Kapitel 46 - Einsicht ist der erste Schritt?

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Die nächsten Tage vergingen ziemlich langsam. - Ich war hauptsächlich bei meinem Vater zu Hause und lag irgendwo rum. Andre hatte mich inzwischen wieder ein paar Mal angerufen. Ich konnte aber nicht den Mut aufbringen ranzugehen.

Immer wieder dachte ich daran, wen er geküsst hatte. Das machte es noch schlimmer, als es schon war. Als ob es nicht genug gewesen wäre, dass er mich betrogen hatte, nein. Er hatte es zu allem Überfluss auch noch mit Magda getan. - Diese musste es mir natürlich auch noch unter die Nase reiben.

Vier Tage später, am Mittwoch, bekam ich einen Anruf von meiner Freundin Sarah.

"Hi. Wie gehts so?", fragte ich in den Hörer. Ich hörte nur lautes Schnauben. "Sarah?", meinte ich perplex. "Wie es mir geht?! Ich bin völlig fertig zu dieser dummen Adresse gefahren nur um zu erfahren, dass du nicht mehr da bist?! Willst du mir nicht was erklären?", fuhr sie mich an.

Ach du scheiße. - Ich hatte total vergessen, dass sie zu mir kommen wollte!

"Tut mir echt leid! Aber ich hab' irgendwie nicht mehr daran gedacht und-" "Stop! Du kommst jetzt auf der Stelle in unser altes Stammcafe und erklärst es mir dort." Ihre Stimme klang gefährlich ruhig. Bevor ich etwas einwenden konnte, hatte sie bereits aufgelegt.

Ich nahm den Hörer von meinem Ohr und starrte ihn wie ein Blödmann an. - Jetzt musste ich wohl oder übel zu ihr gehen, sonst wäre sie mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ausgerastet.

Seufzend zog ich mir Jacke und Schal über und schlüpfte danach in meine Stiefel. "Ich bin mal kurz weg, tschau!", schrie ich meinem Vater, der irgendwo im Haus herumlungerte, zum Abschied zu. Dann ging ich hinaus und knallte die Tür hinter mir zu.

Mit schnellen Schritten ging ich zu dem Cafe.

Dort angekommen, ging ich hinein und sah Sarah bereits an einem Tisch sitzen. Sie hatte mich auch gesehen und lächelte mich schwach an. "Hi. Hör mal, es tut mir wirklich leid. Ich hab' mich echt total gefreut, dass du kommst, aber ich bin momentan etwas verplant.", erklärte ich schulterzuckend und setzte mich neben sie.

"Ach?!"", meinte sie lachend.

Dann knuffte sie mich in die Seite. "Ist schon gut. Jetzt bist du ja da.", fügte sie mit einem Zwinkern hinzu.

Dann wurde sie schlagartig ernst. "Warum warst du nicht bei ihnen? Was ist passiert?" - Daraufhin erzählte ich ihr alles. Von Anfang bis Ende. - Es tat wirklich überraschend gut, sich dass alles von der Seele zu reden.

"Hmm.", machte sie, als ich ihr alles bis ins allerkleinste Detail berichtet hatte. "Was hmm? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?", fragte ich. "Was soll ich denn sagen? Männer sind Schweine?" "Zum Beispiel."

"Wie ein Schwein kam der aber nicht rüber. - Vielleicht wie ein aufgedrehtes Kind, aber bestimmt nicht wie ein Schwein. Außerdem ruft er dich sooft an, da muss es ihm doch zumindest leid tun." "Sag mal, gehts noch? Auf welcher Seite stehst du eigentlich?!", zischte ich.

Abwehrend hob sie die Hände. "He, sorry. Ich versuch' doch nur zu helfen. Verdammt, du kannst ihm nicht ewig aus dem Weg gehen! Ihr müsst miteinander reden. Ohne Scheiß, du klangst immer so glücklich wenn du von ihm erzählt hast."

"Was glaubst du denn was er mir dann sagen würde? Ich weiß doch schon alles! Ich hab' es mit eigenen Augen gesehen, also fang jetzt nicht auch noch mit Missverständniss an!"

Dann lehnte sie sich näher zu mir. "Halt mich für verrückt, aber dieser Jan meinte vorhin, dass er zu nichts mehr zu gebrauchen wäre. Er hat zu nichts mehr wirklich Lust. - Jetzt rate mal woran das liegen könnte?"

"Bestimmt nicht an mir. Vielleicht weil Magda ihn auch abserviert hat?", konterte ich gereizt.

"Oder vielleicht weil du ihm nicht mal eine Chance gibst alles zu erklären? Weil du zu stur für die Welt bist?" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und warf mir eindeutige Blicke zu.

Innerlich war ich total hin- und hergerissen. - Wenn ich Sarah glauben konnte, ging es Andre also auch schlecht. - Wegen mir? Vielleicht hatte ich den Fehler gemacht. - Ich reagierte auf keinen seiner Anrufe, ich schrieb ihm nicht mehr. Ich entfernte mich ohne seine Erklärung anzuhören.

"Okay, vielleicht hätte ich mir echt mal anhören sollen, was er zu sagen hat.", gab ich schließlich zu. "He, du wirst ja ganz vernünftig! So kennt man dich gar nicht.", witzelte sie.

"Du weißt was das heißt!", rief sie voller Begeisterung. "Dass wir jetzt das Thema wechseln können?", schlug ich vor. "Nope. Dass du sobald wie möglich mit ihm reden wirst. Ich helf' dir dabei." Sie klatschte sichtlich zufrieden in die Hände.

"Naja. Mal schauen.", murmelte ich leise.

Über Votes & Kommis freu' ich mich immer!

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