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Der dunkelblaue Subaru kam oben auf dem Pass zu stehen. Es war auf Lus Mist gewachsen, dass er uns Samstagmittag mit seinem Bauernferrari aufgegabelt hatte und die engen Bergstrassen hier hochgefahren war. Auslöser für Lus Schnapsidee war die Versöhnung von Coralie und Morgane, sodass er unbedingt wieder etwas mit der gesamten Clique unternehmen wollte. Leider war Yves verhindert, da er einen wichtigen Leichtathletikwettbewerb hatte welchen er nicht verpassen konnte.

Auf dem Pass war es wesentlich kälter als unten im Tal. Ich kramte in meinem Rucksack nach meiner Sweatjacke. Als ich sie gefunden hatte, zog ich sie etwas ungeschickt heraus, ehe ich sie mir überstreifte.

«Il fait un froid de canard ici», fröstelte Morgane. Sie schlang sich ihre Arme um den Oberkörper und begann gleich mit den Händen über ihre Oberarme. Die Romande trug eine dünne Leggings sowie einen Übergrossen Hoodie, in den sie sich nun einkuschelte.

Hilfesuchend blickte ich hinüber zu Coralie, welche leise lachend mit den Augen rollte. «Es ist Arschkalt», übersetze sie leise flüsternd. «Ich hätte eine Mütze mitnehmen sollen», stellte Coralie brummend fest als ein Windstoss ihr die roten Haare ins Gesicht bliess.

Ich konnte nicht anders als ein grunzendes Lachen auszustossen. Dies bescherte mir natürlich direkt einen scherzhaften Boxhieb in den Oberarm. Ein verschmitztes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des rothaarigen Mädchens aus, ehe sie sich bei mir einhakte. «Komm jetzt Andrinski oder ich verfüttre dich an die Murmeltiere», grinste Coralie.

«Ich glaube nicht, dass Murmeltiere Fleischfresser sind, Co», lachte ich herzlich. Mit etwas Abstand folgten wir unseren Freunden ehe wir einen guten Platz für unser kleines Picknick fanden.

Die rotgrün karierte Picknickdecke, welche ich mitgebracht hatte, breitete ich gemeinsam mit Lus Hilfe aus.

«Findest du den Platz angebracht?», hinterfragte Lu die Auswahl unseres Platzes skeptisch. Er hatte die Hände in die Hüfte gestemmte und musterte mit schrägverzogenem Mund unserem Platz skeptisch.

«Nur weil die Ebene ein wenig schräg ist?», ich verfluchte die Tatsache, dass ich meine Sonnenbrille irgendwo hatte liegenlassen, denn die Sonne blendete gerade stark. Mit zusammengekniffenen Augen und der Hand als Blende nutzend, musterte ich meine Freunde, «Unsere Getränke und unser Essen sollte und schon nicht wegrollen.»

Dies schien für Lu schon ein aussagekräftiges Argument genug sein, denn Schultern zuckend liess der Tessiner sich als erstes auf der Picknickdecke nieder. Grummelnd blickte ich nach unten, ehe ich mich neben ihn setzte. Coralie, Kristin und Morgane setzten sich nach und nach ebenfalls auf die Decke.

«Hast du deine Kamera mitgebracht?», wandte sich Lu aufgedreht in Coralies Richtung.

Etwas unsicher senkte Coralie den Kopf. «Nur weil du gefragt hast», offenbarte meine beste Freundin in die Richtung des Tessiners, «Es ist länger her, dass ich das letzte Mal fotografiert habe.»

«Warum?», war es nun Kristin anstelle von Lu, die von Coralie wissen wollte, warum sie ihrer einstigen Leidenschaft nicht mehr nachging. Die Bulgarin schob sich eine Strähne der kobaltblau gefärbten Haare hinters Ohr, ehe sie nach der Wasserflasche in ihrer Tasche griff und einen grossen Schluck daraus nahm, «Deine Bilder waren doch immer verdammt gut.»

Coralie zuckte mit den Schultern. Bei der Bewegung rutschte ihre graue Jeansjacke ein klein wenig hinunter. Mit gesenktem Blick griff sie nach dem Kragen und zog die Jacke wieder auf die Schulter. Natürlich wollte sie nicht offen über ihre Beweggründe reden. Ich wusste, dass es ihr schwerfiel mit anderen zu denen sie nicht diese jahrelange Verbindung hatte, sich gegenüber zu öffnen. «Gib mal her», sagte ich und hielt ihr meine Hand hin, damit sie mir ihre nun hervorgekramte Kamera reichen konnte.

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