33.

980 82 46
                                    

Die Uhr meines Fitnesstrackers zeigte kurz nach sieben an, als ich durch die Spülung der Toilette wach wurde, gefolgt von trampelnden Schritten. Das war wohl mehr oder weniger der Nachteil im Wohnzimmer der WG zu schlafen. Denn von hier aus hatte man die Toilette bestens im Blickwinkel.

Lu schien davon nichts mitzubekommen. Der Tessiner schlief nämlich noch immer tief in meinen Armen und schnarchte leise vor sich hin. Doch für mich war es mit dem Schlaf erstmal vorbei. Ich war nun knallwach.

Ohne meinen schlafenden Freund zu wecken, drehte ich mich so gut es auf dem Sofa nun Mal ging auf den Rücken. Während Lu einen meiner Arme als sein Kissen nutzte, winkelte ich den anderen Arm unter meinem Kopf an.

Mein Blick war auf die weisse Decke des WG-Wohnzimmers gerichtet. Durch die gekippten Rollläden drang kein Licht hinein. Es war schliesslich kein Sommer mehr, wo die Sonne bereits um halb sechs aufging. Im Dezember konnte man froh sein, dass wenn kurz nach acht Uhr die Sonne endlich schwach durch den dicken Nebel hervorkam.

Ich wollte gerade versuchen, ob ich meinen Arm vorsichtig unter Lus Kopf wegziehen konnte, ohne ihn dabei zu wecken. Doch dieser drehte sich just in dem Moment um. Leise schmatzend vergrub er seinen Kopf in meiner Halsbeuge, während er mir seinen Arm um die Hüfte legte. Der Tessiner schlief noch immer. Und nun erkannte ich, warum er vom Toilettenbesuch eines der WG-Mitglieder vorhin nicht wach wurde: In seinem Ohr steckte ein Wireless Ear Bud. Es war erstaunte mich, wie er auf diesem Ding schlafen konnte ohne nach einer gewissen Zeit Schmerzen zu empfinden.

Schmunzelnd gab ich ihm einen Kuss auf die Stirn. Mit der Hand, welche eben noch unter meinem Kopf lag, fuhr ich durch Lus Haare, ehe ich begann mit den Ringen die an seinem Ohrläppchen klemmten zu spielen. Lu nuschelte irgendetwas unverständliches auf Italienisch. Es war faszinierend mitanzusehen wie jemand derart felsenfest schlafen konnte, wie dieser Junge hier in meinen Armen.

Während Lu in meinen Armen weiterschlief überlegte ich kurz, ob ich ihm den Ear Bud aus dem Ohr nehmen sollte. Zum einen, weil ich wissen wollte, ob er immer noch eines seiner geliebten Hörspiele hörte. Zum anderen aber auch, weil es mich interessierte, ob er dann aufwachen würde.

Im Gang der WG waren Schritte zu hören. Ich drehte meinen Kopf so, dass ich sehen konnte, wer da durch die Wohnung trampelte. Mittlerweile war es halb acht geworden.

Etwas ertappt schielte Sascha zu mir hinüber als er erkannte, dass ich wach war. «Hab ich dich geweckt?», flüsterte er so leise wie nur möglich war.

Ich schüttelte den Kopf. «Der, der vorhin auf dem Klo war hat mich schon geweckt.»

«Und Schnucki?», fragte Sascha grinsend. Er war mittlerweile hinüber zu der Couch auf leisen Sohlen getänzelt. Ich wollte am liebsten mit den Augen rollen, denn Sascha hatte ziemlich viel Gefallen daran gefunden, dass wenn er mit mir über Lu sprach nie seinen richtigen Namen verwendete.

«Schläft wie ein Baby», flüsterte ich. Sanft streichelte ich dem leise schnarchenden Lu über die Haare.

«Glaubst du», begann Sascha zu fragen, während er zwei Tassen aus dem Hängeschrank hervorholte, «Er würde aufwachen, wenn ich uns jetzt Kaffee mache?»

Mein Blick wanderte hinunter zu Lu. Der Ear Bud steckte immer noch wie festgeklebt in seinem Ohr. Ich schüttelte den Kopf. «Ich denke, du könntest eine Bohrmaschine direkt hier neben uns anschalten und er würde immer noch weiterschlafen.»

Lu gähnte kurz schmatzend, ehe er sich weiterschlafend auf die andere Seite drehte. Ich nutze die Gunst der Stunde und zog blitzschnell meinen Arm unter ihm hervor. Ohne den Tessiner zu wecken, glitt ich vom Sofa. Sanft deckte ich ihn mit der Bettdecke neu zu.

we are satellitesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt