14 Jahre

121 6 0
                                    

Weißt du, es sind nun 14 Jahre vergangen, seit diesem besagten Tag. 14 Jahre, in denen ich Alpträume hatte, Zurückweisungen erteilt habe, Angst hatte.

Du warst immer so liebenswürdig, freundlich, hilfsbereit und immer gut drauf. Ich hab dich bewundert, wie du immer für alle da warst und wie du immer auf mich acht gegeben hast. Immerhin war ich die kleine Schwester deines besten Freundes. Es war also für dich selbstverständlich, ein Auge auf mich zu werfen. Das hast du auch getan, nur leider auf eine andere Art und Weise. Ich war viel zu jung, um das zu bemerken. Du warst ständig an Orten wo ich auch war, ständig ganz zufälligerweise in der Nähe, zumindest kam es mir so vor. Ich hab mich jedes Mal gefreut, dich zu sehen.

Und dann kam der besagte Tag, an dem sich innerhalb Sekunden alles geändert hat. Ich weiß noch ganz genau, wie du mich unter einem anderen Vorwand von meinem eigentlichen Heimweg abgehalten hast, mich dazu gebracht hast, dich an einen anderen Ort zu begleiten. Ich hab mir rein gar nichts dabei gedacht, immerhin kannte ich dich und du warst ja auch ständig bei uns zu Besuch. Also bin ich dir bedenkenlos in den kleinen Park gefolgt, der in der Nähe unseres Zuhauses ist. Wie ich mir danach gewünscht habe, dies nicht getan zu haben.
Erst hast du angefangen über meinen Bruder zu sprechen. Er sei der beste Freund, den man sich vorstellen kann und wie viel Spaß ihr doch immer miteinander habt. Als du dann irgendwann solche Äußerungen wie "Mein bester Kumpel hat eine niedliche kleine Schwester" und "Du wirst später bestimmt noch hübscher werden, als du es jetzt schon bist" gemacht hast, wurde mir ganz komisch. Ich hab mich bedankt und darauf hingewiesen, dass ich nun langsam mal nach Hause müsse. Ich drehte mich also um und wollte gehen. Doch in jenem Moment, hielst du mein Handgelenk fest und hast in einem ganz ernsten Ton gesagt, dass ich nicht gehen werde. Es tat weh und das habe ich dir auch gesagt, aber du hast nicht losgelassen, du hast mich zurückgezogen. Du meintest, wir könnten ein wenig Spaß haben und dass du mir auch nicht weh tun würdest. Ich wollte laufen, aber du ließt nicht los. Du warst plötzlich ein ganz anderer Mensch und ich habe dich nicht wiedererkannt. Mein Herz  raste unendlich schnell und ich hatte Angst, einfach nur Angst. Ich wollte schreien, doch es kam einfach kein einziger Ton aus mir heraus.

Du hast mich gegen einen Baum gedrückt, mich angefasst..

Ich wünschte, du hättest das erlebt, was ich in diesem Moment erleben musste. Wie es sich anfühlt, ist kaum zu beschreiben. Dieser Schmerz, diese Angst, diese Panik. Dieses Gefühl der Unreinheit. Du hast mir alles genommen, du hast mir meine Kindheit genommen. Dieser Schmerz und diese ständigen Alpträume ließen mich einfach nicht mehr los. In diesem Moment ist was in mir kaputt gegangen. Und es war dir einfach egal. Es war dir egal, was mit mir ist und es war dir egal wer ich bin. Und es war dir egal, wie lange es mich quält. Vielen Dank für deine Liebe, die ich nie gewollt habe.

Was hast du da am Handgelenk? "Erinnerungen."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt