Ein normaler Schultag

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Früh musste sie lernen, dass nicht jeder Mensch das ist, was er zu sein scheint. Schon als Kind ausgeschlossen. Als Jugendliche kämpfte sie sich hoch, wollte nicht länger ein Einzelkämpfer sein. Doch schnell begriff sie, wenn man oben ist, ist der Fall umso schmerzhafter.
Andere erblassten vor Neid, gönnten ihr nichts. Sie zeigten ihr ihre Verachtung. Machten ihr klar, dass sie nicht gewollt ist. Das Mädchen was so stark schien, war eigentlich schwach. Jede Nacht brach sie in Tränen zusammen und jetzt waren nicht mal mehr die neu gewonnenen "Freunde" für sie da, denn die neidischen anderen vergifteten diese mit ihrem Hass.
Weiße Haut, eingefallenes Gesicht, zitternde Hände und Tränen in den Augen mit dem immer wiederkehrenden Gedanken an den Tod.
Warum bleiben, wenn einen jeder hasst und  keiner einen haben will? Warum kämpfen, wenn man eh wieder fällt? Warum so weitermachen, wenn es doch so sehr weh tut?All diese Fragen in ihrem Kopf, Fragen auf die sie keine Antwort kennt.
Morgens.. Draußen ist es kalt, doch sie liebt die Kälte. Mit Händen blau, durch die Kälte, kommt sie in der Schule an. Statt einem freundlichen guten Morgen erhält sie schon beim reinkommen bloß musternde Blicke. Sie setzt sich auf ihren Platz und schweigt. Ab und zu lächelt sie, damit keiner auf die Idee kommt zu fragen was los sei. Sie lächelt mit Tränen in den Augen.
Mathematik Unterricht, der Lehrer schreibt eine Aufgabe an die Tafel und will diese gelöst haben. Ungefähr 5 Mitschüler melden sich, das Mädchen starrt nur auf ihr Blatt. Sie hat die Hoffnung, dass sie von der Lehrerin übersehen wird. Aber nein. Die Lehrerin bittet das Mädchen an die Tafel. Sie soll die Aufgabe lösen, aber kann es nicht. Die ganze Klasse lacht. Das Mädchen setzt sich zurück an ihren Platz und ihre Fassade bricht Stück für Stück. Schulschluss. Doch statt einen schönen Tag oder einen guten Heimweg, wünschen ihr die anderen nur schlechtes. Sie lachen über ihr Outfit und werfen ihr Sprüche an den Kopf. Wieder bricht ein Stück der Fassade. Wertlos. Ausgeschlossen. Allein. Immer weiter zerbricht die Fassade.
Sie hatte keine Lust, keine Motivation mehr zur Schule zu gehen. Jeden Morgen überlegte sie, ob es nicht besser wäre, zu Hause zu bleiben. Doch sie stand auf und quälte sich durch den Tag. Ihre Eltern sollten nichts von ihren Problemen mitbekommen. Sie wollte sie doch stolz machen. Schweigend saß sie an ihrem Platz, war in Gedanken verloren, bekam kaum etwas vom Unterricht mit und wünschte sich, endlich nach Hause zu können. Wieder durfte sie sich Sprüche anhören, sie sei zu dick, sie sei zu hässlich, zu komisch, dass sie niemand will.. Sie unterdrückte die Tränen, bis sie zu Hause war und sich in ihrem Zimmer einschließen konnte. Sie  nahm sich alles zu sehr zu Herzen und fing an, die Worte der anderen zu glauben. Seit diesem Tag an, sah sie sich im Spiegel ganz anders...
Dieses Mädchen im Spiegel wollte sie nicht mehr sein..

Dieses Mädchen war ich..

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