Das Erste, das ich fühle, nachdem ich aus der Dunkelheit aufgetaucht bin, ist Schmerz. Endloser Schmerz in jeder Faser meines Körpers. Und der Druck - der Druck, der sich in meinem Kopf aufgebaut hat. Der Druck, der meinen Kopf zu zerquetschen droht.
Stöhnend öffne ich die Augen. Hell - es ist so hell. Geblendet vom Licht kneife ich die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Als ich mir den Schlaf aus den Augen reibe, höre ich ein metallisches Klirren und alles in mir zieht sich bei dem bekannten Geräusch zusammen. Bekannt, aus all den Jahren, die ich stets zu verdrängen versucht habe.
Dennoch fliegt mein Blick dorthin und ich kann ein Würgen nicht unterdrücken. Eine Lapislazuli-Eisenkette liegt um mein Handgelenk herum und scheuert die Haut darunter wund. Ich beuge mich vor, übergebe mich neben das Bett. In meinem Mund spüre ich etwas metallisches.
Blut. Blut - und noch etwas anderes. Schon wieder - schon wieder hat man es getan. Genau wie vor Jahren in einem anderen Land.
Als ich fertig damit bin, mir die Seele aus dem Leib zu kotzen, wird die Tür geöffnet und eine Frau tritt ein - Cheri. Aber nicht die Cheri, wie ich sie kennen und lieben gelernt habe. Nein, ihr Gesicht ist von Schmerz und Hass verzerrt und beide Gefühle gelten ganz allein mir, wie ich feststelle, als sie mich ansieht. Als sie mir in die Augen sieht - und zischt. Ihr Gesicht ist gerötet, ihre Haut blass.
"Was ist passiert?", würge ich krächzend hervor. Meine Stimme scheint unendlich weit weg zu sein, mein Hals brennt wie Feuer und jeder Atemzug tut weh.
Ohne mir eine Antwort zu geben löst sie eine andere Kette, die mir noch gar nicht aufgefallen ist, aus einer Verankerung in der Wand. Es ist eine lange Eisenkette, durchsetzt mit Lapislazuli, dem bindenden Edelstein, der jeden Elementgeborenen seiner Macht beraubt. Und am Ende der langen Kette befindet sich... wieder würge ich, aber ich besitze scheinbar noch genug Anstand, mich nicht über Cheri zu übergeben, sondern stattdessen auf die andere Seite des Bettes.
Sie zuckt nicht einmal mit der Wimper, als sie mit der Kette auf mich zu kommt - mit der Kette, an deren Ende sich ein Halsband befindet. Als sie es mir umlegen will greife ich nach ihren Händen. Meine Finger sind eiskalt, genauso wie mein gesamter Körper, aber sie scheint es gar nicht zu bemerken. "Bitte", hauche ich und kann nicht verhindern, dass mir Tränen über die Wangen laufen.
Ich weiß, dass diese Reaktion meine Schwäche präsentiert. Ich weiß auch, dass ich vor anderen niemals weinen würde. Dieses Privileg galt immer dir, Ice, meinem Zwilling, meiner anderen Hälfte. Aber Cheri - Cheri kann ich doch wohl trauen? Trotz ihrer plötzlichen Abneigung, die ich nicht nachvollziehen kann?
"Du verdienst jede einzelne Sekunde hiervon, Miststück. Sie hatte auch keine Wahl, als man sie deinetwegen geholt hat, egal, wie viel sie auch gebettelt hat", faucht sie zurück.
Ich verstehe nicht - ich verstehe nicht. Das will ich Cheri auch sagen, versuche es, aber meine Stimme ist fort, gebrochen, nicht mehr vorhanden. Ihre Hände zittern keine Sekunde, als sie mir das Halsband umlegt und es sich mit einem leisen Klicken schließt.
Atmen - ich muss atmen, sage ich mir immer wieder. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht. Es erstickt mich, es zerfrisst mich innerlich. Ich kann nicht dagegen ankämpfen, ich kann nicht atmen, kann nicht Luftholen. Das letzte, das ich sehe, bevor ich umkippe, ist, wie Cheri die Lippen fest aufeinander presst und etwas ruft, woraufhin zwei Soldaten mit ausdruckslosen Gesichtern eintreten und zu mir treten.
Als sie mich hochhieven, will ich mich wehren, will um mich schlagen, aber ich kann nicht, denn ich kann nicht atmen, geschweige denn sprechen oder mich bewegen. Mit einem höhnischen Grinsen lassen sie ihre Blicke über meine halb nackte Gestalt wandern, denn man hat mir meine eigentliche Kleidung geraubt und mich stattdessen in eine Art seidenen Anzug gesteckt, dessen hauchzarter Stoff zwar dunkelblau ganz schön funkelt, aber leider nur gerade so das Nötigste bedeckt.
Dann umhüllt mich die Dunkelheit wieder und egal, wie sehr ich innerlich schreie, man hört mich nicht und ich kann nicht dagegen ankämpfen.

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Burning Ice
Фэнтези↬Wenn Feuer und Eis einander begegnen...↫ ...Wie ein Kaninchen drängt er mich rückwärts an die Wand. Er hält meine Handgelenke über meinem Kopf fest und nagelt mich förmlich an Ort und Stelle. "Nie wieder", knurrt er. In seinen Augen leuchtet die Wu...