Um nicht aufzufallen, aber dennoch alles im Blick zu behalten, zog sich Ravy in eine kleine Gasse gegenüberliegenden der Bar zurück. Von dieser konnte er deren Eingang fantastisch beobachten, in welche der Freak verschwunden war. Auch verschwand er so beinahe vollständig in den Schatten zwischen den Häuserfassaden und Müllcontainern, sodass es beinahe unmöglich war, ihn noch irgendwie zu entdecken.
Vor allem dann nicht, wenn man eine schwummrige Bar verließ. Die Augen des Fremden würden sich zuerst einmal an das Licht gewöhnen müssen und so lange dies geschah hatte er immer noch Zeit zu verschwinden.
Sein Plan war perfekt. Oder zumindest so perfekt, wie er sein konnte, wenn man so etwas zum ersten Mal machte und sich dabei Zweifel in seinen Verstand schlichen, die ihm sagten, dass er am Ende von hinten angefallen werden würde.
Der Jugendliche konnte einiges erkennen, wenn es auch nicht so viel war, wie er es sich gewünscht hätte. Durch die verdreckten Fenster zu blicken, war beinahe unmöglich. Im Inneren konnte er also nicht erkennen.
Auch mit den wenigen Leuten, welche hin und wieder eintraten und den Laden wenige Minuten später wieder verließen, konnte er nicht allzu viel anfangen. Denn so sehr er auch versuchte an diesen vorbei ins Innere der Bar zu spinksen, half es nicht.
Er wusste nicht, wie lange er dort stehen, warten und beobachten musste. Nicht nur, dass er in seiner Konzentration irgendwann das Zeitgefühl verlor. Immerhin wagte er es nicht auf die Uhr zu schauen und den Blick von dem Hauseingang abzuwenden.
Die Gefahr den anderen in dieser kurzen Zeit eiskalt zu verpassen und dann unnötige Stunden hier zu warten, lockte ihn nicht allzu sehr.
Auch seine Ungeduld schien ihm den letzten, aber auch allerletzten Nerv zu rauben. Mit jeder Gestalt, welche die Räumlichkeiten betrat, wieder verließ und die eben nicht jener Unbekannte in schwarz war, trieb diese noch mehr an. Brachte ihn um den Verstand.
Ließ ihn mit dem Gedanken spielen irgendwann einfach hineinzustürmen und sich das zu holen, was er wollte, ganz gleich, was er dafür riskierte.
Unwillig wippte er mit seinem Bein auf und ab, während er sich gelangweilt gegen die abgenutzte Backsteinfassade lehnte, die definitiv schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Er wandte seinen Blick nicht von dem Bareingang gegenüber ab.
Ungeduldig hibbelte er mit seinem Bein. Er strich mit seiner Schuhsohle seicht über die braune, bereits matschig getretene Schneedecke. Wäre er nun ein Raucher gewesen, hätte er sich mit Sicherheit in diesem Augenblick eine Kippe angezündet.
Dass der knirschende Schnee unter seinen schwarzen Schuhen das einzige Geräusch war, welches seine Ohren erreichte, brachte ihn dazu seine Hände in den Taschen seines Mantels zu Fäusten zu ballen.
In dieser Stadt war es nicht oft ruhig. Irgendwo vernahm man immer einen Ruf, ein Auto, ein Tier, Schritte oder ein einfaches Klappern von Türen, Fensterläden oder Rollläden. Doch nicht in diesem Augenblick.
Trotz der wenigen Menschen, welche hier unterwegs waren, war nichts zu hören und es kam Ravy so vor, als hätte die Welt dies in diesem Moment mit bloßer Absicht und Boshaftigkeit gemacht. Als ob sie Spaß daran hatte ihn vielleicht noch ein klein wenig mehr, um den Verstand zu bringen und zu ärgern, weil sie ja sonst gar nichts Besseres zu tun hatte. Er hasste es.
Und zu alldem war die Kälte, welche sich mit jeder Minute ein klein wenig mehr in seinem Körper auszubreiten schien, auch nicht gerade wundervoll. Denn so lange, wie er bereits an ein- und derselben Stelle stand und sich nicht bewegte, spürte er seine Hände und Füße kaum noch.
Seine Gelenke waren steif, seine Muskeln verspannt und seine Haut ziepte und zerrte an ungeschützten stellen. Er sah beinahe schon lebhaft vor sich, wie rot sich seine blasse Haut verfärbt hatte und ihn aussehen ließ, wir ein kleines Kind. Er hasste diese Eigenschaft.
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Freak - unknow Angel [BoyxBoy]
ParanormalWenn Fiktion und Wahrnehmung, Einbildung und Realität, Panik und Geborgenheit, ineinander verschwimmen, dann sind nicht einmal mehr die Pläne des Schicksals vor den herannahenden Gefühlen sicher. Eine Nacht, eine Party verändert Ravys Leben. Während...