Wie am Vortag machten sich Ravy und seine Freunde zwischen den Unterrichtsstunden auf den Weg in die Kantine. Es hatte erst vor wenigen Minuten zur Mittagspause geklingelt.
Der Schwarzhaarige fühlte sich ausgelaugt, obwohl er wohl kaum ein Recht dazu hatte. Anders als seine Freunde nämlich, war er erst im letzten Drittel des zweiten Blockes in seinen Unterricht eingestiegen.
Er war mehr als bloß massig zu spät gekommen, doch weil es erst der zweite Tag nach den Ferien war und er seiner Lehrerin hatte glaubhaft verklickern können, dass er den ersten Block freigehabt und somit länger geschlafen hatte - was natürlich nicht stimmte - war er sowohl um eine Strafarbeit als auch um das Nachsitzen herumgekommen, welches ihm bei einer solchen Verspätung eigentlich gedroht hätten.
In einem Moment wie diesem war er unglaublich erleichtert bereits volljährig zu sein und seine Entschuldigungen selbst zu unterschreiben. Andernfalls hätte er wohl ziemlichen Stress mit seiner Familie bekommen.
So war es immerhin früher bereits schon immer gewesen. Kaum, dass er sich einen Fehltritt erlaubt hatte, hatten ihn damals schon überdimensionierte Strafen erwartet, die seine Geschwister niemals bekommen hätten.
Dies hatte er auch mehr als einmal angesprochen, doch hatte man ihm immer erzählt, dass er dies doch noch gar nicht bewerten konnte. Selbst heute empfand er diese Strafen noch zu hart.
Immerhin war er bloß ein Kind gewesen, welches lieber nach dem Unterricht noch eine Stunde durch die Gegend gestreift war, bevor es nachhause ging. Er hatte damals schon gewusst, dass ihn Zuhause nichts anderes als Ärger erwarten konnte.
Irgendwann jedoch hatte er versucht die Strafen zu ignorieren und sich nicht mehr zu sehr daran aufzuhängen. Einerseits, weil es ihm sonst bloß noch mehr Strafen eingebracht hatte. Und auf der anderen Seite hatten seine Einsprüche ohnehin niemals etwas genutzt.
Nie war er in der Lage gewesen seinen Hausarrest zu mildern, seinen Spüldienst zu verkürzen oder die Aufgaben seiner Geschwister seltener zu übernehmen.
Vielleicht war dies der Grund gewesen, weshalb er sich erst in der Oberschule wirklich mit seinen Freunden angefreundet hatte. Erst nach seinem Umzug, nachdem seine Familie ihm nicht mehr im Nacken gehangen und ihn ausgebremst hatte. Bis er allein gelebt hatte, war er nie so richtig Teil einer Freundesgruppe gewesen. Seine jetzigen Freunde waren die Ersten, welche er wirklich wagte und fühlte so zu nennen.
Anders, als am vorherigen Tag, schlich Ravy nicht bloß hinter den anderen, starrte gedankenverloren auf den Boden und musste sich darum bemühen nicht gegen irgendjemanden zu laufen.
An diesem Tag unterhielt er sich freudig lachend mit den anderen, alberte herum, schmiedete Pläne, was sie am Wochenende machen wollten und war wieder ganz er selbst. Trotzdem entging ihm nicht, wie Tristan ihn immer wieder besorgt musterte. Zwar legten sich diese Blicke mit der Zeit, in welcher er wieder ganz der Alte war, ein wenig, doch trotzdem schien den hellbraunhaarigen Jugendliche etwas zu besorgen.
Und vielleicht lag er damit gar nicht so falsch. Denn der Schwarzhaarige spürte etwas. Etwas, was am vorherigen Tag nicht dort gewesen war. Der stechende Blick nämlich, der sich in seinen Nacken ätzte und sich dort festsaugte wie eine gierige Zecke, schien mit jedem Augenblick, den er sich länger in diesem Schulgebäude befand, bloß noch unangenehmer zu werden.
Anders als er gehofft hatte, hatte dieser Blick nämlich nicht von ihm abgelassen. Sich mehr noch weiter in seinen Körper gebohrt. War deutlicher geworden. Und obwohl der Jugendliche es zu ignorieren versuchte kam und kam er einfach nicht um die Frage umhin, was genau dies war. Einbildung oder Realität. Und ob man nicht langsam Mal genug davon hatte, Löcher in seinen Körper zu starren und ihn zu verfolgen.
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Freak - unknow Angel [BoyxBoy]
ParanormalWenn Fiktion und Wahrnehmung, Einbildung und Realität, Panik und Geborgenheit, ineinander verschwimmen, dann sind nicht einmal mehr die Pläne des Schicksals vor den herannahenden Gefühlen sicher. Eine Nacht, eine Party verändert Ravys Leben. Während...