Kapitel 44

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"Können wir kurz reden? Allein?" Fragte ich ihn.

Zögernd sah er zu Mikayla. Diese hatte den Köder geschluckt und nickte ihm freudig zu, während sie von ihm Abstieg. Dreckig grinsend kam sie zu mir, streifte mir die Haare vom Ohr und flüsterte : "Es ist wichtig, zu wissen, wann man verloren hat."

Oh ja, das war es. Und ich hatte noch lange nicht verloren!

Zielstrebig ging ich, gefolgt von einem verwirrt aussehenden Nathan aus der Cafeteria. Meine Wut stieg immer weiter, ich war wütend auf Jack, auf Mikayla und auf denjenigen, der es gewagt hat, Nathan zu verzaubern. Vor den Türen angekommen, drehte ich mich zu ihm um. Allerdings war er dichter hinter mir, als ich dachte und so knallte ich frontal gegen seine harte Brust. Doch außer dem Schmerz in der Nase, fühlte ich nichts. Die mir so bekannten Funken, das Kribbeln, wenn wir uns berührten, war verschwunden. Weg. Einfach weg. In mir flammte wieder neue Wut auf und ich schöpfte Mut. Es würde gut gehen. Es musste einfach.

"Was wird das wenn es fertig ist?" Fragte Nathan mich skeptisch.

Ich bemühte mich eine gefühlskalte Fassade aufzusetzen und sah zu ihm hoch.
Meinen rechten Zeigefinger setze ich auf seine Brust.

"Wir zwei gehen jetzt in den Wald hinter der Schule. Dort werde ich dich ablehnen. Du hast gewonnen, du bekommst was du wolltest und kannst von nun an ungehindert mit diesem Flittchen treiben was du willst." Bei den letzten Worten wurde meine Stimme immer leiser und ich bemühte mich, sie brüchig klingen zu lassen und meinen Augen eine Träne zu entlocken.

Nathan sah mich stirnrunzelnd an. Er kratzte sich am Nacken bevor er sprach.

"Warum im Wald? Mach es doch hier. Geht schneller und ich kann wieder zu Mikayla."

Flehend sah ich ihn an, als ich meine folgenden Worte, die ich mir bereits zurecht gelegt hatte, an ihn wandte.

"Ich habe mich schlau gemacht. Ich weiß, dass es körperlich weh tun wird, wenn ich das Band zwischen uns endgültig Kappe. Das soll keiner hier mitbekommen. Wenigstens das, könntest du für mich tun." Dabei drückte ich mir eine weiter Träne raus. Es war schwer ihm das vorzuspielen, irgendwo in diesem Körper steckte noch MEIN Nathan. Ich wollte nicht wissen was er dabei dachte, wie er sich dabei fühlte, denn ich wusste, was ich fühlte und das war schlimm genug.

Mein Schauspiel schien aber die gewünschte Wirkung zu zeigen, denn er nickte ergeben mit dem Kopf und wir liefen zum Wald. Auch als ich ihn ein wenig weiter in den Wald führte, schien er nicht misstrauisch zu werden. An der markierten Stelle blieb ich stehen und drehte mich abrupt zu ihm um.

"Das dürfte weit genug sein." Gab ich das Zeichen und meine Mutter entzündete mit einem Fingerschnippen die Kerzen um uns herum. Auf dem Boden zeichnete sich langsam, Linie nach Linie, ein riesiges Pentagram ab, welches aus dem vermischten Blut von Nathan und mir bestand. Dieses hatte Mom mit einem Schutzzauber vorher versteckt. Dann warf sie seine und meine Haare in eine der Kerzen. Diese zischte laut auf und die Flamme färbte sich grün.

Wir waren eingeschlossen, keiner von uns kam hier wieder heraus. Der Bannkreis hatte sich geschlossen und wir konnten ihn erst wieder verlassen, wenn jemand von außerhalb uns heraus holte. Nathan drehte sich verwirrt um, was ich nutzte, um mir die beiden bereitgelegten Dolche zu schnappen. Der schwarze war mit seinem Blut getränkt, der weiße mit meinem. Schnell Schritt ich auf ihn zu. Als er sich mir zu wandte, sah ich Wut und Verwirrung in seinen Augen aufblitzen, aber auch ein wenig Angst.

Schneller als er reagieren konnte sprintete ich auf ihn zu, sprang ihn an, schlang meine Beine um seine Hüfte und meine Arme um seinen Nacken, die Klingen der Dolche nach außen gerichtet, damit ich ihn nicht verletze, noch nicht. Instinktiv legte er seine Hände an meinen Hintern. Meine Lippen presste ich ihm auf seine. Ein paar Schritte taumelte er zurück, erwiderte den Kuss zunächst nicht. Doch dann zog er mich näher zu sich und küsste mich, stürmisch, zurück. Es war der Wahnsinn endlich wieder MEINEN Nathan spüren zu können. Das bekannte Kribbeln setzte wieder ein und eine Welle des puren Glücks überschwappte mich. Ich konnte nicht anders, als in den Kuss hinein zu Lächeln.

Ich erinnerte mich an die Worte meiner Mutter: "Den Liebeszauber zu brechen ist einfach. Ein Kuss der wahren Liebe, in dem Fall der Mate, dann ist der Zauber gebrochen."
Ich hatte es geschafft, der erste Bann war gelöst.

Schweren Herzens ließ ich von ihm ab und stellte mich wieder auf den Boden. Nun käme der zweite, schwerere Teil.

Wir schaffen das. Wir holen Miro zurück.
Sprach Finja mir Mut zu.

Nathan war immernoch verwirrt, schien mit der Situation überfordert, doch bevor er etwas sagen konnte, sagte ich zu ihm:

"Es tut mir so leid, bitte glaube mir das." Und damit zog ich ihm, mit einem geübten Kick, die Beine weg und er fiel der Länge nach auf den Rücken. Schnell setzte ich mich auf ihn drauf und hob den schwarzen Dolch mit beiden Händen in die Höhe. In seinen weit aufgerissenen Augen spiegelten sich Angst und Verwirrung, einen Moment zögerte ich.

"Hailey, tu es! Nur so kannst du ihm helfen!" Hörte ich meine Mutter schreien.

So stach ich mit der Magischen, blutgetränkten Klinge des Dolches zu. Direkt in sein Herz. Kein Blut kam aus der Wunde. Nathan sah mich mit Tränen in den Augen an, bevor er das Bewusstsein verlor und unter mir erschlaffte. Weinend stieg ich von ihm ab, wischte mir mit der nun freien Hand die Tränen fort. Eine Welle Schmerz und Trauer durchzog mich, drohte mir die Luft zu nehmen. Ein Kloß bildete sich in meinen Hals und ich konnte spüren, wie die Luft immer knapper wurde.

"Hailey schnell! Ihr habt nicht ewig Zeit und du musst hinter her!" Drang wieder die Stimme zu mir durch.

Ich legte mich ein paar Schritte weiter weg von ihm auf den Boden, hob den weißen Dolch an und stach mir selbst, an der Stelle, die meine Mutter mir gezeigt hatte, ins Herz. Der Schmerz war nur einen kurzen Augenblick präsent, dann verschwand er und meine Sicht verdunkelte sich. Der Teil, den ich sehen konnte, wurde immer kleiner, bis er schließlich ganz von der Dunkelheit verschluckt wurde. Ich spürte noch, wie meinen Tränen seitlich an meinem Gesicht herunter liefen, bevor ein warmes, wohliges Gefühl sich in mir ausbreitete. Plötzlich hatte ich das Gefühl zu schweben, bis ich wieder einen festen Boden unter meinen Füßen spüren konnte.

Ich öffnete meine Augen und sah mich um. Überall war schwarz, dennoch war es seltsamerweise hell. Die Erkenntnis, was ich hier zu tun hatte, traf mich mit voller Wucht wieder und so sah ich mich aufmerksam um. Eine weite Ebene bot sich mir dar, kein Ende in Sicht. Im Boden spiegelte sich, leicht verzerrt, mein Abbild wieder. Noch war ich allein, doch ich musste erst Finja finden, bevor wir uns auf die Suche nach Nathan und Miro begaben konnten. Es war wichtig, dass ich erst meinen inneren Wolf fand, sonst konnte ich sie für immer verlieren. Ein wenig verunsichert lief ich durch das endlose schwarz. Ich durfte nicht rufen, nicht sprechen, um Nathan nicht auf mich aufmerksam zu machen, bis ich Finja wieder an meiner Seite hatte. Deshalb lief ich, mucksmäuschenstill, ängstlich, durch die endlose Dunkelheit.

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Da ist es 🙈
Das Ritual hat begonnen. Lasst mir doch gerne eure Meinung da.
Auch fehlen mir im letzten Kapitel noch Stimmen für ein Special also meldet euch doch bitte da mal kurz.

Bis zum nächsten Mal 😊

Mate? Werwolf? Bitte was ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt