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Ich schien gestern Abend bei einem meiner intensiven Chats mit Sascha mit dem Handy in der Hand eingeschlafen zu sein. Denn ich wurde vom Vibrieren des Handys direkt neben meinem Kopf wach.

Ohne zu schauen wer mich zu erreichen versuchte, nahm ich den Anruf entgegen. Ich stöhnte unverständliche Geräusche in den Hörer.

«Na da hab ich doch jemanden geweckt», lachte Quirin am anderen Ende des Hörers. Innerlich war ich erleichtert, dass es nur mein Bruder war.

«Mein Handy lag praktisch auf meinem Gesicht», gähnte ich und rieb mir die Augen.

«Es ist wenn ich ehrlich sein darf für mich immer noch bisschen komisch, dass du dich so gut mit meinem Mitbewohner verstehst», gestand Quirin. Ich brauchte meinen Bruder nicht zu sehen um zu wissen, dass er am anderen Ende der Leitung sich wohl an seinem kahlrasierten Hinterkopf kratzte und verwirrt durch sein Zimmer stapfte.

«Du weisst davon, dass Sascha und ich manchmal miteinander schreiben?», fragte ich etwas verunsichert. Ich drehte mich in meinem Bett ein wenig hin und her. Das Shirt, welches durch das Schlafen hochgerutscht war, zupfte ich zurecht.

«Manchmal?», sagte Quirin mit einem Hohn in der Stimme, welcher mir gar nicht gefiel, «Andrin manchmal hab ich das Gefühl der einzige Weg um an Informationen aus deinem Leben zu kommen ist durch meinen Mitbewohner.»

Eine Weile fiel Stimme zwischen uns. Es war mir unangenehm das Quirin mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Wobei er derjenige war, der meine früheren Nachrichten gekonnt über Wochen ignorieren konnte, war ich nun der, der sich schlecht fühlte, weil er nicht mehr gross den Kontakt zu Quirin suchte um ihm Neuigkeiten zu erzählen. Stattdessen war Sascha derjenige, der vieles erfuhr.

«Es läuft nichts zwischen euch, oder?», fragte Quirin etwas unsicher.

Ich bemerkte, wie sich meine Stirn in Falten legte. «Wie oft soll ich's dir noch sagen, Qui?», stöhnte ich genervt aus, «Sascha ist nicht die Sorte Mann, die mir gefällt.»

Quirin auf der anderen Seite der Leitung pfiff scharf durch die Zähne. Es dauerte einen Moment, bis er seine Worte wiederfand. «Und es wird auch nie was zwischen euch laufen?»

«Warum ist es dir so wichtig?», schnalzte ich mit der Zunge.

«Weil ich es extrem unangenehm finden würde», begann Quirin seine Verteidigung, «Wenn du mit meinem Mitbewohner was anfangen würdest... Ich meine, was wenn ich hier weiter wohnen bleibe und ihr euch plötzlich trennt. Das wäre doch super unangenehm für alle Parteien, oder?»

Leise stiess ich einen Seufzer aus. «Dann kannst du ja froh sein, dass da nichts zwischen deinem Mitbewohner jemals je geschehen wird.»

Ich ahnte, dass Quirin am anderen Ende nickte. Eine Weile schien er nach dem roten Faden und Grund für seinen Anruf zu suchen. Doch plötzlich platzte Quirin hervor: «Hast du denn genug Akku für eine kleine Schnitzeljagd?»

«Schnitzeljagd?», fragte ich etwas irritiert.

Leise lachte Quirin am anderen Ende: «Erinnerst du dich noch an mein Auto?»

Ich zog vielsagend eine Augenbraue hoch, ehe ich von meinem Bruder wissen wollte: «Den Volvo 345?»

«Warum bist du der einzige Mensch, der weiss welches Modell von Schrottkarre ich fahre?», grinste Quirin gefolgt von einem schallenden Lachen.

Vor meinem inneren Auge tauchten die Bilder von letztem Jahr wieder auf: «Erinnerst du dich daran, dass das der Wagen war, mit dem ich häufig Probefahrten für meinen Führerschein gemacht habe? Eventuell habe ich ein Handbuch studiert für den Notfall, dass der auf einer dieser Fahrten seinen letzten Atemzug nimmt.»

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