Man sagt, man soll sich der Angst stellen. Doch wie soll das bei der Verlustangst gehen?
Menschen treten in dein Leben und räumen deine ganze Unordnung auf. Sie geben dir Kraft, Halt, Liebe, Vertrauen und Hoffnung. Und plötzlich zerbricht deine kleine Welt wieder und stürzt den Abgrund hinunter. Man fällt Meter für Meter. In der Zeit strömen die Gedanken in deinem Kopf, wie das Blut in deinen Venen. Man nimmt dir die Luft zum atmen. Und kurz vor dem Aufprall wird einem klar, was man verloren hat und prellt auf den harten, kaputten und dreckigen Boden auf. Der Aufprall ist aber nur halb so schmerzhaft wie der Verlust der Person.
Dieser Schmerz der durch deinen Körper rinnt nimmt von jetzt auf gleich alles was du dir aufgebaut hast. Nun ist man wieder bei Null und versucht die Einzelteile auf dem Boden einzusammeln. Sobald man diese erste Hürde geschafft hat, muss man die schweren, lastigen Einzelteile den Berg wieder hoch bringen. Es ist schwer immer und immer wieder den Berg zu erklimmen. Auf dem Weg nach oben lässt man einzelne Teile zurück, weil man nicht genug Kraft für alle hat. Man rutscht einige Male ab, da man immer wieder von den Erinnerungen und er Gedanken eingeholt wird. Man verletzt sich dabei am scharfen Gestein.
Zu viele Erinnerungen, Bilder und Wörter reißen dich innerlich auf. Jeder denkt, dass man alles geschafft hat, wenn man oben angekommen ist. Doch erst oben blickt man nach unten und zurück. Verletzt, mit offenen Wunden und entkräftigt liegt man dann dort oben. Auch hier wird man wieder mit der gleich en Angst eingeholt. Man überlegt nun, ob es sich wirklich gelohnt hat oder ob man wieder springen soll.
Je mehr Menschen dich schon verletzt haben, desto leichter fällt einem die Entscheidung. Man vertraut nicht mehr, man liebt nicht mehr, man zeigt keine Gefühle mehr und man wird immer kälter.
Einige Menschen, die man an der Hand abzählen kann, helfen einem. Doch einige lassen deine Hand dann irgendwann auch los. Die Menschen können dich zwar vorm Fallen beschützen, aber einen großen Teil muss dein Kaputtes-Ich alleine meistern. Und das kostet einiges an Kraft, die man nicht mehr besitzt.
Verlustangst ist eine tickende Zeitbombe. Sie versprechen dir, dich nicht zu verlassen, doch im Nachhinein tun sie es doch. Du genießt die Zeit mit ihnen, bevor die Bombe explodiert.
Meine größte Angst ist zugleich auch meine größte Schwäche. Und am Ende auch mein größter Schmerz. Schmerz verändert uns. Meiner hat mich dazu gebracht, perfekt sein zu wollen, damit mich niemand mehr verlässt. Aber egal was ich tat, nie sagte mal jemand, bitte bleib, ich brauche dich. Stattdessen waren immer alle froh, wenn ich weg war aus ihrem Leben.
Diese Erinnerungen holen einen immer und immer wieder ein. Deshalb fühlt man sich irgendwann automatisch nicht gut genug, wertlos und zweifelt an sich selbst. Dann überkommt einen, eine so extreme Einsamkeit, dass man einfach nur noch in den Arm genommen werden will und dann so lange weinen, bis es nicht mehr so weh tut. Ich bin halt das Mädchen, dass viel mehr Liebe braucht, als es zugibt. Es gibt so vieles, was ich nicht versteh. So viele Fragen und jede einzelne tut weh.
Plötzlich kommt dann eine Person in dein Leben, die über dich und deine Krankheit bescheid weiß. Aber es ist keine Person, die dich verurteilt, es ist eine Person, die dich nimmt, wie du bist. Ich hatte auch lange bei niemandem so viel Angst wie bei dir. Ich meine, Verlustangst. Vielleicht bin ich manchmal zu anhänglich oder aufdringlich, aber es ist ewig her, dass ich mich bei jemandem so geborgen und sicher gefühlt hab. Lange her, dass ich so vertraut habe. Bei dir kann ich echt sein, ich sein. Bitte bleib.
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Was hast du da am Handgelenk? "Erinnerungen."
Cerita Pendek"Was hast du da am Handgelenk?" Diese Narben, die alle Blicke auf sich ziehen. Ich brauchte etwas, um meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Also tat ich es hier..