Selbst nachdem ich ausgezogen war, fühlte ich mich nicht besser. - Eher im Gegenteil. Ich vermisste die Wohnung so sehr. Ja, es war meine Entscheidung gewesen, aber trotzdem.
Ich vermisste Jan und seine freundliche, liebenswürdige Art, die mich immer aufheiterte. Ich vermisste Cengiz, der mich mit jeden Blödsinn immer wieder zum Lachen bringen konnte. Ich vermisste seine Feundin Sarah, mit der ich mich über jede Kleinigkeit unterhalten konnte.
Ich vermisste sogar Andre. - Auch wenn er mich wahrscheinlich bereits vergessen hatte, ich vermisste ihn unheimlich stark. - Dafür hätte ich mich sogar selbst ohrfeigen können.
Nach einigen Tagen, an denen ich nur zu Hause gewesen war, standen Jan und meine beste Freundin vor meiner Haustür. "Hey. Was wollt ihr denn hier?", fragte ich erstaunt. "Wir waren in der Nähe und dachten uns, wir besuchen dich mal.", grinste Sarah. Ich rang mir auch ein Lächeln ab und ließ sie hereinkommen.
Ich freute mich zwar Jan wiederzusehen, hatte aber kein gutes Gefühl bei ihrem Besuch.
Wir setzten uns auf das Sofa im Wohnzimmer. "Wolltet ihr irgendwas bestimmtes, oder...?", setzte ich an, als keiner von ihnen Anstalten machte zu reden. "Jap. Wir wollten etwas mit dir besprechen.", meinte Sarah.
Oh oh. Etwas besprechen. - Besprechungen liefen, zumindest nach meiner Erfahrung, auf nichts Gutes hinaus.
"Na dann. Schießt los.", forderte ich sie ruhig auf. Sarah kratzte sich am Kopf. - Sie war sichtlich nervös. "Dir geht es offensichtlich ziemlich scheiße.", stellte sie fest. Ich schnappte nach Luft. "Nein! Mir geht's gut.", log ich.
Sie tauschte verschwörerische Blicke mit Jan aus und wendete sich dann wieder mir zu. "Wie schon gesagt, es ist offensichtlich. Du musst uns nichts vormachen. - Ich merk' doch dass du ihn vermisst."
Ich presste meine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. - Dann schaltete sich auch Jan ein. "Wir wollten dir nur sagen, dass Andre dich auch vermisst. Und, du kannst mir glauben, er ist noch unerträglicher geworden als er es eh schon ist."
Er sagte das mit so einem Ernst in der Stimme, dass ich es ihm beinahe abkaufte. - Aber nur beinahe.
"Ach, kommt schon Leute. Als ob. Er hat sich nicht mal verabschiedet. Da hat er mich sicher schon vergessen."
"Warum sollten wir dich belügen?", meinte Sarah.
Ich zuckte mit den Schultern. "Sag du's mir.", konterte ich.
"Warum glaubst du weder Andre, noch uns, wenn wir dir etwas sagen, aber Magda schon? Du hasst sie, sie schreibt dir was und du glaubst ihr sofort. Wir hingegen sind Freunde, aber du denkst wir lügen. Wieso? Das macht keinen Sinn.", meinte Jan plötzlich.
"Was? Woher weißt du dass si-", setzte ich an. "Ich hab' ihm alles gesagt.", unterbrach Sarah mich. - Na toll. Jetzt konnte ich nicht mal mehr meiner besten Freundin Dinge sagen, ohne dass sie diese weitererzählte. Ich funkelte sie sauer an.
"Komm schon, Alex, denk doch mal nach. Sie hat dir diese Nachricht geschrieben. Sie wollte euch so nur auseinanderbringen, wegen dieser Drogengeschichte. Und so wie's momentan aussieht, hat sie es auch noch geschafft."
Ich sah sie schweigend an. - Genau darüber hatte ich mir auch schon einige Male den Kopf zerbrochen. Was, wenn das alles wirklich nur Teil ihres Plans war? Wenn ich den Fehler gemacht hatte, weil ich Andre nicht vertraut hatte?
"Ihr meint das wirklich Ernst? Dass er mich vermisst?", flüsterte ich nach einer Weile.
Jan nickte. "Er liegt nur mehr rum und zum Drehen müssen wir ihn auch fast schon zwingen. Bei der letzten CrimeTime hat er überhaupt nicht mitgemacht. Entweder hat er eine verfrühte Midlife-Crisis oder er ist traurig, weil du weg bist.", erzählte er grinsend.
Ich lächelte schwach. - Die Vorstellung, dass er mich auch so sehr vermisste, wie ich ihn, war einfach zu schön um wahr zu sein.
"Und du bist genauso. Bis auf das mit dem Drehen natürlich. Ihr vermisst euch und müsst nochmal miteinander reden. Punkt.", sagte Sarah ruhig.
"Leute. Ich weiß nicht. Es kann ja sein, dass er mich vermisst. Und okay, vielleicht vermisse ich ihn auch ein kleines bisschen. - Aber nur weil Magda mir diese Nachricht geschickt hat, heißt das nicht dass er es nicht getan hat. Ich glaub' ehrlich nicht, dass wir es schaffen nochmal in Ruhe zu reden.", erklärte ich.
Sarah schüttelte fassungslos den Kopf.
"Verdammt, natürlich hat er es getan, Alex. Das wissen wir langsam. Aber hat er dir nicht gesagt, dass er es nicht wollte? Dass sie ihn überrumpelt hat? Dass er den Kuss abgebrochen hat? Das alles hat er dir gesagt. Und dann Magdas dumme Nachricht. Das passt doch perfekt zusammen."
Sie hatte Recht. - Es passte wirklich perfekt zusammen. Diese Aktion passte zu Magda wie zu keinem anderen. Sie hatte ihre Handschrift hinterlassen und trotzdem wusste ich nicht so recht was ich davon halten sollte.
Dann hallte mir wieder Jans Frage durch den Kopf.
'Warum glaubst du weder Andre, noch uns, wenn wir dir etwas sagen, aber Magda schon?'
Weil Magda mir von dem erzählt hatte, das ich selbst mitbekommen hatte. Weil ich wusste, dass darin ein Fünkchen Wahrheit liegen musste, eben weil ich es mit eigenen Augen gesehen hatte.
Aber was wenn nicht? - Wenn die beiden Recht hatten? Wenn ich die ganze Zeit auf eine Lüge vertraute?
Lasst doch ein Vote da, würde mich freuen. :) Das ist jetzt das drittletzte Kapitel, Leute. Ich hab' gerade das Ende geschrieben, also wollte ich mal fragen, ob ihr Wünsche habt, wann die letzten Kapitel kommen sollen. :D Jeden Tag eins? Ist das gut? :3
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problems ● andre schiebler ✔
FanfictionAlexandra ist 20 Jahre alt, zieht gerade von den unerträglichen Leuten, die ihre 'Familie' sein sollen, weg und gerät in eine Jungs-WG. Erst scheint es so als ob das der Jackpot wäre, aber bald wird sie des Gegenteils belehrt. Sie bekommt Drohungen...