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Ein wildes, aber dennoch leises Stimmenwirrwarr drang an mein Ohr. Grummelnd gähnte ich und drehte mich auf dem Schlafsofa. Lu hatte sich irgendwann in der Nacht wieder seine Ear Buds in die Ohren geschoben und schien von dem allen nichts mitzubekommen.

Leise schnarchend lag der Tessiner schlafend neben mir. Vorsichtig ohne ihn zu wecken zog ich meinen Arm unter seinem Kopf hervor. Die Uhr meines Fitnesstrackers zeigte viertel vor neun an. Immerhin hatte mich niemand diese Nacht so früh aus den Federn gerissen wie gestern.

Auf leisen Sohlen stand ich auf. Bevor ich mich auf die Suche nach den Stimmen begab, nahm ich mir noch kurz die Zeit meinen schlafenden Freund neu zuzudecken.

Ich brauchte nicht lange zu suchen. Sascha und Quirin standen im Flur zwischen ihren Zimmern und fauchten sich gegenseitig wie getretene Hunde an.

«Stell dir vor was hätte passieren können! Was, wenn irgendjemand ihnen Drogen angedreht hätte?» — «Drogen? Jesus, Quirin. Jetzt übertreibst du etwa!»

«Euch ist bewusst, dass es Leute gibt, welche schlafen, oder?», unterbrach ich die beiden zwar flüsternd, aber laut genug, dass sie kurz ihren Hahnenkampf unterbrachen und ertappt in meine Richtung blickten.

Während Quirin nur seinen Mitbewohner angepisst anfunkelte, sah mich Sascha etwas benommen an. «Shit», flüsterte er, «Haben wir euch geweckt?»

«Wenn, dann nur mich», sagte ich trocken, «Lu schläft wie ein Stein.»

Ohne gross nachzudenken schnappte ich mir die beiden und zerrte sie in Saschas Zimmer. Das von Quirin fiel weg, da sehr wahrscheinlich Magdalena noch schlafend in dessen Bett lag. Der Vorteil daran, dass Sascha gestern Nacht auswärts bei seinem Kerl der Woche genächtigt hatte war, dass keine bösen Überraschungen in dessen Zimmer warteten wie nackte Männer.

Als die Tür des Schlafzimmers angelehnt war, verschränkte ich die Arme vor der Brust. Mein Blick wanderte zwischen Sascha und Quirin, ehe ich beim letzten anhielt. «Qui», sagte ich trocken, «Ich weiss dich und deine Art zu schätzen – aber es ist nicht deine Aufgabe dich als Beschützer von mir und mehr oder weniger auch Lu aufzuführen.»

«Was ist gestern überhaupt vorgefallen, dass ihr so abrupt abgehauen seid?», hakte Sascha neugierig nach.

Leise seufzend kniff ich mir in den Rücken meiner Nase. «Während ich auf dem Klo war, wurde Lu wohl von einem anderen Gast in der Bar schräg angebaggert und er hat sich deswegen alles andere als wohl gefühlt.»

Sascha nickte verständnisvoll. Doch Quirin war immer noch besessen von seiner Idee, dass uns jemand hätte Drogen andrehen können: «Wer sagt, dass es nur eine plumpe Anmache war? Vielleicht hat er ihm auch Drogen angeboten?»

«Quirin, wir sind erwachsen», schnalzte ich mit der Zunge, «Und wir haben beide ein gutes Bild von Drogen. Als ob wir so dumm und naiv wären uns vom ersten Vollspacken der uns Heroin versucht anzudrehen dieses annehmen würden?»

«Ist es denn bitte so verkehrt, wenn man sich sorgen um seinen jüngeren Bruder und dessen Freund macht?», versuchte Quirin sich und seine Reaktion zu verteidigen.

«Gegenfrage», mischte sich Sascha nun schiefgrinsend ein, «Wurdest du schon einmal von jemandem derart dumm angemacht, dass du dich nicht mehr wohl gefühlt hast?»

Sascha hielt kurz inne. «Oder lass mich es anders ausdrücken: Hast du mal mit jemanden als du feiern warst geflirtet, welcher sich in deiner Nähe daraufhin nicht mehr wohl gefühlt hat?»

«Was soll das jetzt schon wieder bedeuten?», brummte Quirin. Nun war er derjenige, der die Arme vor der Brust verschränkte.

«Dass du das nicht nachvollziehen kannst, wenn du noch nie in solch einer Situation gesteckt hast», grinsend klopfte Sascha meinem Bruder auf die Schulter, «Für mich scheint es nämlich ein ganz klein wenig so zu wirken, als möchtest du nicht ganz verstehen, dass es legitim genug für eine andere Person ist eine Lokalität zu verlassen, da diese sich aufgrund Flirtversuche anderer Gäste dort nicht mehr wohl fühlt.»

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