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Ich starrte aus der Windschutzscheibe meiner Rostlaube von Volvo, nachdem ich ihn in der blauen Zone des Wohnquartiers parkiert hatte. Der Schnee hatte angefangen in dicken Flocken auf die Welt hinunterzufallen. Machte es überhaupt Sinn, wenn ich meine Parkscheibe aufstellte, wenn die Windschutzscheibe in den nächsten Stunden eh mit Schnee bedeckt sein würde?

Leise seufzend griff ich in das Handschuhfach des Wagens und kramte die Parkscheibe hervor. Lu hatte mir vor einigen Wochen eine geschenkt, damit ich nicht immer bei ihm nach einer schnorren musste. Ich stellte die Zeit ein und warf sie auf das Armaturenbrett.

Mein Blick wanderte nochmals aus dem Fenster. Zum Glück musste ich nicht allzu weit zum Hause Constantini Antunes Correia laufen. Denn der Schnee demotivierte mich gerade unglaublich überhaupt auszusteigen.

Aber was sein musste, musste nun einmal sein. Schliesslich hatte mein Freund einen Geburtstag, welcher zu feiern war.

Ich holte tief Luft und stieg aus dem Volvo aus. Aus dem Kofferraum holte ich meine Winterjacke, sowie meine Weekend Bag und die Besorgungen, die ich auf dem Weg hierher noch erledigt hatte. Die Kapuze der Jacke zog ich mir tief ins Gesicht, ehe ich den Wagen abschloss.

Der frischgefallene Schnee knirschte unter den Sohlen meiner Winterstiefel. Beim Wohnblock angekommen betätigte ich die Klingel und wartete auf das familiäre Surren, welches mich hineinliess. Da ich ein klein wenig aufgeregt war, nahm ich anstelle des Aufzuges die Treppen.

Lu wartete bereits breitgrinsend am Türrahmen der Wohnung. Er trug eine enganliegende schwarze Jogginghose, sowie ein dunkles Longsleeve mit einer roséfarbenen Jacke darüber, welche äusserst kuschelig aussah. «Sorry übrigens, dass ich's gestern Abend nicht mehr zu deinem Spiel geschafft hab», rief er mich zu, als er mich im Treppenhaus erspäht hatte.

Ich winkte ab. Mit grossen Schritten übersprang ich die Treppenstufen nach oben. Obwohl wir uns gestern in der Schule noch gesehen hatten, konnte ich es kaum erwarten ihn wieder in die Arme zu schliessen.

Das Grinsen auf dem Gesicht meines Freundes wurde nur noch grösser, als ich vor ihm stand. «Hi», grinste er dumm, «Magst du reinkommen?»

«Wenn das heisst, dass ich dich küssen darf, dann gerne», flüsterte ich. Lu, der mir seine Hände auf den Oberarm gelegt hatte, warf schmunzelnd den Kopf in den Nacken. «Dann komm in die gute Stube, der Herr», flüsterte Lu während er mich in die Wohnung hineinzog.

Kaum hatte ich meine Tasche sowie die Einkäufe auf dem Boden abgestellt, da hatte Lu bereits seine Hände um meine Hüfte geschlungen und mich an sich gezogen.

Ich schob meine eigenen Arme unter seine Teddyjacke. Ich hatte von der Ferne aus recht gehabt. «Scheisse, ist das Ding flauschig», flüsterte ich während ich mich an ihn kuschelte.

«Gell oder?», grinste Lu nachdem er mich geküsst hatte, «Bitte verrate es niemandem aber die ist aus der H&M Damenabteilung was man vermutlich wegen der Farbe erkennt – aber scheisse, ich konnte diesem bequemen Ding nicht wiederstehen.»

Grinsend vergrub ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge, «Falls du vor hast dieses Ding auszuziehen, dann pass besser auf, dass ich dir dieses kuschelige Etwas nicht stehle.»

Ich drückte meinem Freund einen Kuss auf die Wange. «Alles Gute zu deinem Geburtstag übrigens.»

«Danke», lächelte er. Wir standen nebeneinander, noch immer mit den Armen um den anderen geschlungen.

«Du hast da übrigens ein Pflaster auf deinem Nasenflügel», stellte ich fest und zeigte auf das kleine braune Viereck.

Wie ein Kind, welches man gerade dabei erwischt hatte, wie es Schokolade aus dem geheimen Versteck seiner Eltern stibitzt hatte, verzog Lu das Gesicht. «Erinnerst du dich noch daran, dass ich mir letztes Jahr zum Geburtstag die Tattoos an den Knien geschenkt habe?», nuschelte Lu, «Vielleicht hab ich mir dieses Jahr ein Nasenpiercing zum Geburtstag stechen lassen?», erklärte der Tessiner.

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