[Entschlossen stolziere ich anmutig auf die Quelle der Wärme zu, dessen Lichtschein die Bäume der Wälder in gold, rot und orange färbt.]
Und sehe mich einem argwöhnisch dreinblickenden Jungen gegenüber.
Seine Gestalt ist schmächtig, wenn auch mit wenigen Muskeln bepackt, seine Haare sind von einem satten braun, ebenso wie seine Augen. Er ist... hübsch. Ja doch, hübsch trifft es ganz gut. Nicht umwerfend, nicht atemberaubend, nicht einschüchternd - sondern einfach hübsch. Ich lasse meinen Blick einmal kurz über seine Erscheinung gleiten und betrachte dann die Umgebung.
Er scheint nicht viel älter zu sein als ich. Seine Kleidung weist einige Löcher auf, wo er an Ästen hängengeblieben sein muss. Wir befinden uns auf einer Lichtung, in deren Mitte das Feuer glüht, ein Fisch, von einem Fluss nicht weit entfernt, daneben auf einem Stock aufgespießt. Der Duft bleibt in der Luft hängen, und obwohl es noch gar nicht so lange her ist, dass ich gegessen habe, läuft mir bei dem Anblick Wasser im Mund zusammen. Der Junge sitzt auf einem umgefallenen Baumstamm, um ihn und das Feuer herum steht eine träge Rinderherde und spricht damit Bände über seine Arbeit.
"Wer bist du?", fragt er, noch immer dieses argwöhnische Glitzern in den Augen.
Ich bin es leid, ständig allen erklären zu müssen, wer ich bin, wie ich heiße und was ich hier tue. Also trete ich statt einer Antwort aus den Schatten hinein in den Schein des Feuers und beobachte, wie sein Blick mich nun mustert. Entgegen meiner Erwartung, reißt er nicht den Mund auf, fällt auf die Knie oder winselt und beschimpft mich zeitgleich. Er nickt einfach nur stumm und wendet sich wieder dem Feuer zu.
Das werte ich als Einladung, mich neben ihn zu setzen. Er hat akzeptiert, dass ich ihm nicht meine Identität enthüllen möchte - und als Gegenleistung stellt auch er sich nicht vor. Als der Fisch gar ist, fällt dem Jungen mein Blick auf und mit einem kleinen Lächeln gibt er mir ein Stück ab. Ich muss zugeben, der Fisch schmeckt hervorragend - was ich dem Jungen auch voller Überraschung mitteile.
Er lacht nur halbherzig und wieder herrscht Stille, während wir essen. Sobald das karge Mahl beendet ist, lehnt er sich zurück und starrt gen Himmel. "Du hast es nicht leicht, nicht wahr?"
Mein Blinzeln ist die einzige Antwort, die ich ihm auf diese Frage gebe - und gleichzeitig meine Überraschung zum Ausdruck bringe.
"Elementgeborene haben es nie wirklich leicht. Aber...", sein Blick verfinstert sich, "Mischlinge wie ich haben es noch schwerer."
Wieder antworte ich nicht, sondern starre auf den Boden. Mischlinge. Wesen, für die man keine andere Bezeichnung gefunden hat. Kinder, deren Eltern sowohl Feuer- als auch Eisgeborene sind - oder welche Form von Elementgeborenen sonst noch existiert. Ich begegne zum ersten Mal einem Mischling.
Mir ist nicht unbekannt, dass sie ein schwieriges Leben führen. Viele von ihnen werden als Missgeburten beschimpft - im besten Fall. Im Schlimmsten werden sie mit Steinen beworfen, finden nirgends Zuflucht und verenden dann auf den Straßen. Es lässt sich kaum verbergen - die wahre Identität dieser Kinder. Ihre Haarfarbe verrät sie - der Mix aus weiß und rot ergibt einen unverwechselbaren Farbton. Nicht gelb, nicht blond - sondern metallisches gold, das beinahe flüssig wirkt.
Dem Aussehen des Jungen nach färbt er seine Haare regelmäßig und wenn ich mir so seine Erscheinung ansehe, dann scheint er jede Münze, die er verdient, einzig und allein dafür auszugeben. Stumm nickt er, zur Bestätigung der Erkenntnis, die wohl in meinen Augen leuchtet.
Für den Rest der Nacht haben wir kein Wort mehr miteinander gesprochen.
![](https://img.wattpad.com/cover/230532058-288-k242808.jpg)
DU LIEST GERADE
Burning Ice
خيال (فانتازيا)↬Wenn Feuer und Eis einander begegnen...↫ ...Wie ein Kaninchen drängt er mich rückwärts an die Wand. Er hält meine Handgelenke über meinem Kopf fest und nagelt mich förmlich an Ort und Stelle. "Nie wieder", knurrt er. In seinen Augen leuchtet die Wu...