Mein grösstes Highlight das die Schule nach den Herbstferien wieder begann war die Tatsache, dass ich nicht mehr auf meine Krücken angewiesen war, da ich meinen Knöchel seit der Prellung wieder genug belasten konnte.
Als ich die Tür meines Schliessfaches zugeknallt hatte, tauchte Lus schiefgrinsendes Gesicht dahinter auf. Es schien ihm ziemlich egal zu sein, dass jemand das kleine gelbe Viereck, an dem er gerade locker lässig lehnte, brauchen könnte. «Hi», lächelte der Tessiner freundlich.
Das Grübchen tauchte um seinen Mundwinkel herum wieder auf. Das allein reichte aus, damit mein Magen sich auf eine wilde Achterbahnfahrt begab.
Ich hielt ihm meine Faust zur Begrüssung hin, doch Lu hatte bereits seine Arme ausgestreckt um mich zur Begrüssung zu umarmen. Das war etwas ganz Neues. Denn mein bester Freund und ich waren bisher keine Menschen gewesen, die sich zur Begrüssung umarmten.
«Muss kurz ins Direktorat», informierte Lu mich als er sich aus unserer Umarmung löste, «Wir sehen uns später im Unterricht.»
Und genauso überraschend wie der Tessiner aufgetaucht war, verschwand er genauso auch wieder im Getümmel der Schule.
«Hab ich was verpasst?», drang die fragende Stimme meiner besten Freundin an meine Ohren. Coralie war hinter mir aufgetaucht und lehnte sich nun genauso wie Lu vorhin an die gelben Schliessfächer. Ihre roten Haare befanden sich in einem hohen Pferdeschwanz, wovon sie die restlichen kürzeren Haare mit diversen Klammern hochgesteckt, damit diese nicht in ihr Gesicht fielen.
«Sind Umarmungen plötzlich nicht mehr unser Ding?», die goldenen Augen meiner besten Freundin durchbohrten mich praktisch, bis ich mich leise lachend aus meiner Starre löste. Ich öffnete meine Arme, damit ich sie umarmen konnte. «Natürlich sind Umarmungen nach wie vor unser Ding.»
«Darf ich aber durch das, was meine zwei eigenen Augen gerade gesehen haben, zur Annahme kommen, dass du und Mister Constantini hier miteinander über gewisse ... Dinge ... gesprochen haben?», ich mochte die Art und Weise nicht, wie Coralie bei Dinge mit ihren Augenbrauen wackelte.
Coralie war zum Glück nicht blind und merkte gottseidank, dass mir ihr Kommentar etwas unangenehm war. Also zeigte sie mit einer Kopfbewegung auf meinen Knöchel. «Wie geht's deinem Knöchel eigentlich?»
Um zu zeigen, dass es besser ging, führte ich ihr stolz vor, wie ich ihn schon wieder Bewegen konnte. «Zum Glück nur eine leichte Prellung», sagte ich zu meiner besten Freundin, der ich via Textnachricht mitgeteilt hatte, dass meine Verletzungssträhne wieder zurück war, «Ich denke, dass ich die Tage eigentlich wieder problemlos trainieren kann.»
«Das ist gut», sagte Coralie, «Als du mir geschrieben hast, dass du dich verletzt hast, hab ich schon damit...»
«Pssst», unterbrach ich sie hastig. «Wir wollen gewisse Dinge nicht hervorbeschwören. Sag mir lieber, was du an deinem Geburtstag vorhast», versuchte ich das Thema zu wechseln indem ich nach Coralies bevorstehenden Geburtstag fragte.
«Ich dachte, wir machen dass, was wir immer machen?», fragte Coralie mich etwas irritiert, «Lego Harry Potter auf der Xbox zocken, Popcorn essen und später dumme Filme schauen?»
Ich liess meine Schultern sacken, ehe ich meine eigenen Arme ausstreckte und meine Hände auf die Schultern meiner besten Freundin legte, «Komm schon Coralie. Dein Geburtstag fällt auf einen Samstag.»
«Das bedeutet, dass wir einen ganzen Tag statt nur einen Abend für unsere Pläne haben», zwinkerte Coralie mir so überzeugend wie sie nur konnte zu.
«Ich sag ja nicht, dass ich keinen Bock auf unsere Geburtstagstraditionen habe», gestand ich seufzend. Ich ertappte mich dabei, wie ich mit meiner Zunge über die Zahnlücke fuhr. Die Klingel erinnerte uns daran, dass die erste Stunde nach den Herbstferien gleich anfangen würde. Also stellte ich mich neben Coralie und legte ihr den Arm um die Schultern, während wir zum Klassenzimmer liefen, «Alles, was ich dir vorschlagen will, liebste Co, ist dass wir was mit unseren gemeinsamen Freunden zusammen unternehmen könnten.»
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we are satellites
Teen FictionAndrin wäre gerne ein Komet. Dabei lässt er sich eher mit einem Satelliten vergleichen, der in seiner Umlaufbahn festzustecken scheint. Obwohl er sich diese Saison einen Platz als Stammspieler im Zweitligateam seiner Eishockeymannschaft ergattert h...