Gähnend rieb ich mir die Augen. Durch die gekippten Storen drang ein schwaches Licht in das Zimmer, welches auf erneuten Schneefall hindeutete.
Als ich vorsichtig meine Augen öffnete, erwartete ich, dass auf dem Fernseher in Lus Zimmer irgendwas laufen würde, da der Tessiner sonst immer vor mir aufwachte.
Doch der Fernseher war aus. Und mein Freund lag immer noch leise schnarchend neben mir. Obwohl ich letzte Nacht unglaubliche Probleme damit gehabt hatte einzuschlafen, hatte ich dennoch eine ganz angenehme Nacht gehabt.
Dies lag vermutlich daran, dass Lu gestern darauf gepocht hatte, dass wir die Plätze tauschen und ich ausnahmsweise mal der kleine statt der grosse Löffel war. Irgendwann in der Nacht musste Lu das Alien Plüschtier aus meiner Tasche geholt und mir in den Arm gelegt haten. Denn ich konnte mich im besten Willen nicht daran erinnern, dass das grüne Ding aus Plüsch bereits beim Einschlafen in meinen Armen lag.
Vorsichtig drehte ich mich in Lus Richtung. Er hatte seinen Arm um meine Hüfte gelegt und war dicht an mich gekuschelt. Er sah wunderschön aus, wie er da neben mir schlief. Die langen Wimpern berührten beinahe schon seine Wangen, während sein voller Mund schwach geöffnet war.
Sanft liess ich meine Finger über die beiden Ketten tanzen, welche Lu jede Sekunde des Tages trug. Es erfüllte mich mit extrem viel Freude und Stolz, dass Lu nicht nur meine Kette, sondern auch meinen Ring selbst beim Schlafen trug.
Ich überlegte, ob ich ihn küssen sollte. Aber vermutlich würde ihn das nur aufwecken.
Behutsam schlüpfte ich unter seinem Arm und stand aus dem Bett auf. Ich schob das Alien Plüschtier unter Lus Arm. Auf leisen Sohlen schlich ich mich zu meiner Tasche. Ich tauschte meine Pyjamahose gegen die Jogginghose vom gestrigen Tag aus und griff ebenfalls nach dem T-Shirt, welches ich gestern unter meinem Weihnachtspulli getragen hatte. Ich streifte mir das Ding über den nackten Oberkörper.
Ich blickte hinüber zu Lu. Dieser schien noch nicht bemerkt zu haben, dass ich nicht mehr neben ihm lag. Er schlief noch immer seelenruhig in die Bettdecke eingekuschelt.
Meine Hand griff nach meinem Handy, welches ich gestern Nacht zum Laden auf die Kommode gelegt hatte. Der Akku war mittlerweile voll, sodass ich das Gerät vom Ladegerät nehmen konnte.
Die Uhr auf dem Display zeigte etwas nach halb elf. Ich hatte um ehrlich zu sein damit gerechnet, dass es viel früher war.
Quirin hatte mir über die Nacht hindurch mehrere Nachrichten zukommen lassen. Vermutlich hatte mein älterer Bruder genauso schlecht geschlafen wie ich es anfangs tat. Doch erneut schob ich die Nachrichten beiseite. Es war mir zwar bewusst, dass ich ihm früher oder später ein Lebenszeichen von mir geben musste. Aber jetzt im Moment war ich alles andere als bereit dazu.
Stattdessen schob ich mein Handy in die Hosentasche meiner Jogginghose. Auf Zehenspitzen schlich ich mich aus dem Zimmer. Bevor ich die Tür hinter mir zuzog, blickte ich noch einmal zu meinem Freund. Doch bislang war er nicht aufgewacht.
«Luciano?», rief eine Stimme aus dem Wohnzimmer. Es klang nach Anabela.
«Nein, Andrin», rief ich zurück.
Als ich die Kombo aus Küche und Wohnzimmer betrat, stand Anabela hinter der Theke und bereitete Brötchen zum Backen vor. «Guten Morgen», begrüsste sie mich freundlich.
Etwas unbeholfen blieb ich stehen. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich an den Tisch oder auf das Sofa setzen sollte. Doch Anabela gab mir bereits ein Zeichen, dass ich mich ruhig aufs Sofa setzen sollte. «Magst du was trinken?», fragte die Lebensgefährtin von Lus leiblicher Mutter freundlich, «Kaffee? Tee? Oder doch lieber eine Ovo?»
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we are satellites
Teen FictionAndrin wäre gerne ein Komet. Dabei lässt er sich eher mit einem Satelliten vergleichen, der in seiner Umlaufbahn festzustecken scheint. Obwohl er sich diese Saison einen Platz als Stammspieler im Zweitligateam seiner Eishockeymannschaft ergattert h...