16.

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Der September war schneller da als dass es mir lieb war. Die Eishockeysaison hatte wieder angefangen und damit stand auch das bevor, worauf ich mich eigentlich freuen sollte: Mein erstes Spiel.

Doch die Wahrheit war: Ich war unglaublich nervös. Zuhause war ich die ganze Zeit auf und ab getigert, was meine halbe Familie mehr oder weniger ebenfalls nervös gemacht hatte. Also hatte ich mich viel zu früh bereit gemacht und war zur Halle gefahren.

«Na da scheint jemand ja mal aufgeregt zu sein», kommentierte Kucera schmunzelnd, als er mich auf der Bank sitzend antraf.

«Ich glaube das riecht man bis aufs Matterhorn», scherzte ich lachend als ich mich von meinem Sitzplatz erhob und dem Trainer folgte. So gut es ging versuchte ich zwar alles runterzuspielen. Aber nun war ich vermutlich noch nervös als nach meinem ersten Training. Wenn das so weiter ging, dann würde ich Kucera vermutlich noch vor die Füsse kotzen.

Mein Handy hatte ich irgendwann auf dem Weg hierhin ausgeschaltet. Irgendwie hatte gefühlt jeder, der meine Nummer besass, plötzlich die Idee gehabt mir zu schreiben. Und irgendwie brachten diese ganzen Glückwünsche von sonst fremden Personen mich dazu nur noch mehr aufgekratzt zu sein.

Nach und nach trudelte auch der Rest der Mannschaft ein. Das Gefühl in meiner Magengrube besserte sich nicht wirklich, ich hatte eher das Gefühl, dass es sich umso mehr aufbauschte. Hatte schon einmal jemand aufs Eis gekotzt? Wenn nicht, dann würde ich vermutlich heute Premiere feiern.

Beim Einwärmen versuchte Alain nochmals wegen Morgane das Gespräch zu mir zu suchen. Ich blockte jedoch gekonnt ab in dem ich ihm erklärte, dass ich meinen Kopf aufs Spiel fokussieren müsse und gerade keine Zeit dafür hätte mit ihm über sein potentielles Liebesleben zu reden.

Kucera verkündete vor dem Spiel seinen Plan wie er uns einsetzen wollte, ehe er die Spieltaktik mit uns durchging. Ich sollte nicht direkt im ersten Drittel zum Einsatz kommen. Dafür, war ich dem Trainer etwas dankbar. Denn so hatte ich erstmal die Möglichkeit meinen Kopf etwas mehr ans Spiel gewöhnen zu können.

Kurz bevor es losging, klopfte mit Beaulieu auf die Schulter. «Hals und Beinbruch», wünschte er mir in seinem kanadischen Akzent. Nervös hüpften meine Mundwinkel hoch, während ich ein praktisch stummes «Merci», formte.

Gleich war es so weit. Ich war bereit.



Der Hall des Schreis des Publikums, als ich das Siegesgoal geschossen hatte, dröhnte noch immer in meinen Ohren.

Ich konnte das Gefühl nicht beschreiben, als sich die Mannschaft jubeln über mich hermachte. Es war auf jeden Fall völlig anders als mit den Junioren. Weniger kreischende Kinder, welche sich gerade im Stimmbruch befanden, und mehr erwachsene Männer, welche einem einen kräftigen Schlag auf den Rücken verpassten um ihre Freude auszudrücken.

Aus den Augenwinkeln erkannte ich Coralie und Lu, welche hinter der Bande standen. Lu winkte aufgeregt zu mir rüber. Es dauerte ein klein wenig, bis ich es geschafft hatte mich aus dem Jubel zu befreien und zu meinen beiden Freunden hinüberzugleiten und mich über die Bande zu schwingen.

«Gott», lachte Coralie spielerisch genervt als ich mich den beiden näherte, «Du bist in deinen Schlittschuhen ja erst recht ein Riese.»

Lachend verdrehte ich die Augen. Meine Handschuhe warf ich zu Boden, gefolgt vom Helm, welchen ich gleich auch auszog. «Komm her!», grinste ich mit ausgestreckten Armen in die Richtung der beiden. Als ich Coralie zu fassen bekam drückte ich sie fest an mich. «Für den Kommentar hast du dir die ekligste stinkende Umarmung der Welt verdient.»

Coralie gab angewiderte Geräusche von sich, während sie sich versuchte aus meinen Armen zu befreien. Kaum war ich frei, so begrüsste ich auch gleich Lu mit einem Handschlag.

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