Wir sassen nach den Lektionen auf der Tribüne, während die Eisputzmaschine ihre Runden zog. Lu sass etwas unterhalb von mir auf einer Stufe, sodass er seinen Kopf gegen mein Knie lehnte. Während ich an meiner Wasserflasche nuckelte, kraulte ich Lus Hinterkopf. Dieser lehnte sich nachhinten in meine Hand hinein. «Kann ich dich als meinen persönlichen Masseur engagieren?», schnurrte der Tessiner.
Ich rollte mit den Augen. «Du bist bereits mein Groupie», stichelte ich grinsend, «Da kannst du mich nicht als deinen Masseur engagieren.»
«Doofe Nuss», maulte Lu und genoss dennoch, dass ich gerade seinen Kopf kraulte.
«Ich glaube, ich sollte langsam aufbrechen», murmelte ich mit dem Blick gerade aus auf die grosse Uhr über dem Spielstand starrte. Ich brauchte Lu nicht zu sehen um zu wissen, dass dieser gerade seine Unterlippe schmollend vorschob.
Vorsichtig erhob ich mich. Ich fummelte in meiner Hosentasche herum, ehe ich den Autoschüssel hervorzog und Lu in den Schoss warf. Stirnrunzelnd blickte er zu mir hoch. «Was soll ich damit?», fragte er etwas irritiert.
«Zum nächsten McDonald's fahren und dir was zum Abendessen holen?», zuckte ich mit den Schultern. Lu schmunzelte, während er mit seiner Hand den Schlüssel umschloss. «Brauchst du sonst noch was?»
«Geld?», fragte Lu ohne Scham.
Ich legte den Kopf schief, als ich zu meinem Freund hinunterblickte. «Bin ich jetzt etwa auch noch dein Sugar Daddy?»
«Freund reicht mir», lachte Lu mit gesenktem Blick. Etwas zögerlich stand er auf.
«Aber brauchst du nun Geld?», meine Hand war bereits zu meinem Geldbeutel gewandert, doch der Tessiner schüttelte hastig den Kopf. «Bloss nicht!», wehrte sich Lu und hatte bereits die Hand erhoben, «Ich hab selbst Geld.»
«Und wenn ich dich einlade?», fragte ich. Leicht nervös schloss ich die Lücke zwischen uns, sodass nun meine Fussspitzen die meines Freundes berührten. Doch Lu schüttelte noch immer den Kopf, «Das wäre doch kein richtiges Einladen, wenn du nicht dabei bist.»
Schwach wanderten meine Mundwinkel nach oben. «Du hast Recht», flüsterte ich. Warum ist sich von Leuten verabschieden so unangenehm, obwohl man diese in wenigen Stunden wiedersehen würde?
«Kannst du bitte nicht wie so eine traurige Kartoffel aussehen, welche gleich zermatscht wird?», schaltete sich nun Lu ein. Er hatte seine Arme ausgestreckt, damit er mir mit den Zeigefingern in die Backen drücken konnte. Lu wiederholte die Bewegung solange, bis ich lachen musste.
«Wir sehen uns nach dem Spiel?», fragte Lu. Nun war er derjenige, der den Kopf schiefgelegt hatte.
Ich nickte. «Ich mein, wie komm ich sonst nachhause, wenn ich dir meinen Autoschlüssel gegeben habe?», zwinkerte ich ihm zu.
Lu schüttelte den Kopf. «Ich entführ deine heilige Rostlaube schon nicht, Camenzind.»
«Das will ich hoffen», lachte ich. Etwas ungeschickt trat ich sanft mit meinen Zehen auf Lus Schuhspitze.
«Wollen wir hier eigentlich auf alle Ewigkeiten stehen bleiben und uns dumme Sprüche an den Kopf knallen?», zwinkerte mir Lu zu. Er hatte bereits die Arme auseinandergerissen, damit er mich umarmen konnte. Kaum hatte der Tessiner seine Arme um mich geschlungen, stützte ich meinen Kopf auf seine Schulter ab. Meine Arme schlang ich um seine Hüfte und drückte ihn fest an mich.
«Können wir für immer so stehen bleiben?», murmelte ich gegen Lus Hals. Ein leises kehliges Lachen entwich seinen Lippen. «So gern ich auch würde, ich hab gehört dass du ein Team zum Sieg führen musst.»
DU LIEST GERADE
we are satellites
Teen FictionAndrin wäre gerne ein Komet. Dabei lässt er sich eher mit einem Satelliten vergleichen, der in seiner Umlaufbahn festzustecken scheint. Obwohl er sich diese Saison einen Platz als Stammspieler im Zweitligateam seiner Eishockeymannschaft ergattert h...