Und so kam es, dass Franca noch am selben Abend, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, meine Eltern telefonisch kontaktiert hatte.
Ich war positiv überrascht, dass meine Eltern ihnen überhaupt zuhörten und nicht direkt den Anruf beendeten. Und umso mehr war ich darüber überrascht, dass sie einwilligten sich mit uns zu treffen.
Zwar wäre Lu gerne zum Treffen mitgekommen. Neben dem, dass wir gemeinsam entschieden hatten, dass es keine gute Idee wäre, wenn er mitkommt, hatte er den Abend, an dem wir das Treffen angesetzt hatten, zusätzlich noch Training.
Mit zitternden Knien sass ich also einige Tage später auf der Rückbank von Francas Wagen. Ich lotste sie durch den zum Hofhaus, welches eher versteckt und etwas abgelegen sich befand.
«Wie fühlst du dich?», Anabela hatte sich vom Beifahrersitz nach hinten gedreht, um mich direkt anzuschauen.
Ich holte tief Luft, ehe ich ehrlich antwortete: «Leer.»
Anabela streckte ihren Arm zwischen den Sitzen hindurch, sodass sie mein Knie tätscheln konnte. Schwach bewegten sich meine Mundwinkel nach oben.
Mein Blick wanderte zum Fenster hinaus. Die schneebedeckten Bäume zogen an uns vorbei. Meine Hand wanderte in die Seitentasche meines Parkas. Ohne meinen Blick von der vorbeiziehenden Landschaft zu lösen, zog ich mein Handy hervor. Auf meinem Display poppte eine neue Nachricht auf:
ladina camenzind, 17:49: find das voll doof, dass wir nicht da sein sollen, wenn du nachhause kommst
Ich verkniff mir einen leisen Seufzer. Stattdessen tippte ich eine kurze Nachricht an meine kleine Schwester:
andrin camenzind, 17:49: ich vermisse euch auch...
andrin camenzind, 17:50: aber ich denke nicht, dass ich nach diesem gespräch wieder hier wohnen werde...
Ohne Ladina eine Chance zu lassen eine weitere Nachricht zu schicken, sperrte ich mein Handy wieder und liess es in der Seitentasche verschwinden.
«Die nächste Kreuzung nach rechts abbiegen», sagte ich zu Franca als ich meinen Blick aus der Windschutzscheibe richtete, «Dann sind wir auch schon da.»
Franca nickte. «Du brauchst keine Angst zu haben Andrin», versicherte mir Lus leibliche Mutter, ohne ihren Blick von der Strasse zu lösen, «Wir sind schliesslich hier, um dich zu beschützen.»
«Danke», flüsterte ich.
Der Wagen war gerade dabei die Einfahrt zum Hof einzubiegen. Ich erwischte mich dabei, wie ich für eine Millisekunde die Luft anhielt. Lautstark liess ich die angehaltene Luft nach aussen. Weder Anabela noch Franca sagte irgendetwas dazu. Stattdessen erklärte ich Lus Mutter, wo sie am besten parkieren konnte.
«Brauchst du Hilfe beim Aussteigen?», fragte Franca hilfsbereit, doch ich schüttelte nur den Kopf. So verdammt hilflos war ich jetzt dann nach dem Bruch doch auch wieder nicht, dass ich nicht die Tür aufbekommen würde.
Jabba, welcher selbst im grössten Schneetreiben am liebsten draussen war, kam vorsichtig auf uns zugetrabt. Ich erwartete, dass er erst anschlagen und laut geben würde. Doch stattdessen beschnupperte er mich neugierig. Erleichtert ging ich in die Hocke, damit ich den Berner Sennenhund hinter seinen flauschigen Ohren kraulen konnte. «Ich hab dich vermisst», flüsterte ich leise und kaum hörbar in sein Fell.
Nur ungern löste ich mich von Jabba. Aber Anabela und Franca warteten beide darauf, dass ich mich von dem Hund löste und mit ihnen hinüber zum Hofhaus ging. Doch immerhin wie üblich lief der Hund neben mir her.
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we are satellites
Teen FictionAndrin wäre gerne ein Komet. Dabei lässt er sich eher mit einem Satelliten vergleichen, der in seiner Umlaufbahn festzustecken scheint. Obwohl er sich diese Saison einen Platz als Stammspieler im Zweitligateam seiner Eishockeymannschaft ergattert h...