19.

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Die Herbstferien standen bevor. Die letzte Schulwoche vor den zwei Wochen Ferien war stets vollgestopft mit Prüfungen über Prüfungen über Prüfungen.

Freitag, dem letzten Schultag vor den Ferien, sass ich vor Schulbeginn mit Lu auf der Mauer vor der Schule. Lu hatte aus seinem Rucksack zwei Tetra Pak Schokoladenmilch hervorgeholt. Während er bereits am Strohhalm seines Paks zog, drückte er mir die zweite in die Hand.

Stirnrunzelnd nahm ich ihm das zweite Pak aus der Hand und fummelte am Strohhalm herum. Es dauerte einen kleinen Moment bis ich ihn erfolgreich durch das Loch gestochen hatte.

Lu neben mir stiess ein leises kehliges Lachen aus. «Wenn ich dir so dabei zusehe, wie du die arme Milch abstichst bin ich froh, dass ich mich gegen die Capri Sonne entschieden habe...»

Nun selbst am Strohhalm ziehend schielte ich zum Tessiner hinüber. «Womit verdiene ich dieses ausserordentliche Geschenk einer Schokoladenmilch eigentlich?», hakte ich bei meinem besten Freund nach.

Erst verschluckte er sich beinahe an dem Schluck der Schokoladenmilch, die er gerade durch den Strohhalm in seinen Mund befördert hatte, ehe sich seine Lippen peinlich berührt kräuselten. «Vielleicht hab ich Mist gebaut...?», nuschelte Lu und nippte weiter am Strohhalm der aus dem Tetra Pak herausragte.

Leise seufzte ich. «Was hast du gemacht Luciano?», fragte ich vielleicht etwas zu harsch.

Mit gesenktem Blick stiess er seine beiden Zeigefinger gegeneinander. «Du erinnerst dich sicher noch an die Hockeyschule, oder?»

«Woher würde ich dich sonst kennen», lachte ich seufzend.

Lu nibbelte an seiner Unterlippe herum. «Es ist gut möglich, dass Pierre gestern beim Training gefragt hat, ob es Interessenten gäbe, die gerne mithelfen würden und vielleicht hab ich etwas übermotiviert geantwortet, dass wir beide das gerne wieder wie die letzten drei Jahre machen würden.»

Ich stiess einen leisen Seufzer aus. «Wann findet die erste Stunde statt?»

«Morgen», nuschelte Lu mit gesenktem Blick. Es war irgendwie lustig mitanzusehen, wie wenig sich Lu getraute mich direkt anzuschauen. So als ob er absolute Panik vor meiner Reaktion hatte.

«Hat Pierre immer noch seine zwei Gruppen?», hakte ich nach, worauf der Tessiner hastig nickend antwortete, «Eine vormittags und eine nachmittags.

«Shit», seufzte ich mit aufgeblasenen Backen, «Dann bin ich ja praktisch den ganzen Tag in der Halle.»

«Es tut mir leid!», begann Lu in einem unglaublich herzzerreisenden weinerlichen Flehen, «Ich war so übermotiviert und es hat die letzten Jahre ja immer Spass gemacht beim Unterricht mitzuhelfen... und ich war absolut davon überzeugt, dass es dir auch wieder Spass machen würde und ich hab null darüber nachgedacht, dass du ja nicht mehr bei den Junioren bist und...»

«Hey!», unterbrach ich Lu indem ich ihm die Hand auf die Schulter legte, «Alles okay, Constantini. Ich bin dabei.»

«Du bist dabei?», wiederholte Lu etwas irritiert. Ich zuckte darauf nur mit den Schultern. «Denke so was macht sich sicher gut in späteren Bewerbungen...», murmelte ich während ich am Strohhalm zog.

Hastig nickte Lu, ehe er erleichtert seinen Kopf gegen meine Schulter lehnte. «Danke», flüsterte der Tessiner und kurz erlaubte ich es mir meinen Kopf gegen den von Lu zu lehnen.

«Guten Morgen», begrüsste uns eine überausfreundliche Stimme welche zu Kristin gehörte. Sie liess unsere Köpfe auseinanderschiessen.

Das blauhaarige Mädchen stand im Schlapptau von Pauline Jordan unten vor der Mauer und blickte zu uns hoch. Pauline winkte erst etwas zögerlich, ehe sie freundlich grüsste: «Lange nicht gesehen, Hi.»

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