8.

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Wir hatten einen schönen Tag; assen Eis und fanden sogar ein Örtchen, welches nicht überlaufen von irgendwelchen Feiertagstouristen war. Als es langsam eindunkelte bretterten wir mit dem Bauernferrari die engen Bergstrassen des Tals hinunter in die Richtung des Dorfes in dem ich mit meiner Familie wohnte.

«Was hältst du davon, wenn wir Coralie aufgabeln und uns zu Dritt das Feuerwerk anschauen?», fragte Lu. Irgendwo in der Ferne hinter uns ging bereits eine der ersten Raketen hoch.

Verdutzt schielte ich zu Lu hinüber. Warum wollte er unbedingt, dass Coralie dabei war? Stand er etwa auf sie?

Ich brauchte nichts zu sagen. Lu schien meine Blicke bemerkt zu haben. «Komm schon Andrinski!», rief Lu und haute mit der rechten Hand spielerisch gegen das Lenkrad. «Wir haben sie den ganzen Sommer über nicht zu Gesicht bekommen. Warum also nicht spontan sein?»

Leise seufzte ich ehe ich nickte. «Du hast Recht», flüsterte ich und beobachtete Lu dabei, wie er breit grinsend den Weg zu Coralies Wohnblock einschlug.

Ich wusste nicht woher diese negative Stimme in meinem Kopf herkam – aber irgendetwas schien an Lus Vorschlag meine beste Freundin abzuholen meine Stimmung zu drücken. Unbemerkt lehnte ich meinen Kopf an das Fenster der Beifahrertür und liess meinen Blick über die vorbeifahrende Natur schleifen.

Wenig später hielt der dunkelblaue Subaru vor dem Wohnblock in dem Coralie mit ihrem Vater lebte. Lu parkte ihn auf einem der freien Parkplätze am Strassenrand. Gemeinsam stiegen wir aus.

Gerade als ich die Klingel bedienen wollte, sahen wir eine der Bewohnerinnen des Wohnblocks auf die Eingangstür zusteuern. Es war keine geringere als Signora Bianchi, die direkte Nachbarin der Ritz'. Freudig kam die alte kleine Dame mit den schneeweisen Haaren und ihren viel zu hohen Plattformfinken auf die Eingangstür zu gespurtet. Lächelnd öffnete sie die Tür.

Es dauerte keine zwei Sekunden bis Signora Bianchi Lu in ein Gespräch auf Italienisch verwickelt hatte. Unauffällig gab er mir zu verstehen, dass ich schon einmal nach oben gehen sollte und er sich hier weiter mit der alten Dame unterhalten würde. Nickend bestätigte ich und ging hinüber zum Lift.

Oben im dritten Stock angekommen drückte ich die Klingel zu der Wohnung. Ich trat zwei Schritte zurück. Nervös wartete ich darauf, dass die Tür aufging. Wenn ich ehrlich sein durfte, ich hatte keinen Plan was ich ihr genau sagen sollte. Schliesslich war das alles auf Lus Mist gewachsen und – ich zuckte zusammen als die Tür aufging.

Freundlich lächelte ich Coralies Vater, Ferdinand Ritz, an. «Schönen guten Abend», begrüsste ich ihn.

«Hallo Andrin», grüsste er zurück, «Du willst sicher zu Coralie?»

«Nicht ganz», hörte ich mich antworten, «Eigentlich wollte ich wissen ob Ihre Tochter Interesse daran hätte mit Luciano und mir sich eines der Feuerwerke anzuschauen.»

Coralie schien wohl bemerkt zu haben, dass jemand an der Tür für sie war. Denn es dauerte nicht lange, bis der rotschöpfige Zwerg hinter ihrem Vater auftauchte. Meine beste Freundin hatte ihre roten Haare auf ihrem Kopf zu einem chaotischen Dutt aufgetürmt, während sie auf ihrer Nase das schwarz umrahmte Nasenfahrrad durch die Gegend spazieren trug. Ihr kleiner zierlicher Körper versteckte sich in einer dunklen Jogginghose, sowie einem ebenso dunklen übergrossen Hoodie.

«Andrin?», fragte sie etwas irritiert, «Was machst du denn hier?»

Sollte es mich verletzen, dass meine beste Freundin verwirrt über meinen Überraschungsbesuch war? Doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Stattdessen lächelte ich sie freundlich an. «Lu und ich wollten wissen, ob du dir mit uns eines der Feuerwerke anschauen willst.»

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