haben." Unsere Blicke glitten zu Mia. "Im Normalfall verfällt ein Rouge ohne Rudel seinem Wolf. Er bekommt rote Augen und wird aggressiv. Sie greifen alles und jeden an, auf der Suche nach Nahrung. Bestehende Rudel nehmen Rouges nur ungern auf, da man nie genau weiß warum sie ein Rouge sind. Selten sagen verbannte, Dass sie verbannt sind, logischer Weise."

"Aber warum ist Mia dann normal?" Unterbrach ich ihn, erstaunt, dass er so viel darüber wusste.

"Das meine süße kann ich dir erklären." Gab meine Mutter mit sanfter Stimme als antwort. "Mia lebt in einer Art Rudel. Das Waisenhaus. Es ist kein richtiges Rudel, aber es funktioniert wie eines. Es gibt eine gewisse Rangordnung, die eingehalten werden muss. Die höchsten Mitglieder leiten es, die eine Stufe niedriger, kümmern sich um alles, was die höchsten aus verscheidenen Gründen nicht können oder wenn diese abwesend sind. Danach kommen die, die es schützen und dann das Rangniedrigste Volk. Mia hat ihre Aufgaben als Rangniedrigeres Mitglied zu erfüllen. Genauso wie in einem Rudel. Deshalb ist sie normal."

Okay, das musste ich erst einmal sacken lassen und verarbeiten. Ich flehte mein Gehirn an sich anzustrengen ud daran zu erinnern was mir Mom einmal über Werwölfe und ihre Rudel erzählt hatte.

"Wenn ich das jetzt also richtig verstanden habe, ist der Heimleiter der Alpha, die Stellvertreter sind der Beta. Die Sicherheitsleute sind die Krieger an dritter Stelle und dann kommt der Rest, die Kinder." Einvernehmliche nicken seitens meiner Mutter und Mia.
Okay, puh.

"Und was wollte der Rouge hier?" Fragte ich als nächstes.

"Er hat wohl die Magie und auch einen Werwolf gespürt und wollte wissen, ob er hier etwas finden könnte. Ich habe uns zwar mit einem Zauber abgesichert aber es war dennoch sicherer abzubrechen und ins Haus zu gehen. Das hatte ich auch Chloe mitgeteilt, als sie mir von dem Rouge erzählte."

"Wie erzählte?" Lautete meine nächste Frage auf die Antwort meiner Mutter.

"Mindlink." Kam es von Mia.

"Hailey, ich habe dir doch mal von dem internen Kommunikationsband erzählt, das die Wölfe untereinander haben? Als mächtige Hexe, habe ich die Möglichkeit mit ihnen zu kommunizieren. Sie nennen es 'Mindlink'. " erläuterte meine Mutter es mir näher.
Okay damit konnte ich was anfangen.

Ich stieß einen Seufzer aus und hielt mir den Kopf. Das war ein bisschen viel Information aber damit konnte man arbeiten.
Ich sah auf die Uhr, die gegenüber von mir über unserem Fernseher hing. 0:43 Uhr. Wir waren knapp 2 1/2 Stunden draußen. Es hatte sich nicht so lange angefühlt. Erschöpft sah ich Mia an und fragte sie ob wir hoch und schlafen gehen sollten. Dies bejahte sie glücklich und wir wünschten meinen Eltern noch eine gute Nacht.

Oben in meinem Zimmer entschieden wir uns dafür, beide noch duschen zu gehen bevor wir uns hinlegen wollten. Etwa 40 Minuten später lagen wir beide, angekleidet in Pyjamas, in meinem Bett unter der Decke und starrten durch mein Fenster den Mond an. Er war so schön. Mir flogen schon seit vorhin ein paar Fragen im Kopf rum, die ich nun entschied auch zu stellen.

"Warum ist Chloe nicht ausgerastet? " fragte ich Mia, während ich mich auf die Seite drehte um sie anzusehen.

Mia drehte sich ebenfalls zu mir und ich sah, wie ihre Augen einen Silbernen Ton Annahmen. Chloe wollte wohl antworten.
Mit einer tieferen Stimme als ich es von Mia gewohnt war, verließen die Wörter ihren Mund.

"Ich war so dankbar, dass ich raus durfte, da konnte ich mich doch nicht gegen die Leute stellen, die mir das ermöglicht haben. Ohne euch wäre ich bald gestorben und Mia wahrscheinlich auch. Also Danke. Wirklich. Die letzten 1 1/2 Jahre kam ich ja leider nicht mehr raus."

"Wieso 1 1/2 Jahre? Mia ist doch seit knapp 3 Jahren im Waisenhaus?"

"Das schon, aber das erste Jahr hat sie mich so oft raus gelassen, wie sie konnte und immer Ärger bekommen weil sie abgehauen war. Dann wurde es immer weniger, weil sie nicht mehr alleine raus durfte und irgendwann ließ sie es komplett bleiben." Traurig sah mich Chloe durch Mias silberne Augen an.

"Das tut mir leid. Aber kann ich wieder mit Mia sprechen? Ich muss mich erst noch daran gewöhnen mit einem Wolf zu sprechen." Gab ich leise lachend zurück.

Ohne noch einmal was zu sagen änderten sich die Augen meines Gegenübers wieder zu dem braun, das ich kannte. Entschuldigend lächelte sie mich an.

"Tut mir leid. Dadurch, dass sie heute raus durfte ist sie extrem Happy und stärker als sonst."

"Kein Problem." Gab ich lächelnd zurück und stellte die nächste Frage.

"Du weißt, dass unsere Freunde aus der Schule keine Menschen sind. Was sind sie ?"

Mia zögerte leicht bevor sie zu ihrer Antwort ansetzte. "Das sollen sie dir selbst sagen. Aber ich kann dir wenigstens so viel sagen, dass es eine Elfe oder einen Elfen Mann gibt, es gibt einen Vampir und eine Hexe oder einen Magier."

Ich nickte. In meinem Kopf ordnete ich die verschiedenen Wesen schon einer Person zu. Ob ich richtig lag würde sich noch zeigen. Schließlich stellte ich die Frage, vor der ich ein wenig Angst hatte.

"Mia was ist damals mit deinen Eltern passiert?"

Trauer, Wut und Entsetzen spiegelten sich kurz in ihren Augen bei der Erinnerung an das, was passiert war, bevor sie sich aufsetzte, ihre Knie an sich heran zog und ihren Kopf auf diesen ablegte.

"Wir...Wir waren das New Moon Rudel. Komischer Name ich weiß." Dabei schmunzelte sie leicht bevor sie fort fuhr. "Meine Eltern waren die Betas unseres Alpha Paares. Die Luna und meine Mutter waren seit sie klein waren beste Freunde, ebenso der Alpha und mein Dad. Als meine Eltern schließlich ineinander ihre Mates gefunden haben, war es einfach perfekt."
Ein verträumtes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab.

"Wir lebten glücklich in unserem Rudel, bis... bis... Puh." Sie stieß schnell ein wenig Luft aus. Man spürte, dass es ihr nicht leicht fiel mir davon zu erzählen. Noch ehe ich ihr sagen konnte, dass sie auch aufhören könnte wenn es ihr so schwer fiel, sprach sie einfach weiter.

"Bis eines Tages kurz vor meinem 14. Geburtstag diese Wölfe auftauchten...."

Mate? Werwolf? Bitte was ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt