Und so kam es, dass wir uns Samstagabend in einen Club von Sascha zerren liessen. Erneut entschieden sich Magdalena und Quirin dazu, lieber zu Hause zu bleiben. Es wäre «nicht ganz ihr Milieu», Zitat Quirin.
Ich sollte schnell auch lernen warum: Denn Sascha hatte uns in eine queere Bar mitgenommen. Sascha selbst, sprach zwar von einer Schwulenbar. Aber für mich fühlte es sich nicht richtig an, diese Location als solches zu beschreiben. Denn das Publikum war wesentlich breitgefächerter als nur jedes einzelne Klischee eines homosexuellen Mannes.
Etwas verunsichert klammerte Lu sich an meine Hand als wir den Schuppen betraten. Sascha schien hier ziemlich viel Zeit zu verbringen, denn er begrüsste hier und da ständig Leute.
Mein Blick wanderte zu Lu, welcher das Gesicht verzogen hatte. Er versteckte sich beinahe schon hinter mir, hatte den Kopf so gut es ging eingezogen.
So fest ich konnte drückte ich seine Hand um ihm zusagen, dass ich für ihn da war und er keine Angst haben musste.
Doch in Wahrheit verlor auch ich beim Anblick der bunten Vögel die das Lokal bevölkerten meine eigene Selbstsicherheit. Die Offenheit der Leute, an denen wir uns vorbeipressten, schüchterte mich – jemanden, der immer noch mehr oder weniger in seinem Kämmerchen steckte und keinen Plan davon hatte ob und wie er sich je vor der ganzen Welt outen sollte – zugegebenermassen schon ziemlich ein.
Sascha führte uns zum Tresen. Er begrüsste den Barkeeper mit Handschlag. Man schien ihn hier also bestens zu kennen. Oder wer weiss; vielleicht war das sogar die Bar in der Sascha selbst arbeitete. Aber ich kam nicht dazu ihn zu fragen. Stattdessen drehte sich der Mitbewohner meines Bruders zu uns um: «Was wollt ihr trinken?»
Während ich einen Gin Tonic bestellte, war Lus Wahl ein Mojito. Sascha bezahlte die erste Runde und wir bezogen einen der noch freien Tische.
Lu rutschte so nahe wie möglich an mich heran. Er nippte am Strohhalm seines Drinks. Der Blick meines Freundes wanderte über die Gäste des Lokals. Seine Hand lag mittlerweile auf meinem Oberschenkel. Schmunzelnd legte ich meine Hand auf seine. Ich drückte diese, worauf Lus Mundwinkel sich für eine Millisekunde kurz nach oben bewegten.
«Ich gehe davon aus, dass ihr das erste Mal so etwas besucht», zwinkerte Sascha uns zu, während er an seinem Long Island Ice Tea nippte. Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu, worauf Sascha nur verschmitzt grinste.
«Ich hab keinen Plan ob's so etwas überhaupt bei uns gibt», nuschelte ich, gefolgt von einem grossen Schluck meines Gin Tonics, «Wenn, dann vermutlich eher bei den Romands oder ziemlich gut versteckt.»
Ich schielte hinüber zu Lu in der Hoffnung, dass er mehr darüber erzählen konnte. Schliesslich schien er aufgrund seiner Mütter doch von mehr zu wissen, als er den Anschein machte.
Doch der Lu neben mir, hatte den Kopf gesenkt. Er spielte stattdessen mit dem Strohhalm seines Mojitos. Mein Blick wanderte hinüber zu Sascha, doch der war mit seinem Handy beschäftigt, während sein Blick suchend durch den Club zog.
«Alles gut?», flüsterte ich fragend Lu ins Ohr. Mein Blick wanderte erneut hinüber zu Sascha. Doch der schien zu beschäftigt zu sein um uns zu beachten.
Lu zuckte nur mit den Schultern. «Ich...», begann er zu stottern, ehe er leer schluckt und abwinkte.
«Du weisst, dass du mit mir reden kannst», flüsterte ich ihm zu. Erst sagte Lu nichts. Doch im nächsten Moment hatte er sich mehr oder weniger in meinen Schoss katapultiert.
Dankbar, dass ich meinen überteuerten Gin Tonic nicht verschüttet hatte, stellte ich diesen auf den kleinen Tisch, welcher zwischen uns und Sascha stand. Für den Moment ignorierte ich den Mitbewohner meines Bruders komplett. Alles, was jetzt für mich zählte, war Lu und seine Gefühle.
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we are satellites
Teen FictionAndrin wäre gerne ein Komet. Dabei lässt er sich eher mit einem Satelliten vergleichen, der in seiner Umlaufbahn festzustecken scheint. Obwohl er sich diese Saison einen Platz als Stammspieler im Zweitligateam seiner Eishockeymannschaft ergattert h...