[Eine Erinnerung blitzt vor meinen Augen auf. Ich war einmal in ihrer Situation. Nicht hier, nicht heute, nicht in der Zeit, die ich mich schon hier befinde. Sondern vor Jahren einmal...]
> Mit hängendem Kopf sitze ich gefesselt auf einem glühenden Stuhl. Die Flammen, die sich um mich herum ausbreiten, treiben mir den Schweiß auf die Stirn. Er hat heute bewusst auf die Lapislazuli-Eisenketten verzichtet, die meine Macht binden. Er will, dass ich meine Macht anwende. Er will, dass ich danach erschöpft am Boden liege, unfähig mich zu bewegen oder sonst etwas zu tun. Wie gerne würde ich ihm trotzen und ihm diesen Gefallen nicht erweisen!
Aber mir bleibt keine andere Wahl, wenn ich nicht in den Flammen sterben will - und ich erreiche so langsam meine Toleranzgrenze. Als würde sie mich bestätigen wollen, bricht meine Macht in einem verzweifelten Versuch, mich am Leben zu erhalten, aus mir heraus und ein lautes Keuchen entfährt mir. Die Flammen geben ein Zischen von sich, als sie mit dem Eis in Kontakt geraten, welches sich von meiner Position aus ausgebreitet hat, und gefährlich steigt Wasserdampf auf, der jedoch sogleich wieder gefriert. Der ganze Raum ist von einem Schlag auf den anderen mit Eiskristallen und Frost überzogen.
Durch die Haarsträhnen hindurch, die mir ins Gesicht hängen, betrachte ich Ice. Auch er ist gefesselt, aber mit den Macht bindenden Ketten. Er muss zusehen. Vater zwingt ihn dazu. Stumm halte ich seinen Blick fest, wie so oft, wenn ich gefoltert werde. Durch den Magieausbruch zittert mein Körper unkontrolliert und mein Kopf fühlt sich unglaublich schwer an. Ich will nur noch schlafen. Und das weiß Vater - das war seine Absicht. Das wissen wir alle.
Ice hat es aufgegeben, sich wie ein wildes Tier von den Ketten befreien zu wollen. Auch, wenn er kräftig gebaut und durchtrainiert ist, ist er gegen die Fesseln machtlos. Das Lapislazuli wirkt auf uns Eisgeborene besonders. Es entzieht uns unsere Kraft, macht uns träge und müde. Es ist also schon ein Erfolg für sich, dass Ice es geschafft hat, sich derart zu sträuben.
Laut lachend klatscht Vater in seine Hände als er die schwere Lapislazulitür aufdrückt und den Raum betritt, ein schmieriges, sadistisches Grinsen auf den Lippen. Meine Gefühle sind ein einziger Sturm und ich höre das Brausen eines nicht existenten Windes in den Ohren. Unkontrolliert schlägt meine Magie um sich. Nur dank der Armbänder, die er um seine Handgelenke und seinen Hals geschlungen hat, ist er in der Lage unbeschadet auf mich zuzukommen. Sonst hätte mein Eis ihn längst erdolcht - und ich hätte wahrscheinlich auch noch gefallen daran gefunden. "Ich habe dir Besuch mitgebracht, Snow", spottet er und schnippst mit den Fingern. Eigentlich eine kleine, unbedeutende Geste, aber dennoch ist es dieses grässliche Geräusch, das meine Wut ankurbelt.
Unbeeindruckt legt er die speziellen Ketten um mich herum und sofort verschwindet der Sturm, den ich in dem fensterlosen, unterirdischen Raum heraufbeschworen habe. Kopfschmerzen melden sich an und ich weiß ganz genau, dass sie morgen noch viel schlimmer sein werden. Irgendwo öffnet sich eine Tür und Schritte nähern sich. Vater macht die Eisenketten, die mich auf dem Stuhl halten, los, aber die speziell für uns angefertigten Lapisfesseln bleiben. Um mich zu demütigen nutzt er meine Schwäche aus und zieht den Stuhl unter mir weg, sodass ich wie ein lebloses Stück Fleisch auf den Boden falle. Die Ketten halten meine Hände fest und legen gleichzeitig meinen gesamten Körper lahm. So liege ich also hilflos auf dem Boden.
Ein Gesicht schiebt sich in mein Blickfeld, es ist ein älterer Mann, der ein dreckiges Grinsen besitzt. Ich ahne, was er vorhat. Aber es überrascht mich, dass Vater so etwas zulässt. Auch, wenn er in mir ein Werkzeug sieht, hätte ich ihm nicht zugetraut, dass er seine eigene Tochter von einem Fremden vergewaltigen lassen will.
Auf der anderen Seite kann ich seinen Gedankengang nachvollziehen. Bin ich erst einmal befleckt, wird sich kein Mann mehr für mich interessieren. Damit wäre die Gefahr, die von mir für ihn ausgeht, zumindest ein wenig gemildert.
Hier in Luna ist Jungfräulichkeit bei einer Frau alles, das zählt. Sonstige Eigenschaften sind schöne Nebeneffekte, aber nicht entscheidend für eine zustande kommende Ehe. Ich finde diese Denkweise lächerlich und Ice sieht es genauso. Aber nur, weil wir beide etwas nicht so sehen wie Andere, bedeutet das noch lange nicht, dass wir die Welt umkrempeln könnten. Daher behalten wir unsere Meinung für uns und verdrehen nur innerlich die Augen, wenn wir damit in Kontakt geraten.
Mit einem höhnischen Lächeln zieht der alte Sack mich Stück für Stück aus und betrachtet meinen Körper mit gierigem Blick. Selbst, wenn ich mich bewegen könnte, würde ich diesem Idioten nicht den Gefallen tun, zu winseln, zu flehen oder hilflos um mich zu strampeln. Nein, ich würde ihm routiniert mein Bein dorthin rammen, wo niemals die Sonne scheint. Und dann würde ich an ihm ein Exempel statuieren für sämtliche Kerle, die Ähnliches mit Mädchen anstellen.
Ice in der Nähe faucht derweil und versucht wieder, sich zu befreien. Die Tatsache, dass er mir nicht helfen kann, während so ein schmieriges Arschloch meinen Körper berührt, macht ihn wahnsinnig. Mir würde es nicht anders gehen wären unsere Rollen vertauscht.
Unbeeindruckt von dem Schauspiel und den geknurrten Drohungen meines Zwillingsbruders zieht der Mann seine Hose aus und scheint sich einiges auf seinen Freund da unten einzubilden. Ich werfe keinen einzigen Blick darauf, sondern halte mich an Ices Blick fest. Wäre er nicht hier, wäre ich längst zusammengebrochen. Aber dank ihm kann ich meine Nächte ruhig verbringen, umgeben von Geborgenheit, Wärme und Geschwisterliebe.
Vater stellt ihm eine Forderung, unter der er das Geschehen abbrechen würde, aber ich bin zu erschöpft um richtig zuzuhören. Lange Zeit herrscht Stille und der Mann vor mir bringt sich in Position, bereit, Gewalt anzuwenden um meinen reglosen Körper zu bewegen. Zischend stimmt Ice zu. Als wäre das nicht genug, zwingt Vater ihn auch noch, seine Worte zu wiederholen - eine Gelegenheit für mich, um das verpasste aufzuschnappen.
Ice hat zugestimmt, die neuesten Gefangen eigenhändig hinzurichten. Wieder ein neuer Stein, den er auf seine Schultern lädt. Meinetwegen. Wut und Abscheu gegenüber diesem kaltherzigen Sadisten, den ich Vater nenne, übernehmen die Oberhand in mir. Aber ich kann nichts tun, während er zufrieden in die Hände klatscht und der notgeile, alte Mann sich enttäuscht erhebt. Ich sehe ihm an, dass er sich bereits gefreut hat.
Klar, wer entjungfert nicht gerne ein hilfloses Mädchen, das noch nicht einmal genug Kraft besitzt, den kleinen Finger zu heben und zerstört damit ihr Leben? Man bemerke den Sarkasmus. Von dem Altersunterschied brauche ich ja gar nicht erst zu sprechen. <
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Burning Ice
Fantasy↬Wenn Feuer und Eis einander begegnen...↫ ...Wie ein Kaninchen drängt er mich rückwärts an die Wand. Er hält meine Handgelenke über meinem Kopf fest und nagelt mich förmlich an Ort und Stelle. "Nie wieder", knurrt er. In seinen Augen leuchtet die Wu...