Kapitel 16

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"Wir lebten glücklich in unserem Rudel, bis... bis... Puh." Sie stieß schnell ein wenig Luft aus. Man spürte, dass es ihr nicht leicht fiel mir davon zu erzählen. Noch ehe ich ihr sagen konnte, dass sie auch aufhören könnte wenn es ihr so schwer fiel, sprach sie einfach weiter.

"Bis eines Tages kurz vor meinem 14. Geburtstag diese Wölfe auftauchten...."

" ... Es waren Rouges. Aber diese waren anders als die, von denen mir immer erzählt wurde. Sie hatten eine mächtige Aura. So etwas hatten Rouges nicht. Schneller als ich schauen konnte griffen sie unser Rudel an. Meine Eltern kämpften mit dem Alpha an vorderster Front. Die Luna versuchte die Alten, Kranken und Kinder in ein sicheres Versteck zu bringen. Jeder von ihnen, auch sie, wurde auf dem Weg dort hin zerstückelt. Der Alpha spürte den Tod seiner Mate und heulte laut und schmerzerfüllt auf. Dies nutzen die Rouges und rissen ihm das Herz raus und den Kopf ab. Mein Vater, der das mitansehen musste, genauso wie ich, schrie mich an ich solle verschwinden, ich wüsste wohin. Also verwandelte ich mich und rannte in den Wald. Meine Mutter und ich hatten auf einem Spaziergang mal mitten im Wald einen alten Fuchsbau unter einem Baum gefunden. Den hatten wir erweitert und mit Notfall Sachen gefüllt, Neuer Kleidung, essen und trinken für eine Woche und einer Flasche eines Zaubertrankes, den eine befreundete Hexe meinem Vater schenkte. Der Trank bewirkt, dass man 24 Stunden lang geruchslos ist und nicht aufgespürt werden kann. Ich lief also zu dem Fuchsbau und verschloss den Eingang mit Blättern und Zweigen. Den Zaubertrank kippte ich über mich, zog mir etwas neues an und machte mich so klein wie möglich.
Ich weiß nicht wie lange ich gewartet habe aber es mussten ein paar Stunden gewesen sein, denn als ich keine Kampfgeräusche und auch keine Pfoten mehr hörte, die im Wald herum liefen, kletterte ich aus dem Bau und stand in der Dunkelheit. Es war Nacht geworden und still, oh Gott es war so still."

Für Mia gab es kein halten mehr und sie weinte los. Ich fühlte mich so schlecht und verantwortlich dafür, dass sie so weint und nahm sie in den Arm. Sie warf ihre arme um mich und weinte in mein Shirt. Dass es gerade durchnässt wurde, war mir egal und ich wiegte uns beide leicht hin und her um sie zu beruhigen. Ich flüsterte ihr beruhigende Worte zu und Strich ihr über den Rücken, doch nichts schien zu helfen. Also entschied ich mich dazu, ihr einfach die Zeit zu geben die sie braucht und sie weinen zu lassen. Es fühlte sich an als würde sie drei Jahre an Trauer raus lassen.

Sie schien sich nach einer Weile so langsam wieder zu beruhigen. Gerade wollte ich ihr sagen, dass wir nun lieber schlafen gehen sollten als sie auch schon weiter erzählte.

"Ich ging damals zurück in unser Dorf. Es war kurz vor Vollmond und ziemlich hell. Überall lagen Leichen. Jeder, der als Wolf gekämpft hatte, war wieder ein Mensch und das war kein schöner Anblick. Manchen fehlten nur ein paar Körperteile, manchen der Kopf, bei wiederrum anderen sah man, dass Das Herz heraus gerissen worden war. An den Außenwänden der Häuser waren überall Blutflecken. Ich lief durch unser Dorf bis ich meine Eltern fand. Beide nicht weit voneinander entfernt lagen sie im Gras. Sie sahen sich an. Überall hatten sie Kratz- und Bisspuren und jeder von ihnen hatte ein großes Loch in der Brust. Das war mir zu viel ich drehte um und rannte wieder durch den Wald. Dass meine Klamotten von den Blutpfützen durch die ich gerannt bin eingefärbt wurden war mir egal. Ich bin einfach gerannt. So lange bis meine Beine mich nicht mehr tragen konnten und ich zusammen brach. Ich wusste nicht wo ich war und wo ich zusammengebrochen bin, doch als mir schwarz vor Augen wurde war mir das herzlichst egal. Aufgewacht bin ich dann im Krankenhaus. Etliche Maschinen waren an mich angeschlossen und eine davon piepste extrem laut. Kurz darauf kamen Ärzte zu mir und erklärten mir, dass ich im Wald auf einem Weg gefunden wurde. Das sei schon drei Wochen her gewesen und ich war in einer Art Koma. Geantwortet habe ich nicht. Ich konnte es nicht. Wusste nicht was ich sagen sollte. Da drei Wochen vergangen waren hatte ich meinen Geburtstag verpasst. Ich war nun 14, Waise und in einem Krankenhaus voller Menschen, die nicht verstehen würden was passiert war. Sie stellten mir eine Lady vom Jugendamt vor, die mir ein paar Fragen stellte und mich dann zum Waisenhaus brachte, als es mir wieder gut ging. Auf die Frage was passiert war schwieg ich immer.
Bis heute. Du bist die erste, der ich davon erzählt habe. "

Ich war sprachlos. Mia hat mir so leid. Sie hatte ihr ganzes Rudel verloren, ihre Familie. So einen Verlust konnte ich mir nicht mal vorstellen. Und ich hatte sie danach gefragt und dafür gesorgt, dass sie das alles noch mal durchleben musste. Gerade wollte ich mich dafür bei ihr entschuldigen als sie sich bei mir bedankte.

Verwirrt fragte ich sie: "Wofür bedankst du dich bei mir Mia? Ich habe das ganze noch mal in dir aufgewühlt! Oh Gott das tut mir alles so leid Mia! Ich wünschte ich könnte dir irgendwie helfen!"

"Das hast du. Ich konnte endlich mal alles raus lassen. Bei niemandem habe ich mich bisher so wohl gefühlt, dass ich einfach alles raus lassen konnte. Dafür Danke ich dir. Danke, dass du eine so gute Freundin für mich bist. Danke, dass du mir zuhörst. Danke, dass du einfach du bist."

Gerührt von ihrer kleinen Lobrede auf mich, umarmte ich sie fester. "Immer wieder." Gab ich leise von mir und ließ sie los. Mia legte sich wieder ins Bett. Ich sah kurz auf meinen Nachttisch, um erschrocken fest zu stellen, dass wir schon 3 Uhr in der früh hatten.

"Mia wir sollten schlafen. Morgen wird ein anstrengender Tag und da schon 3 Uhr ist wird unsere Nacht eher kurz. Wir müssen übrigens noch die Email an deinen neuen Chef schicken." Sagte ich umd wandte mich zu Mia, die jedoch zu meinem Erstaunen schon fest schlief.

Ich legte mich neben sie und driftete ab in einen unruhigen Schlaf, als ich einen komischen Traum hatte.

Mate? Werwolf? Bitte was ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt