Kapitel 53 - Silvester (Teil 2)

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"Alex?" Ich sah von meinem Nutellaglas auf in Richtung Tür. Als ich ihn da stehen sah, rutschte mir mein Herz in die Hose.

"Andre?"

Wir starrten uns beide wie die letzten Idioten an, bis ich endlich meine Sprache wiederfand. "Was machst du hier?", wollte ich wissen. "Cengiz und Jan haben mich mitgeschleppt. Und du?"

"Sarah hat mich gezwungen.", erwiderte ich knapp. - Okay, jetzt war alles klar. Sarah und die Jungs hatten das alles eigefädelt. Sie hatten Andre und mich auf die Party eingeladen, damit wir uns hier trafen. 

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich sauer oder dankbar sein sollte.

"Und warum bist du hier in der Küche? Die Party ist da draußen.", meinte ich und deutete ins Wohnzimmer. Er zuckte mit den Schultern und kam langsam näher. "Ich hab' nicht wirklich Bock auf feiern. Ich hab', wenn ich ehrlich bin, keinen Bock auf die ganze Party hier."

Er war inzwischen beim Tisch angekommen. "Macht es dir was aus, wenn ich...?", fragte er und zeigte auf den Stuhl. "Nene. Mach ruhig.", entgegnete ich und widmete mich wieder der Nutella.

Alle paar Sekunden schielte ich allerdings zu Andre hoch, um zu schauen wohin er gerade sah. Er wirkte ziemlich abwesend, als ob er stark über etwas nachdachte. Als ich irgendwann zum gefühlten hundertsten Mal zu ihm sah, trafen sich unsere Blicke.

Mein Herz begann sofort wie wild zu pochen und mein Gehirn ratterte wie noch nie. - Er wirkte tatsächlich anders als sonst. Irgendwie traurig. Sofort musste ich wieder daran denken, was Jan gesagt hatte. 

Er meinte, dass Andre mich vermisste. - Als ich Andre so vor mir sah, konnte ich mir das tatsächlich vorstellen. Ich konnte mir ernsthaft vorstellen, dass er mir die Wahrheit gesagt hatte und dass es meine Schuld war.

Ich hatte ihn angelogen und nicht er mich.

Ich wurde immer nervöser und angespannter, ich musste irgendetwas sagen, verdammt!

"Es tut mir leid.", sagten wir plötzlich beide wie aus einem Mund.

Er runzelte die Stirn. "Hä? Was tut dir denn leid?", fragte er sichtlich verwirrt.

"Es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe, als du meintest, dass sie dich überrumpelt hat. Ich hätte dir vertrauen müssen." "Meinst du das Ernst? Du entschuldigst dich gerade bei mir?", fragte er ungläubig.

"Ja.", gab ich zurück.

"Warum so plötzlich?", wollte er wissen.

Ich zuckte mit den Schultern. "Jan und Sarah haben mir erzählt, dass du mich vermisst." Ich hielt kurz inne um seine Reaktion zu sehen, konnte aber nichts ungewöhnliches ausmachen. "Ich vermisse dich auch. Schrecklich sogar. Außerdem weiß ich jetzt, dass Magda wollte, dass wir uns streiten. Es tut mir leid, dass ich ihr mehr als dir vertraut habe."

Er sah mich eine Weile lang schweigend an, sodass ich Angst vor seiner Reaktion bekam. 

"Ich find' das gerade ziemlich seltsam. Eigentlich wollte ich mit dir reden und dann entschuldigst du dich plötzlich bei mir. Und woher weißt du überhaupt dass es Magda war?" Er lächelte mich schwach an. 

"Das ist echt ne lange Geschichte. Ich muss dir ein paar Dinge noch erklären." Ich spielte mit dem Nutellalöffel, um mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. - Ich nahm mir vor ihm von der Sache mit dem Foto zu erzählen und dass ich Magda schon vorher gekannt hatte. Selbst dass ich Jan beinahe geküsst hatte wollte ich ihm sagen.

Ich wollte einfach ehrlich sein. - Denn wäre ich das von Anfang an gewesen, wäre es vielleicht nie soweit gekommen, das wusste ich jetzt.

Ich stand auf und ging zu ihm hinüber. Als ich nur mehr wenige Schritte von ihm entfernt war, stand er ebenfalls auf. "Also ich und Magda-" "Weißt du was? Lass uns später darüber reden.", schlug er vor. "Wenn du das hörst, willst du dich aber vielleicht nicht mehr mit mir vertragen.", murmelte ich.

"Ich glaub' nicht dass das passieren kann. Komm schon, wir verschieben das Gespäch auf morgen. Heute ist immerhin Silvester, da sollten wir uns amüsieren." "Sicher?" "Mhm.", machte er.

"Also... Und jetzt ist alles wieder gut? Ich meine... Was sind wir jetzt?" Ich versuchte mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen. "Freunde? Oder...?" Er dachte kurz nach und gab mir dann seine Antwort. "Hm, naja, Freunde klingt fürs erste ganz gut."

"Okay. Ich bin echt froh, dass wir uns wieder vertragen.", flüsterte ich.

"Und ich erst.", entgegnete er.

Kurz darauf trat er grinsend näher an mich heran. "Hab' ich dir eigentlich schon gesagt, dass du in diesem Kleid verdammt toll aussiehst? Ist natürlich nur rein freundschaftlich gemeint." Er zwinkerte mir zu.

"Nicht dass ich wüsste, nein.", entgegnete ich lächelnd.

"Also du siehst in diesem Kleid wirklich verdammt toll aus.", flüsterte er. 

"Danke." Ich strahlte ihn an. - Es tat so gut, dass er wieder da war. Ich spürte regelrecht, wie viel besser ich mich mit ihm fühlte.

Ich weiß nicht genau, warum ich das folgende sagte, es platze einfach aus mir heraus. "Weißt du was ich immer schon mal wollte?" "Mich?", witzelte er. Ich musste mir ein Lachen verkneifen und knuffte ihn leicht in die Seite.

"Fast. Ich hab' mir immer einen Freund gewünscht, den ich an Silvester küssen kann. Wie in diesen Filmen. - Du weißt schon, Mitternachtskuss.", erklärte ich.

"Ist das ne Aufforderung?", raunte er.

Ich zuckte grinsend mit den Schultern. "Ist mir nur so eingefallen." Er musste ebenfalls grinsen und lehnte sich wenige Sekunden später zu mir.

Ich drückte ihn aber leicht von mir weg und zeigte entschuldigend auf die Uhr, die an der Küchenwand hing. "Mitternachtskuss, Andre. Es ist kurz nach elf." 

"Egal.", hauchte er und drückte seine Lippen auf meine. 

So, das war das letzte Kapitel! :) Morgen kommt noch ein Epilog, dann ist die ff abgeschlossen. :) 

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