2.

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Quirin setzte sich aufrecht auf seinem Bett hin und kam ans Fussende gerutscht. Er hockte sich im Schneidersitz hin und musterte mich von oben nach unten mit durchbohrenden Blicken. «Aber du hattest doch Freundinnen?», fragte Quirin.

Leise seufzte ich. «Da war ich dreizehn oder vierzehn, Quirin», schnalzte ich mit der Zunge, während ich ebenfalls im Schneidersitz sitzend ans Ende der Luftmatratze rutschte, «Und zudem war ich mit keinem der Mädchen länger als eine Woche zusammen, da ich mich angefangen habe ihnen gegenüber schlecht zu fühlen.»

«Weil du nicht dieselben Gefühle zurückgeben konnte, die das Mädchen für dich hatte?», fragte Quirin. Er streckte seinen Arm aus, damit er mir den Kopf tätscheln konnte.

Bestätigend nickte ich. «Ich meine, ich war mit diesen Mädchen nicht zusammen, weil ich etwas für sie empfunden hatte», scharf zog ich die Luft ein, «Ich hab mich verpflichtet gefühlt Ja zu sagen, als sie mich gefragt haben, ob ich ihr Freund sein will ... und kaum war Schluss hatte das Mädchen schon einen neuen Freund... und ich hab in mir drin dieses Gefühl verspürt... wie Eifersucht... aber halt auf das Mädchen...»

Die Hand meines Bruders wanderte zu meinem Knie, welches er brüderlich drückte. Obwohl ich noch immer im Schneidersitz sass, liess ich mich nach hinten auf den Rücken fallen. Die Luftmatratze sank aufgrund meines Gewichtes ein klein wenig ein. «Ich glaube die hat etwas an Luft verloren», lachte Quirin. Ich stieg mit ein, da ich wirklich das Gefühl hatte, dass die Luftmatratze an Luft verlor.

«Ich bin stolz auf dich», flüsterte Quirin. Er lehnte sich nach hinten und stützte sich auf seinen Händen ab.

Etwas irritiert hob ich den Kopf. «Was

Mein älterer Bruder zuckte mit den Schultern. «Du hast schon gehört was ich gesagt hab, Andrin. Ich bin stolz auf dich. Stolz, weil du dich gefunden hast und weisst wer du bist. Und ich bin stolz auf dich, weil du weisst, was du willst.»

Ein schwaches Lächeln huschte über mein Gesicht. «Danke», flüsterte ich kaum hörbar, ehe ich nochmals nachhakte, «Und du hast wirklich kein Problem damit?»

Quirin legte erst den Kopf schief und durchbohrte mich mit seinen Blicken. «Du musst mich sehr schlecht kennen, wenn du denkst, dass ich dich wegen deiner Sexualität verstossen würde.»

Ich rollte mit den Augen, lachte dennoch leise.

«Bin ich eigentlich der erste, dem du dich gegenüber geoutet hast?», wollte mein älterer Bruder neugierig von mir wissen.

Etwas peinlich berührt lachte ich. «Coralie war die erste», kratzte ich mich verlegen am Hinterkopf.

Quirin stiess einen Seufzer aus. «Natürlich», nickte Quirin etwas geknickt, «Deine beste Freundin war die erste, der du von deiner Sexualität erzählt hast.»

Ich runzelte die Stirn als ich zu meinem Bruder aufblickte. «Bist du etwas grad neidisch, dass ich nicht dir als erstes davon erzählt habe?»

«Niemals», zwinkerte Quirin mir zu, «Aber nur weil ich Neugierig bin: Wie lange weiss es Coralie schon?»

Ich kratzte mich weiter peinlich berührt am Hinterkopf. «Ich weiss nicht ob du in der richtigen mentalen Verfassung bist, diese Information zu erhalten die dich möglicherweise verletzen könnte», murmelte ich halblaut zu mir selbst, ehe ich hoch zu Quirin blickte und schief grinste, «Seit zirka drei Jahren?»

«Du weisst seitdem du sechzehn bist, dass du schwul bist?», fragte Quirin etwas irritiert, worauf ich nur mit den Schultern zuckte. «Sagen wir es so: Ich hatte es nicht geplant gehabt mich vor Coralie zu stellen und ihr zu sagen Hi ich bin Schwul. Sagen wir eher... es war ... Situationsbedingt...»

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