7.

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Nationalfeiertage waren das sinnloseste was die Menschheit je erfunden hatte. Ja, man hatte zwar frei. Aber das war schon der einzige Vorteil an diesen komischen Tagen. Die Strassen waren überfüllt. Die Pärke waren überfüllt. Die Schwimmbäder waren überfüllt. Alles war überfüllt. Weil die Menschheit der Meinung war, dass das der einzige Tag im Jahr war, in dem man irgendetwas machen konnte. Die anderen dreihundertvierundsechzig Tage waren für alles andere da – nur nicht für Ausflüge. Dafür war einzig und allein der Nationalfeiertag vorgesehen.

Also lag ich an diesem eigentlich perfekt sonnigen Tag in meinem Bett verschanzt. Irgendwann hatte ich die Tür meines Zimmers angelehnt. Es hatte nicht lange gedauert, bis eine unserer Katzen ihren Weg in mein Zimmer gefunden hatte. Leia hatte es sich zwischen meiner Schulter und meinem Kopf bequem gemacht. Sie lag dort nun eingekuschelt und schnurrte, während ich sie gelegentlich hinter den Ohren kraulte.

Ich switchte zwischen den diversen Apps meines Handys hin und her. Immer wieder öffnete und schloss ich den Nachrichtenverlauf mit Sascha; setzte die letzte Nachricht immer und immer wieder auf ungelesen.

Es war praktisch zu meiner neuen Tageroutine geworden, dass ich mit Sascha jeden Tag bis spät in die Nacht schrieb. Vermutlich lag es an seinem Job in der Bar, dass er die Möglichkeit hatte mir zu den unchristlichen Uhrzeiten, in denen ich wach in meinem Bett lag, zu antworten.

Anfangs war ich noch etwas ungeniert was meine Fragen an meinen neuen sogenannten Gay Mentor angingen. Doch irgendwann hatte ich meine Hemmungen verloren und skrupellos drauflos gefragt. Und glaubt mir; unerfahrene neunzehnjährige, die noch immer in ihrem Schrank streckten, hatte eine Menge Fragen.

Manchmal da nutzte Sascha auch die Gunst der Stunde und stellte mir Fragen. Und die letzte Nachricht, die Sascha mir geschickt hatte, hatte ich unbeantwortet gelassen. Mein Blick war praktisch auf diese fixiert als ich mal wieder unseren Nachrichtenverlauf geöffnet hatte:

sascha, 23:46: was genau liebst du denn an ihm?

Ich wollte nicht antworten, dass ich es nicht wusste. Das war peinlich. Schliesslich sollte es doch das leichteste der Welt sein, wenn man Gefühle für jemanden entwickelt hatte, diese auch zu begründen.

Aber je mehr ich mir den Kopf darüber zerbrach, desto weniger wusste ich, warum ich mich von allen Leuten ausgerechnet in meinen besten Freund Luciano Constantini verknallt hatte.

Zähneknirschend markierte ich die letzte Nachricht wieder als ungelesen und schloss die App. So lange Sascha keine Antwort von mir verlangte, so lange konnte ich diese Nachricht hier noch weiter unbeantwortet lassen.

Stattdessen erwischte ich mich dabei, wie ich die Kamera App öffnete um ein dummes Foto von mir und Leia, welche gerade dabei war neben ihrer Pfote auch meine Wange zu putzen, zu machen. Kurz überlegte ich es, ob ich es an Lu schicken sollte. Doch den Gedanken verwarf ich schnell. Irgendwie wirkte das verzweifelt. (Selbst wenn Lu derjenige war, der gerne mal Bilder von ihm und seinem Kater Poe schickte.)

Lautstark ausatmend sperrte ich mein Handy. Mit einem eleganten Wurf aus dem Handgelenk schmiss ich es an das Fussende des Bettes. Es erstaunte mich, dass es auch wirklich dort liegen blieb und nicht klirrend auf den Holzboden fiel.

Zu Leias Leid drehte ich mich. Die Katze lag nun nicht mehr eingekuschelt auf meiner Schulter. Stattdessen musste sie vorlieb mit dem Anblick meiner Visage nehmen. Sie gab einen meckernden Laut von sich, ehe sie ihre grünen Augen zusammenkniff. Ich streckte meinen Arm aus, damit ich sie am Nacken kraulen konnte. Schon gleich hatte Leia vergessen, warum sie beleidigt war und schnurrte stattdessen wieder vor sich hin.

Ich hatte keine Ahnung wie spät es war. Eigentlich war es mir auch egal. Schliesslich war heute ein unnötiger Scheisstag. Vermutlich würde ich den ganzen Tag im Bett bleiben und nichts tu...

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