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luciano constantini, 05:59: dein erstes spiel findet in siebzehn tagen statt

luciano constantini, 05:59: und du hast ihr noch nichts davon erzählt?!!?!!?!

luciano constantini, 06:00: camenzind, ich bin enttäuscht von dir...

luciano constantini, 06:01: ich hätte mich so fast von ihr blamiert weil ich sie zum spiel einladen wollte, dude :(


Kopfschüttelnd schob ich die Nachrichten von heute Morgen beiseite, ehe ich es sperrte und in der Hosentasche meiner dunkelblauen Jeans verschwinden liess. Lu und ich hatten gestern Abend kurz vor dem Schlafen uns noch ein klein wenig über mein kommendes erstes Spiel unterhalten. Keine Ahnung warum ich ihm unbedingt stecken musste, dass ich Coralie noch nicht davon erzählt hatte, dass ich nun in der zweiten Liga spielte. Hauptsache das kriege ich hin – aber das andere nicht...

Ich wartete auf Coralie am Perron des örtlichen Bahnhofs. Praktisch zeitgleich wie der Zug einfuhr kam Coralie die Treppe hochgestürmt. Auf dem grauen T-Shirt, welches sie unter dem dunkelgrünen Flanellhemd trug, zeichnete sich ein Fleck von Schwarztee ab. «Frag nicht», murmelte meine beste Freundin zur Begrüssung, ehe wir zusammen in den Zug einstiegen.

«Was machst du am Wochenende?», fragte ich Coralie ein klein wenig nervös als sie sich neben mir auf den freien Sitzplatz im Zug fallen liess.

Normale Menschen würden sich vermutlich ihrem Gegenüber hinhocken und Dinge sagen wie Oh, ich muss dir was erzählen. Ich spiele nämlich jetzt im Zweitligateam. Aber das wäre zu einfach für jemanden wie Andrin Camenzind. Ich war der Meinung, dass es leichter war, wenn ich statt mit der Tür ins Haus zu fallen lieber eine süsse Waffe zu meinen Gunsten nutzt.

«Arbeiten», antwortete meine beste Freundin relativ trocken, «Guten Morgen übrigens.» Das rothaarige Mädchen rieb sich die Augen. Irgendetwas liess mich darauf tippen, dass sie ein klein wenig verschlafen hatte.

«Und Freitagabend?», begann ich ein klein wenig zu schmollen, «Also morgen?» Wenn Coralie jetzt nicht gleich einstimmen würde, blieb mir wohl nichts anderes übrig als mit der Tür ins Haus zu fallen.

«Arbeiten», lautete Coralies Antwort erneut. Ich erwischte mich dabei, wie ist leise seufzte. «Und morgen direkt nach der Schule?», hakte ich automatisch nach. Ein wenig aufgeregt rutschte ich auf meinem Sitz hin und her.

«Da bereite ich mich für die Arbeit vor», kicherte Coralie. Ich wusste genau, dass sie mich so wie ich mich gerade benahm alles andere als ernstnehmen konnte. Und irgendetwas liess mich darauf tippen, dass sie vermutete das Lu in der Nähe war und ich mich deswegen so verhielt.

«Perfekt», antwortete ich grinsend, «Dann kommst du nach der letzten Stunde mit zu mir. Berta hat Junge gekriegt und kein Foto wird deren Flauschigkeit gerecht!»

Während ich mein Handy aus der Hosentasche kramte um besagte Lämmer zu präsentieren, versuchte Coralie krampfhaft einen Lachanfall zu unterdrücken. Ich konnte nicht anders als sie sanft in die Seite zu boxen. Coralie lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Automatisch, so als ob es einprogrammiert war, lehnte ich meinen Kopf an ihren. Wenn man sich so lange wie wir zwei uns kannten, benötigte man meistens keine weiteren Worte. Ich suchte nach ihrer Hand und drückte diese kurz.

Unser Zug rollte langsam in den Bahnhof ein. Wir hatten kaum das Kieswerk passiert, als die ersten Passagiere des Zuges bereits aufgestanden waren und den Gang des Wagons blockierten. Ich tauschte mit Coralie vielsagende Blicke aus. Erst als der Zug wirklich an seinem vorgesehenen Gleis zum stehen kam, stand ich auf. Ich wartete, bis Coralie dasselbe tat. Wir schulterten unsere Rucksäcke und warteten darauf, bis wir aussteigen konnten.

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